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Es ist sozusagen «the Clash of the Titans». Nach exakt 19:41 Minuten erwischt SCB-Topskorer Mark Arcobello Langnaus Topskorer Antti Erkinjuntti mit einem fürchterlichen Check. Der Langnauer wird an der Schulter verletzt und verschwindet in der Kabine wie ein flügellahmer Adler. Das Derby ist für ihn zu Ende.
Der SCB-Leitwolf wird unter die Dusche geschickt. Gross ist die Empörung in der grössten Arena Europas. Doch der Entscheid der Schiedsrichter ist hundertprozentig korrekt. Antti Erkinjuntti war nicht im Besitze der Scheibe. Regel 150, Abschnitt V, sagt:
Kommt es dabei zu einer Verletzung des gefoulten Spielers, ist ein Restausschluss zwingend (Regel 150, Abschnitt VII). Selbst SCB-Sportchef Alex Chatelain bestätigte, der Entscheid der Schiedsrichter sei richtig. Diese Regel ist geschafften worden, um Spieler in einer Situation zu schützen, in der sie keinen Check erwarten und auch nicht erwarten müssen.
Zu diesem Zeitpunkt steht es 1:1. Die Fünfminutenstrafe eröffnet den Langnauern die Chance, das Spiel zu gewinnen. Oder zumindest, die Grundlagen für den Sieg zu erarbeiten. Sie scheitern kläglich. Sie erzielen kein Tor und verringern ihre Chancen zusätzlich mit einer kleinen Strafe.
Womit wir eine ziemlich gute Erklärung dafür haben, warum der Aussenseiter nicht dazu in der Lage war eine goldene Gelegenheit zu nützen. Die Langnauer haben mit Antti Erkinjuntti nicht nur ihren besten Powerplay-Skorer nicht mehr zur Verfügung.
Ebenso verhängnisvoll: Nach dem Abgang von Ville Koistinen fehlt ihnen auch ein Verteidigungsminister und ein «Quarterback». Also ein Spielmacher an der blauen Linie. Und deshalb ist es Zeit, uns noch einmal kurz mit dem charismatischen finnischen Verteidiger zu befassen.
Ville Koistinen war einer der wichtigsten Spieler der SCL Tigers. Ein Verteidigungsminister im besten Wortsinne. Eine zentrale Figur bei der sportlichen Stabilisierung der SCL Tigers nach dem Wiederaufstieg in die höchste Liga, eine zentrale Figur im Powerplay.
Wenn Ville Koistinen sein bestes Hockey spielte – und das war in letzter Zeit immer weniger der Fall – war er der wichtigste Feldspieler der SCL Tigers und einer der besten der Liga. Diese subjektive Einschätzung des Chronisten lässt sich mit objektiven Zahlen belegen: Kein anderer Langnauer hatte so viel Eiszeit pro Spiel (23:30 Minuten). Der Finne war auch der produktivste Verteidiger der Langnauer und in der Skorerliste der Abwehrspieler stand er ligaweit auf dem 8. Platz. Zudem war er im Powerplay der punktbeste Verteidiger seines Teams.
Nun hat Ville Koistinen die SCL Tiger buchstäblich von einem Tag auf den anderen verlassen. Der Vertrag ist per Saldo aller Ansprüche subito aufgelöst worden. In der offiziellen Mitteilung der SCL Tigers heisst es, aus «persönlichen Gründen». Das ist juristisch korrekt, lässt aber zu viele Fragen offen. Und ein unergründliches Schicksal hat ja dem Chronisten die Pflicht auferlegt, nach bestem Wissen und Gewissen die Hockey-Welt zu erklären. Dann obliegt es ihm auch, den «Fall Koistinen» zu erklären.
Offene Fragen produzieren Gerüchte und Gerüchte schaden einem Sportler. Es gibt viele offene Fragen.
Alle diese Gerüchte sind hundertprozentig falsch. Aber eben: Gerüchten sind im «Fall Koistinen» Tür und Tor geöffnet. Deshalb sollten wir eine Antwort auf die Frage liefern, warum Langnaus wichtigster Einzelspieler die Kabine von einem Tag auf den anderen verlassen hat. Das sind wir Ville Koistinen, einem Sportskameraden ohne Fehl und Tadel, schuldig. Zumal sein Abgang ja auch die Meisterschaft beeinflusst. Die SCL Tigers ohne einen Ville Koistinen, der sein bestes Hockey spielt, sind nicht mehr die SCL Tigers, die vorübergehend die Liga dominiert und sich über den Strich gearbeitet hatten.
Die Antwort liefert uns eine ins Deutsche übernommene französische Redewendung: «Cherchez la femme». Was so viel heisst: Da steckt eine Frau dahinter. Dieser weise Spruch wird einem französischen Kriminalkommissar zugeschrieben, der davon ausging, dass hinter jedem Fall auf irgendeine Art und Weise eine Frau steckte – es sei denn, das Gegenteil konnte hieb und stichfest bewiesen werden.
Familienvater Ville Koistinens überstürzte Vertragsauflösung mit den SCL Tigers hat einen einfachen Grund: Er hatte im Emmental eine Affäre. Nun versucht er Ehe und Familie zu retten. Er hat den Ort der Versuchung sofort verlassen. Das ist der Grund für den französischen Abschied des Hockeystars. Ab sofort spielt er bei Ingolstadt in der Deutschen Operettenliga DEL. Es ist aus sportlicher Sicht für Langnau eine verhängnisvolle Affäre.
Die Langnauer kamen in der Schlussphase der regulären Spielzeit mit Mut, Intensität und Wucht dem Siegestreffer ganz nahe. Sie zelebrierten in den letzten zehn Minuten ihr bestes Hockey. Powerhockey. Aber sie vermochten die Arroganz des Meisters nicht zu bestrafen. Es fehlte eine Prise spielerischer Klasse und es fehlten spielerische Leitwölfe wie Ville Koistinen und Antti Erkinjuntti.
Arroganter Meister? Ja, der SCB spielte mit der Arroganz eines unantastbaren Tabellenführers. Aber es ist eben wahre Arroganz: der SCB kann sich diese Arroganz, diese Überheblichkeit im Januar in einem Qualifikationsspiel gegen die SCL Tigers leisten. Weil die Basis dieser Arroganz eine spielerische Substanz ist, die in der Regel (nicht immer, aber meistens) den Sieg in einer Partie gegen einen Aussenseiter doch noch bringt. Spätestens in der Verlängerung, wenn sich beim Spiel drei gegen drei so viel Platz ist, dass sich wahres Talent entfaltet und durchsetzt.
Die SCL Tigers haben in Bern die fünfte Niederlage in Serie erlitten. Krise. Nur einmal in dieser Saison haben sie so oft hintereinander das Eis als Verlierer verlassen. Sie hatten die ersten fünf Partien verloren.