Technologie-Milliardär Elon Musk hat die Aufhebung der Blockierfunktion bei Postings auf der Online-Plattform X (vormals Twitter) angekündigt. Die Funktion ermöglicht es Nutzerinnen und Nutzern, den Austausch mit anderen Usern einzuschränken. Die Funktion werde lediglich für private Direktnachrichten zwischen Nutzern erhalten bleiben, ergänzte Musk.
Musk stösst mit den Plänen zur Streichung der Blockierfunktion auf massive Kritik.
Die Gedenkstätte Auschwitz verwies darauf, dass sie bei ihrem Profil Verfasser antisemitischer Kommentare und Holocaust-Leugner blockiere. Wenn deren Accounts bei X gemeldet würden, bleibe dies oft ohne Ergebnis, betonte die Gedenkstätte. Mit der Blockierfunktion könne man das Gedenken der Opfer des Nazi-Konzentrationslagers schützen.
Failing to address the antisemitic and Holocaust denial comments that appear under our posts commemorating the victims of Auschwitz would be a disservice to their memory.
— Auschwitz Memorial (@AuschwitzMuseum) August 18, 2023
We've chosen to block users who promote denial and hatred. This decision stems from our deep dedication to… https://t.co/4tPkjUe9sv pic.twitter.com/iGA9VhAwWd
Die Gedenkstätte Auschwitz schreibt weiter: «Eine Plattform, die die Notwendigkeit, die Erinnerung an die Opfer zu verteidigen, ausser Acht lässt, zeigt, dass sie die Schaffung einer respektvollen und einfühlsamen Online-Umgebung ausser Acht lässt.»
Musk hatte bereits im Juni geschrieben, Blockieren ergebe keinen Sinn, stattdessen solle eine ausgeweitete Stummschalte-Funktion ausreichen.
Blockieren und Stummschalten haben bei X unterschiedliche Folgen. Wenn jemand einen Account blockiert, bekommt er dessen Beiträge nicht mehr angezeigt. Zugleich kann aber auch der Blockierte keine Posts des Blockierers sehen und damit interagieren.
Experten verwiesen in den vergangenen Jahren darauf, dass die Funktion unter anderem bei Belästigung und Hetzkampagnen hilfreich für die Opfer sei. Das Stummschalten blendet hingegen nur Beiträge eines Accounts aus. Für den Stummgeschalteten ist das aber nicht erkennbar – und er kann auch weiter die Beiträge des Nutzers sehen, der ihn stummgeschaltet hat.
Unklar war zunächst, ob Musk mit einer Abschaffung der Funktion gegen die Regeln der App-Stores von Apple und Google verstossen würde. Beide Plattformen schreiben Social-Media-Apps vor, es zu ermöglichen, Nutzer bei Fehlverhalten zu blockieren.
Die Formulierungen lassen allerdings offen, ob nur der Plattform-Betreiber oder auch die Nutzer dazu in der Lage sein müssen. Entwickler berichteten allerdings in der Vergangenheit von App-Zurückweisungen, weil die Möglichkeit für Nutzer nicht vorgesehen gewesen sei.
lol pic.twitter.com/IPtnzjj9fk
— Tom Warren (@tomwarren) August 18, 2023
Musk kaufte Twitter im vergangenen Herbst für rund 44 Milliarden Dollar und kündigte unter anderem weniger Einschränkungen dafür an, was auf der Plattform gesagt werden darf.
Vor diesem Hintergrund wurden unter anderem die Nutzerkonten des früheren US-Präsidenten Donald Trump und des Musikers Kanye West wieder freigeschaltet. Trump war wegen seiner Rolle beim Sturm auf das US-Kapitol im Januar 2021 gesperrt worden, West wegen antisemitischer Äusserungen. Unter Musk wurden auch Zehntausende andere zuvor gesperrte Accounts wieder freigeschaltet, darunter zahlreiche Profile rechter Verschwörungserzähler.
this man is 52 pic.twitter.com/UlAXpDlsDO
— Best of Dying Twiter (@bestofdyingtwit) August 20, 2023
Der in den USA ansässigen gemeinnützigen Organisation CCDH zufolge hat die Verbreitung von Hassrede seit der Übernahme der Plattform durch Musk massiv zugenommen. X hat dies bestritten und das CCDH verklagt.
Musk hatte nach dem Twitter-Kauf einen radikalen Umbau angestossen. Er entliess das Spitzenmanagement und mehr als zwei Drittel der rund 8000 Mitarbeiter. Daraufhin brachen die Werbeeinnahmen ein. Als Reaktion darauf versprach X seinen Anzeigenkunden ein sicheres Umfeld, doch letzte Woche tauchte Werbung neben Nazi-Inhalten auf. Weitere Firmen beendeten darauf ihre Buchungen.
Zudem vollzog Musk tiefgreifende Veränderungen für Nutzer, unter anderem mit der Einführung des Bezahl-Abos für die Verifizierung von Konten – bis hin zur Umbenennung in X.
(oli/sda/dpa/afp)
Bärner728
Manawydan
bcZcity
Aber leider dient die Plattform, obwohl sie nicht die grösste ist, noch immer als News Quelle für viele Sachen. Dabei würde es Alternativen geben (nicht mal zwingend Mastodon), man müsste es eben einfach nur machen.
Klar kann man sagen, man möchte die Plattform nicht komplett den Spinnern überlassen. Aber wenn Nutzer und wichtige Accounts verschwinden, wirkt das eben mehr als alles andere.