Knapp 28 Monate nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan setzt die US-Regierung ihre Bemühungen fort, ehemalige Ortskräfte des US-Militärs und internationaler Hilfsorganisationen in die USA zu holen. Eine erste Gruppe Afghanen, die vor einer Woche nach Deutschland gebracht worden seien, bereite sich bereits auf ihren Weiterflug in die USA vor, berichtete die Zeitung «Rheinpfalz» am Sonntag unter Berufung auf das US-Generalkonsulat in Frankfurt.
Genaue Zahlen wollte die US-Regierung demnach nicht nennen. Das US-Generalkonsulat habe lediglich erklärt, dass eine «begrenzte Anzahl» von Antragstellern für sogenannte Spezial-Einwanderungsvisa «vorübergehend untergebracht» würden. Ziel sei es, das Visum so schnell auszustellen, dass die Weiterreise jeweils in unter 30 Tagen erfolge.
Insgesamt sind laut dem Blatt seit der Machtübernahme der Taliban im August 2021 bereits rund 100'000 Afghanen in die USA umgesiedelt worden. Der «Spiegel» hatte zuvor berichtet, dass die US-Regierung, die Kandidaten für das Schutzprogramm bisher zunächst nach Katar geflogen hatte, jetzt auch Deutschland als «zusätzlichen Ort» für die Evakuierung der Ortskräfte nutzen wolle.
In Afghanistan sitzen bis heute auch mehrere tausend Menschen fest, denen nach der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban im August 2021 eine Aufnahme in Deutschland zugesagt worden war. Das Schutzprogramm der deutschen Regierung sieht jedoch vor, dass die Afghanen, darunter auch frühere Ortskräfte, zunächst ins Nachbarland Pakistan ausreisen, damit die deutsche Botschaft dort die Visa-Formalitäten und eine Sicherheitsüberprüfung vornehmen kann.
Die Behörden in Pakistan hatten zuletzt angekündigt, rund 1,7 Millionen Afghanen, die ihren Angaben zufolge illegal in dem Land leben, wieder nach Afghanistan abzuschieben. Infolge jahrzehntelanger Konflikte in Afghanistan sind Millionen Einwohner ins Nachbarland Pakistan geflüchtet. Dazu zählen rund 600'000 Afghanen, die nach der Machtübernahme der Taliban im Jahr 2021 die Grenze überquert hatten.
Laut der Organisation Human Rights Watch sind auch Afghanen von der Abschiebung bedroht, die seitdem auf ihre Umsiedlung in die USA, Grossbritannien, Deutschland und Kanada warten, deren Visa für Pakistan aber inzwischen abgelaufen sind. (sda/afp)