Die Schweden sind ein Volk der Vielflieger. Sie fliegen siebenmal mehr als der weltweite Durchschnitt. Der CO2-Ausstoss, der durch den Flugverkehr entsteht, ist enorm.
Doch es gibt eine stark wachsende Gegenbewegung. Immer mehr Schweden stehen dem Fliegen kritisch gegenüber. Allen voran der ehemalige Biathlet und Olympia-Sieger Björn Ferry. Für die anstehende Wintersportsaison hat ihn das öffentlich-rechtliche Fernsehen in Schweden als Kommentator engagiert. Ferry hat zugesagt. Unter einer Bedingung: Er wird seine Reisen an die Wettkampfstätten in Italien, Slowenien und Norwegen ausschliesslich mit dem Zug antreten. Fliegen ist für ihn tabu.
Doch es ist nicht nur Ferry, der sich mehr Gedanken über die negativen Folgen des Flugverkehrs und umweltschonendere Alternativen macht. Das schwedische Wort «flygskam» (Flugscham) hat gute Aussichten, Wort des Jahres 2018 zu werden. Einer Facebook-Gruppe, in der Empfehlungen über Bahnfernreisen ausgetauscht werden, traten innerhalb kürzester Zeit mehr als 30'000 Menschen bei. Die schwedische Kulturministerin Alice Bah Kuhnke fuhr im Mai für offizielle Termine mit der Bahn nach Paris, Cannes und Berlin.
Bei der schwedischen Bahn Statens Järnvägar (SJ) ist die Belegung der innerschwedischen Nachtzüge massiv gestiegen. Zwischen Malmö und Stockholm stieg sie um 100 Prozent, zwischen Südschweden und Lappland um 25 bis 60 Prozent. Das führt im Umkehrschluss dazu, dass immer weniger Schweden das Flugzeug für Inlandflüge benutzen. Von Januar bis September sind die innerschwedischen Charterflüge um drei Prozent gesunken.