Menschen trauern, die Opferzahlen steigen, die Welt kondoliert: Bereits zum dritten Mal innert weniger als drei Monaten sind nach einem Terroranschlag alle Augen auf Grossbritannien gerichtet. War das Land seit dem Bombenanschlag auf die Londoner Untergrundbahn im Juli 2005,
bei dem 52 Menschen starben, von schweren Anschlägen verschont geblieben, ist der Terror nun im Vereinigten Königreich zurück.
Ende März war der mutmasslich islamistische Attentäter Khalid Masood auf der Westminster Bridge im Zentrum Londons mit seinem Auto in eine Gruppe von Passanten gerast, vier Menschen starben. Vor dem Parlament erstach Masood dann einen Polizisten, ehe er selbst erschossen wurde. Der «IS» reklamierte die Tat für sich.
Masood, in Grossbritannien geboren, war bereits vor dem Anschlag wegen «gewalttätigem Extremismus» im Visier der Ermittler gewesen.
Am 22. Mai hatte sich der Selbstmordattentäter Salman Abedi am Ende eines Konzertes von US-Popstar Ariana Grande in Manchester in die Luft gesprengt und 22 Menschen mit in den Tod gerissen. 116 Menschen wurden verletzt. Unter den Opfern waren viele Jugendliche und Kinder.
Ausgerechnet heute, am Tag nach dem jüngsten Anschlag in London, will Grande in Manchester zusammen mit anderen Pop-Grössen ein Benefizkonzert geben.
Der jüngste Angriff ereignete sich wenige Tage vor der Parlamentswahl in Grossbritannien. Nach bisherigen Erkenntnissen töteten am späten Samstagabend, 3. Juni, in London drei mutmassliche Täter mindestens sieben Menschen, wie die Polizei mitteilte. Über 50 weitere Menschen wurden verletzt. Die drei mutmasslichen Angreifer wurden nach Polizeiangaben erschossen.
Grossbritanniens Anti-Terror-Chef Mark Rowley erklärte am frühen Sonntagmorgen, die Polizei behandle die Angriffe als «terroristische Vorfälle». Bislang hat sich niemand zum Anschlag bekannt. Jedoch verwies Rita Katz, Direktorin der auf dschihadistische Propaganda spezialisierten Site Intelligence Group, darauf, dass Anhänger der Terrormiliz «Islamischer Staat» («IS») den Anschlag in ihren Foren und Chat-Kanälen feierten und den «IS» hinter der Tat vermuteten.
Der britische Inlandgeheimdienst Mi5 hatte bereits kurz nach dem Anschlag auf das französische Satiremagazin «Charlie Hebdo» gewarnt, dass auch in Grossbritannien ein schwerer Terroranschlag jederzeit «mit
grosser Wahrscheinlichkeit» zu erwarten sei. Nun, rund zwei Jahre später, ist die düstere Einschätzung Realität geworden.
(jbu/sda)