Angesichts des Truppenabzugs aus Afghanistan will die Regierung von US-Präsident Joe Biden Tausende weitere Afghanen aufnehmen, die während des dortigen Militäreinsatzes für die USA oder Einrichtungen mit US-Bezug gearbeitet haben.
Das US-Aussenministerium teilte am Montag mit, dies solle zum Beispiel für Afghanen gelten, die für die Vereinigten Staaten tätig gewesen seien, aber nicht die Mindest-Beschäftigungsdauer erreicht hätten, um ein spezielles Einwanderungsvisum zu beantragen.
Vorgesehen ist die Regelung demnach auch für Afghanen, die für Programme oder Projekte gearbeitet haben, die von der US-Regierung unterstützt werden – und ebenso für Afghanen, die in dem Krisenland für Medien oder Nichtregierungsorganisationen aus den USA im Einsatz waren. Die Regelung werde es «vielen Tausend» Afghanen sowie deren Partnern und Kindern ermöglichen, in die USA umzusiedeln, hiess es weiter.
Afghanen, die für die Amerikaner gearbeitet haben, droht nach dem Abzug der US-Truppen möglicherweise die Rache der militant-islamistischen Taliban. Zahlreiche Afghanen, die zum Beispiel als Dolmetscher beim US-Militär angestellt waren, können spezielle Einwanderungsvisa für die USA beantragen, um dort ein neues Leben beginnen zu können.
Am vergangenen Freitag war ein erstes Flugzeug mit rund 200 afghanischen Helfern und ihren Familien an Bord in den USA gelandet. Insgesamt sind laut US-Regierung aktuell etwa 2500 Personen für die Aufnahme in die USA mit solchen Spezialvisa vorgesehen. Kritiker mahnten jedoch, ein solches Visum helfe nur einem kleinen Kreis an Personen. Weit mehr Afghanen hätten sich durch eine Zusammenarbeit mit US-Stellen in Gefahr gebracht und bräuchten Hilfe.
Bis Ende August wollen die USA ihren Militäreinsatz in Afghanistan vollständig beenden – nach knapp 20 Jahren. Danach sollen nur noch US-Soldaten zum Schutz der Botschaft in Afghanistan bleiben.
Mit der Abzugsentscheidung der Amerikaner endet auch der Einsatz der Nato insgesamt. Wie es in dem Land nach dem Abzug der internationalen Truppen weitergeht, ist unklar. Seit Anfang Mai hat sich die Sicherheitslage deutlich verschlechtert. (saw/sda/dpa)