Digital
Wirtschaft

Wie Tesla seine Aktionäre entmachtet

KEYPIX - epa12096583 SpaceX and xAI CEO Elon Musk (L) attends a panel at the Saudi-US Investment Forum in Riyadh, Saudi Arabia, 13 May 2025. The forum is taking place during the state visit of US Pres ...
Musk besucht das «Saudi-U.S. Investment Forum» in Saudi-Arabien: Teslas Klagebeschränkung stärkt Musk und schwächt Kleinanleger.Bild: keystone
Analyse

Wie Tesla seine Kleinanleger entmachtet

Elon Musk ändert die Spielregeln – und erschwert es (kleinen) Aktionären massiv, gegen das Management vorzugehen. Dahinter steckt Kalkül mit weitreichenden Folgen.
21.05.2025, 15:4721.05.2025, 15:47
Leon Bensch / t-online
Mehr «Digital»
Ein Artikel von
t-online

Aktionäre von Tesla haben künftig kaum noch eine Möglichkeit, das Unternehmen oder das Management rechtlich zur Rechenschaft zu ziehen – zumindest dann, wenn sie keine Milliarden in Aktien investieren. Der Elektroautobauer habe seine Unternehmenssatzung geändert und die Hürden für sogenannte derivative Klagen deutlich erhöht, berichtet der US-Wirtschaftsnachrichtensender CNBC.

Seit dem 15. Mai gilt: Nur noch Aktionäre, die mindestens drei Prozent aller ausstehenden Tesla-Aktien halten, dürfen eine Klage wegen Pflichtverletzungen gegen den Vorstand oder die Geschäftsführung anstrengen. Das geht aus einer Pflichtmitteilung an die US-Börsenaufsicht hervor. Bei einer Marktkapitalisierung von über einer Billion US-Dollar entspricht das einem Anteil im Wert von mehr als 30 Milliarden Dollar. Die Massnahme schliesst faktisch alle Kleinanleger von rechtlichen Schritten gegen Tesla aus.

Texas statt Delaware – ein Strategiewechsel mit Folgen

Möglich macht diesen Schritt ein Unternehmensgesetz im US-Bundesstaat Texas. Dort dürfen Firmen eine Mindestbeteiligung vorschreiben, bevor Aktionäre Klagen wegen Pflichtverletzungen einreichen können. Tesla hatte sich im Juni 2024 nach einem gerichtlichen Rückschlag im Bundesstaat Delaware neu in Texas registrieren lassen.

Hintergrund ist der sogenannte Tornetta-Prozess. Damals hatte ein einzelner Aktionär mit lediglich neun Tesla-Aktien erfolgreich gegen das milliardenschwere Vergütungspaket von CEO Elon Musk geklagt. Die Richterin Kathaleen McCormick vom Chancery Court in Delaware kam zu dem Schluss, dass Musk bei den Verhandlungen über sein eigenes Gehalt praktisch freie Hand hatte.

Die angeblich unabhängige Vergütungskommission habe nicht wirklich mit Musk verhandelt, sondern mit ihm «wie ein Beratungsgremium» zusammengearbeitet, so McCormick. Zudem seien den Aktionären vor ihrer Zustimmung zu dem Plan wesentliche Informationen vorenthalten worden. Die Folge: Die Richterin erklärte Musks 56-Milliarden-Dollar-Vergütungspaket rückwirkend für unwirksam.

Musk will sein Gehalt zurück

Gegen diese Entscheidung hat Musk inzwischen Berufung eingelegt. In seiner Klageschrift argumentiert er, das Urteil sei ein «Widerspruch zu gesundem Menschenverstand, bewährter Unternehmensführung und etabliertem Recht». Ausserdem habe das Gericht fälschlicherweise die höchsten juristischen Standards angelegt und normale geschäftliche Beziehungen zwischen Aufsichtsräten als Interessenkonflikte gewertet.

Gleichzeitig hat Musk deutlich gemacht, dass er mit dem Bundesstaat Delaware gebrochen hat. Sein Rat an andere Unternehmen: Sie sollten sich nicht in Delaware niederlassen. Tatsächlich haben auch andere Konzerne wie Meta oder TripAdvisor bereits über einen Weggang aus Delaware nachgedacht. Beobachter sprechen von einem möglichen «DExit» – also einer Flucht von Unternehmen aus dem einst beliebtesten Gründungsstaat an der Ostküste der USA.

Weniger Kontrolle, weniger Mitsprache

Die neue Regelung bei Tesla entzieht kleinen Aktionären eines ihrer wichtigsten Instrumente zur Kontrolle des Unternehmens. Eine derivative Klage ist eine besondere Form der Sammelklage, bei der ein Aktionär im Namen des Unternehmens gegen dessen Management klagt – etwa bei Pflichtverletzungen, Vorteilsnahme oder Betrug. Wenn diese Möglichkeit nur noch Superreichen oder institutionellen Investoren offensteht, fehlt dem Management ein entscheidendes Korrektiv.

Elektroauto

Kritiker sehen darin einen gefährlichen Präzedenzfall. Denn der Schritt zeigt, wie Unternehmen durch geschickte Wahl des Rechtsstandorts Regeln massiv zu ihren eigenen Gunsten verändern können – und damit das Machtverhältnis zwischen Management und Aktionären verschieben. Für viele Investoren ist das mehr als ein juristisches Detail: Es geht um die Frage, ob ihre Stimme im Unternehmen noch zählt.

Verwendete Quellen:

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das waren die besten Autos 2024 im ADAC-Test
1 / 12
Das waren die besten Autos 2024 im ADAC-Test
Rang 10: Genesis G80 Electrified (Hyundai), Gesamtnote: 1,8 (Elektro)
quelle: shutterstock
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Britische Aktivisten rechnen mit Musk ab – und lassen 98-Jährigen in Panzer auf Tesla los
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
8 Kommentare
Dein Kommentar
YouTube Link
0 / 600
Hier gehts zu den Kommentarregeln.
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Der Micha
21.05.2025 16:05registriert Februar 2021
" ...das Urteil sei ein «Widerspruch zu gesundem Menschenverstand, bewährter Unternehmensführung und etabliertem Recht"

Unabhängig davon, dass Musk keinen gesunden Menschenverstand besitzt, ist seine Auffassung von etablierten Recht ziemlich gefährlich, weil dies dann nur sein Recht betreffen würde. Die der anderen sind ihm egal.
444
Melden
Zum Kommentar
avatar
Frizbee
21.05.2025 17:11registriert März 2022
Einfach keinen TeZZla kaufen und X deinstallieren. Das wird ihn bestimmt beruhigen.
223
Melden
Zum Kommentar
8
    Die besten Arbeitgeber der Schweiz 2025 – laut Mitarbeitenden
    Die Agentur Great Place to Work hat in einer umfassenden Mitarbeiterbefragung ermittelt, welche die besten Arbeitgeber der Schweiz sind. Hilti und Hilton konnten ihre Grössenkategorie zum zweiten Mal in Folge gewinnen.

    Insgesamt 75 Unternehmen in der Schweiz wurden von der Agentur Great Place To Work als sogenannte «Best Workplaces™» ausgezeichnet. Im Gegensatz zu vielen anderen Arbeitgeber-Rankings basiert die Bewertung dabei direkt auf dem Feedback der Mitarbeitenden – sie wurden umfassend zu ihrer Zufriedenheit im Unternehmen befragt.

    Zur Story