Google dominiert den Online-Werbemarkt. Doch jetzt verstärken die Wettbewerbshüter den Druck auf den Online-Riesen mit einer zweiten Klage. Diesmal werfen die US-Regierung und acht Bundesstaaten Google unfairen Wettbewerb im Online-Werbemarkt vor. In der am Dienstag veröffentlichten Klageschrift fordert das US-Justizministerium unter anderem eine Zerschlagung von Googles Geschäftsbereich, in dem die Anzeigentechnologie gebündelt ist.
Google habe in diesem Bereich bis 2015 einen Marktanteil von 90 Prozent erreicht, heisst es in der 150-seitigen Wettbewerbsklage, die am Dienstag in Virginia erhoben wurde.
Der Vorwurf: Google habe zu wettbewerbsfeindlichen und illegalen Methoden gegriffen, um jede Bedrohung für die eigene Dominanz des Online-Werbemarktes aus dem Weg zu räumen. Unter anderem habe der Internet-Konzern potenzielle Rivalen frühzeitig aufgekauft. Durch das Vorgehen von Google verdienten Website-Betreiber weniger und Werbekunden müssten mehr zahlen, kritisiert das Justizministerium. Damit schade es am Ende allen. Google hingegen profitiere und nehme sich durchschnittlich 35 Prozent in Form mehrerer Gebühren. Mit Rivale Meta habe Google einen Pakt geschlossen, um mehr Wettbewerb zu verhindern.
Die Klage fokussiert sich auf den sogenannten «Ad-Tech»-Markt – vor allem die Technologien für Auktionen, in denen Anzeigenplätze in kürzester Zeit versteigert werden, bevor eine Webseite dem Nutzer angezeigt wird. Google habe sich in Werbeplatzauktionen selbst bevorzugt, heisst es in der Klage.
Ein Einschreiten der US-Regierung zeichnete sich bereits seit einiger Zeit ab. Das «Wall Street Journal» berichtete im Sommer vergangenen Jahres, Google habe dem Justizministerium als Zugeständnis angeboten, die «Ad-Tech»-Sparte in ein separates Unternehmen auszulagern. Es sollte aber unter dem Dach der Konzern-Holding Alphabet eine Google-Schwesterfirma bleiben. Das ging der Regierung nicht weit genug.
Auf die neue Klage entgegnete Google, das Justizministerium versuche mit seiner Klage, «Gewinner und Verlierer im hart umkämpften Sektor der Werbetechnologie zu bestimmen». Die Wettbewerbshüter stützten sich dabei auf eine fehlerhafte Argumentation, die Innovationen verlangsamen, die Werbegebühren erhöhen und tausenden kleinen Unternehmen das Wachstum erschweren würde, kritisierte der Konzern.
Gleichzeitig nehme der Wettbewerb zu. Google verweist auf Amazon, Apple, Tiktok und Microsoft, die seit einiger Zeit im Werbegeschäft zulegen konnten. Laut Analysten sollen Google und Meta 2022 zum ersten Mal seit mehreren Jahren weniger als 50 Prozent des Online-Werbegeschäfts kontrolliert haben. Dieser Trend dürfte sich 2023 fortsetzen, da Amazon, Apple und Co. ihr Werbegeschäft auf Kosten von Google und Meta rasch ausbauen. Dies wiederum spielt Googles Argumentation in die Hände, dass man keine marktbeherrschende Stellung habe.
In der ersten Klage im Herbst 2020 hatte die US-Regierung noch zu Zeiten von Präsident Donald Trump Google Wettbewerbsverstösse im Geschäft mit der Online-Suche vorgeworfen. So hiess es, der Konzern greife zu Deals mit Smartphone-Anbietern und Netzbetreibern, um seiner Suchmaschine eine Sonderstellung zu verschaffen. Google weist die Vorwürfe zurück. Der Prozess in dem Fall soll dieses Jahr beginnen.
(oli/sda/dpa)
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