Laut mehreren Schätzungen gehört die Videospiel-Branche zu den erfolgreichsten im Unterhaltungssektor. Mit aktuell etwa 200 Milliarden Dollar Umsatz pro Jahr ist sie grösser als zum Beispiel die Filmbranche mit etwas über 100 Milliarden Dollar oder die Musik-Branche mit 50 Milliarden weltweit. Hinter diesen enormen Zahlen steckt aber auch einiges an Aufwand.
Deshalb wollen wir uns etwas genauer anschauen, was hinter der Entwicklung eines Videospieles steckt. Dafür werfen wir einen Blick auf einige allgemeine Schätzungen und die Entwicklung des Videospieles «Grand Theft Auto V» (GTA V) des Studios Rockstar an. Der Kassenschlager von 2013 darf dabei keinesfalls als Durchschnitt gelten, er gehört wohl zu den aufwändigsten Produktionen in der Geschichte der Videospiele. Wir verwenden ihn deshalb als Beispiel eines grossen Titels.
Wie viel kostet es eigentlich, ein Videospiel zu entwickeln? Eine schwierige Frage: Eine Studie aus dem Jahr 2012 beziffert den Branchendurchschnitt für einen internationalen Titel, der auf mehreren Plattformen erscheinen soll, auf zwischen 18 und 24 Millionen Dollar. Mit dem technischen Fortschritt und dem damit verbundenen Mehraufwand wird diese Zahl eher noch gestiegen sein. Die Produktion von kleineren, unabhängig von den grossen Herstellern produzierten Spielen, kann aber sehr viel günstiger ausfallen. Hier sind Beträge zwischen 1000 und 100'000 Dollar möglich.
Damit wurde das Spiel aber noch nicht vermarktet. Während kleinere Independent-Titel auf Vermarktung via Streamer setzen, nehmen grössere Produzenten hier sehr viel Geld in die Hand. Im Falle von GTA V soll die Entwicklung (bis zum Release 2013) laut Schätzungen über 100 Millionen Dollar verschlungen haben. Hinzu kam wohl noch ein Marketing-Budget von weiteren 100 Millionen. Branchen-Experten vermuten hinter dem Blockbuster zwischen 200 und 250 Millionen Dollar Aufwand.
Immer mehr im Trend sind jedoch Spiele, die eigentlich noch gar nicht fertig sind. Via DLCs oder Seasons wird zum Beispiel für Fortnite, Call of Duty oder Destiny immer neuer Content produziert. Die Games sind damit nie gänzlich fertiggestellt und es wird laufend ergänzt. Hier können die Kosten dann deutlich höher ausfallen als für Einzeltitel.
Gleich geht es weiter mit der Story, aber vorab eine kurze Werbeunterbrechung:
Und nun zurück zur Story...
Die Entwicklung eines Videospieles benötigt Menschen aus diversen Sektoren. Designer modellieren die Welt, Story-Teller schreiben die Geschichte, Musiker nehmen Songs und Geräusche auf und Entwickler verpacken das Ganze in einen funktionierenden Code. Dabei werden immer mehr Menschen gebraucht, je näher der Publikations-Termin rückt, meint ein Entwickler aus der Branche.
So starte man mit einer Handvoll Leute und einer Idee. Ein erstes Konzept arbeite man mit etwa 10 bis 20 Personen aus. Danach beginnt der grosse Brocken der Arbeit, die eigentliche Entwicklung. Dafür werden bei eher grossen Titeln mit einem Budget von etwa 50 Millionen 100 bis 200 weitere Leute angeheuert. Im Falle von GTA V sprechen Experten gar von bis zu 1000 Personen, die in der Entwicklung involviert waren.
Der komplette Prozess von Planung bis Post-Production dauert für Konsolen- und PC-Spiele im Schnitt etwa drei bis fünf Jahre. Dabei gibt es einige Ausreisser wie «Cyberpunk 2077», die über fast 10 Jahre konzipiert und entwickelt werden. Die Produktion von GTA V startete im April 2008, der letztendliche Release erfolgte im September 2013, das macht dann ebenfalls fünfeinhalb Jahre. Der Präsident des Entwicklerstudios von GTA V sprach in mehreren Interviews immer wieder von «drei entwicklungsintensiven Jahren.»
In dieser Zeit wird Unmengen an Code geschrieben. Konkrete Angaben sind schwer zu finden. Mehrere Quellen sprechen bei grossen Spielen von mehreren Millionen Zeilen Code (bei durchschnittlich 80 Zeichen pro Zeile). Zum Vergleich: Der Code für PacMan hat auf 36 Zeilen Platz. Die Software des Space Shuttle der USA belief sich auf etwa 400'000 Zeilen Code. Für GTA V werden zwischen 10 und 30 Millionen Zeilen geschätzt.
Ein Videospiel lebt aber nicht nur von der Grafik und dem Gameplay, sondern auch von der Musik. Für GTA V produzierten laut Hersteller drei Musiker und eine deutsche Elektro-Band etwa 20 Stunden Hintergrundmusik, Töne und Geräusche. Hinzu kommen über 400 lizenzierte Tracks, die auf 17 In-Game-Radiostationen ausgespielt werden.
Nutzerzahlen sind in der Game-Industrie so eine Sache. Manchmal publizieren die Hersteller selbst solche Zahlen, manchmal werden sie auch nur für eine Plattform erhoben und manchmal gibt es auch nur Schätzungen. Für GTA V erschien im November 2021 eine Studie zur Spieleranzahl. Bis letztes Jahr wurden für die unterschiedlichen Plattformen über 155 Millionen Stück des Spiels verkauft. Laut activeplayer.io spielen auch 2022 noch jeden Tag im Schnitt fast 400'000 Menschen GTA V – pro Monat sollen es sogar 2,3 Millionen sein.
Das Entwickeln und Verkaufen von Games ist ein Risikogeschäft, weil die Entwicklung und das Marketing im Normalfall bereits Millionen verschlingt. Der eigentliche Profit wird erst nach der Publikation gemacht, sofern sich das Spiel gut verkauft. Tut es das aber nicht, können rasch Millionen in den Sand gesetzt werden.
Nicht so bei GTA V. Das Spiel hat Rockstar in den Jahren seit Release etwa 6 Milliarden Dollar Umsatz gebracht. Die Entwicklungs- und Marketing-Kosten sind damit bei Weitem gedeckt. Die erste Milliarde machte das Spiel dabei bereits drei Tage nach Publikation. Doch auch der Online-Modus wirft Profit ab: Das Entwicklerstudio soll alleine im Jahr 2021 eine Milliarde Umsatz mit Mikrotransaktionen im Online-Modus erwirtschaftet haben. Das Game gehört damit zu den profitabelsten Entwicklungen in der Geschichte der Videospiele.
Spannender wären Vergleiche gewesen beispielsweise Fallout 4, Skyrim, Witcher 3, Cyberpunk, Rocketleague, Zelda breath of the wild, crysis etc.