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Elon Musk: Wer nicht 40 Stunden pro Woche ins Büro kommt, muss gehen

epa09923453 Elon Musk on the red carpet for the 2022 Met Gala, the annual benefit for the Metropolitan Museum of Art's Costume Institute, in New York, New York, USA, 02 May 2022. The event coinci ...
Elon Musk: Homeoffice? Für ihn keine Option.Bild: keystone

Elon Musk an seine Angestellten: Kommt 40 Stunden pro Woche ins Büro, oder …

Elon Musk hat eine ganz klare Meinung zum Homeoffice: überflüssig. Wer nicht mindestens 40 Stunde die Woche ins Büro kommt, könne auch gleich kündigen, so der reichste Mann der Welt.
03.06.2022, 12:0703.06.2022, 14:01
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Ein Artikel von
t-online

In Elon Musks Firmen herrscht einmal mehr Unruhe: Laut Medienberichten machen derzeit zwei interne E-Mails bei Raumfahrtunternehmen SpaceX und dem Elektroautobauer Tesla die Runde, in der die Mitarbeitenden von Musk dazu aufgefordert werden, ab sofort ins Büro zurückzukehren. Homeoffice sei keine Option mehr und jeder müsse Präsenz vor Ort zeigen.

«Jeder, der aus der Ferne arbeiten möchte, muss mindestens (und ich meine mindestens) 40 Stunden pro Woche im Büro sein oder Tesla verlassen.»
Elon Musk

Dadurch ist klar: Musk macht das Arbeiten im Büro zur Pflicht. Der Wortlaut der ersten von zwei verschickten Nachrichten, die sich an das Management wendet, ist überdeutlich:

«Wenn ihr nicht erscheint, gehen wir davon aus, dass ihr gekündigt habt.»
Elon Musk

Dringende Sonderfälle, in denen Mitarbeiter auf Homeoffice bestehen würden, werde er sich persönlich ansehen – und dann von Fall zu Fall unterscheiden.

Die E-Mails, in denen Elon Musk den Mitarbeitenden mit Rausschmiss droht, wurden zuerst von zwei Pro-Tesla-Accounts auf Twitter veröffentlicht. Sie liegen auch der «New York Times» und der Nachrichtenagentur Reuters vor.

Homeoffice ist keine Option für Musk

In der zweiten E-Mail an die gesamte Belegschaft von Tesla mit dem Betreff «Um ganz deutlich zu sein» schreibt Musk: «Je ranghöher deine Position ist, desto präsenter musst du vor Ort sein. Das ist einer der Gründe, wieso ich so viel Zeit in der Fabrik verbringe – die Mitarbeiter sollen sehen, dass ich direkt neben ihnen arbeite. Hätte ich das nicht gemacht, wäre Tesla schon vor langer Zeit bankrottgegangen.»

Zwei Personen, die mit Musk zusammengearbeitet haben und unter der Bedingung der Anonymität mit der «New York Times» sprachen, sagen:

«Es ist unklar, ob Herr Musk sich an seine eigenen Regeln halten wird, 40 Stunden pro Woche in den Büros von Tesla und SpaceX zu verbringen. Er ist selten im Büro und reist oft»

Musk wiederholt in der zweiten E-Mail, dass jeder, der aus dem Homeoffice arbeiten möchte, mindestens 40 Stunden die Woche im Büro verbringen müsse. Weiter schreibt er: «SpaceX entwickelt die spannendsten und bedeutendsten Produkte aller Unternehmen, wenn es um das Weltall geht. Gibt man nicht 100 Prozent und tut nur das Mindeste, ist das nicht möglich.»

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Ein Musk-Fan fragte darauf den Tesla-Chef auf Twitter, was er von Menschen hält, die die Präsenzpflicht veraltet finden. Musk antwortete, dass sie woanders so tun sollten, als würden sie arbeiten.

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Selbst Musk-Fans zeigten sich teils irritiert. Sie argumentieren, dass gerade Software-Entwickler sehr gut im Homeoffice arbeiten könnten.

10 bis 20 Prozent der Belegschaft könnten kündigen

Tesla hatte Ende 2021 über 99'000 Angestellte, SpaceX rund 12'000. Würden Tesla und SpaceX tatsächlich auf diese Regeln bestehen, würde es sich dabei um die striktesten Bedingungen eines Tech-Unternehmens handeln, erklärt Nick Bloom, der als Wirtschaftsprofessor an der Stanford Universität in Kalifornien arbeitet.

In den vergangenen zwei Jahren der Corona-Pandemie haben viele Unternehmen auf ein Hybridmodell gewechselt, bei dem Mitarbeiter zwischen Homeoffice und Büropräsenz frei entscheiden dürfen.

Laut Bloom riskiere Musk, 10 bis 20 Prozent seiner Belegschaft zu verlieren, da diese zu Unternehmen mit flexibleren Arbeitsbedingungen wechseln würden. Dabei würde es sich aber vor allem um weniger entscheidende Mitarbeiter aus nicht-technischen Bereichen wie der Personalabteilung oder dem Finanzwesen handeln. Ingenieure und Designer, die «Musk-Fans» seien, würden sich von einer derartigen Regelung kaum abschrecken lassen.

Sicher ist dies aber nicht. Apple etwa verlor unlängst seinen KI-Chef Ian Goodfellow an Rivale Google. Der 35-Jährige Experte für Machine Learning und Künstliche Intelligenz verliess Apple, da er mit der verpflichtenden Rückkehr aus dem Homeoffice nicht einverstanden war.

Andere Tech-Firmen gehen mit Homeoffice anders um – unter anderem Twitter, das Elon Musk übernehmen möchte. Von Twitter-Chef Parag Agrawal hiess es im März, dass die Mitarbeitenden die Wahl hätten, auch wenn die Büros wieder offen wären. Airbnb hat seinen Angestellten kürzlich mitgeteilt, dass sie nie wieder ins Büro zurückkehren müssen.

In den USA versuchen Tech-Konzerne wie Tesla, Apple, Amazon oder Google Gewerkschaften zu verhindern. In Deutschland jedoch unterstützt die mächtige Gewerkschaft IG Metall die Tesla-Angestellten, die sich gegen den Büro-Zwang wehren wollen.

Verwendete Quellen:

(oli/t-online/arg)

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166 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Scipia della Rovere
03.06.2022 12:30registriert Mai 2018
Behauptet der Typ nicht von sich selbst er sei „Visionär“? Klingt ganz schön altbacken in meinen Ohren…
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DerTaran
03.06.2022 12:38registriert Oktober 2015
Speziell Software Entwicklung kann man hervorragend von zu Hause erledigen. Das positive daran, man kann mit den besten Talenten arbeiten ohne sich geografisch zu limitieren. Ich mache das schon seit 15 Jahren so.
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Roro Hobbyrocker
03.06.2022 12:40registriert August 2016
Hör ich richtig. 40 Stunden in der Woche im Büro.😳
Elon hat somit offiziell in einem Mail alle Teilzeitkräfte gekündigt und die Ferien für alle gestrichen.🤪
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166
    Warum Elon Musk verzweifelt wirkt
    Der reichste Mann der Welt hat rund 150 Milliarden Dollar verloren.

    Eines kann man Elon Musk nicht vorwerfen: Dass er nicht krisenerprobt sei. Wegen einer nicht erkannten Malaria-Erkrankung war er vor ein paar Jahren nur Stunden von seinem Tod entfernt. Ein Nah-Tod-Erlebnis haben auch seine beiden wichtigsten Unternehmen, Tesla und SpaceX, gleich mehrfach erlebt.

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