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Afghanistan

Meryl Streep stellt Dokumentarfilm mit afghanischen Frauen vor

«Katzen haben mehr Rechte als afghanische Frauen»

Zwei gewichtige Stimmen machen an der UN-Generalversammlung auf die systematische Entrechtung von afghanischen Frauen aufmerksam.
24.09.2024, 19:51
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Singen ist in Afghanistan eine Straftat – aber nur für Frauen.

Das neue Tugendgesetz der Taliban verbietet afghanischen Frauen, in der Öffentlichkeit zu singen. Die weibliche Stimme sei verführerisch und würde Männer provozieren.

Eine afghanische Frau, die ihr Gesicht unter einem schwarzen Schleier verbirgt, wehrt sich öffentlich – mit Gesang:​

«Ihr macht mich zu einer Gefangenen zu Hause, nur weil ich eine Frau bin.»

Mit der Protestaktion riskiert sie eine Geldstrafe oder sogar Gefängnis.

Systematische Entrechtung

Darüber hinaus haben die Taliban weitere drakonische Gesetze für Frauen erlassen: So wird ihnen auferlegt, in der Öffentlichkeit stumm zu bleiben. Frauen dürfen nicht einmal mehr öffentlich den Koran rezitieren. Bereits vor der Verkündung der jüngsten Gesetze war das Leben der afghanischen Frauen stark eingeschränkt: Frauen müssen ihren Körper sowie ihr Gesicht bedecken, der Aufenthalt in öffentlichen Parks ist verboten, Zugang zu Bildung wird Mädchen ab 12 verwehrt.

FILE - Afghan women wait to receive food rations distributed by a humanitarian aid group, in Kabul, Afghanistan, May 23, 2023. The Taliban Virtue and Vice Ministry had on May 7, 2022 ,said women in pu ...
Afghanische Frauen warten in Kabul auf die Verteilung von Lebensmittelrationen durch eine humanitäre Hilfsorganisation, 23. Mai 2023.Bild: keystone

Die Gesetzesänderungen zeigen deutlich das Ziel der Taliban: Frauen systematisch zum Schweigen zu bringen und sie aus dem öffentlichen Leben zu verbannen.

Männer müssen Bärte tragen

Auch für die Männer sind neue Gesetze bestimmt worden: Sie sollen einen nicht zu kurzen Bart sowie mindestens knielange Hosen tragen. Homosexuelle Beziehungen, Ehebruch und Glücksspiel sind verboten, genauso wie das Ansehen von Aufnahmen, die Lebewesen zeigen. Wer ein Gebet versäumt oder ungehorsam gegenüber den Eltern ist, kann bestraft werden.

epa11596487 A laborer who works on daily wages waits for customers on a roadside in Kabul, Afghanistan, 10 September 2024. The International Organization for Migration (IOM) has identified Afghanistan ...
Afghanische Männer dürfen sich nicht rasieren.Bild: keystone

Die Sittenpolizei der Taliban, ein verlängerter Arm des Regimes, durchstreife die Strassen, um nach möglichen Verstössen gegen die Kleiderordnung sowie nach Frauen, die lächeln, Ausschau zu halten. Dies berichtet die Washington Post.

«Katzen haben mehr Rechte als Frauen»

Die systematische Entrechtung von afghanischen Frauen ist auch beim UN-Treffen in New York thematisiert worden, welches die Schweiz mitorganisiert hat.

Auf die Menschenrechtslage in Afghanistan aufmerksam gemacht hat unter anderem Bundesrätin Viola Amherd. «Heute dürfen sie nicht einmal mehr selbst entscheiden, wann sie Lebensmittel einkaufen gehen», sagte die Bundespräsidentin. Sie fordert mehr Gehör für Frauen in Afghanistan. Echter Frieden könne nur mit der gleichberechtigten Beteiligung von Frauen erreicht werden.

«Heute dürfen sie nicht einmal mehr selbst entscheiden, wann sie Lebensmittel einkaufen gehen.»
Viola Amherd

Auch die US-Schauspielerin Meryl Streep machte an der UN-Versammlung mit eindringlichen Worten auf das Schicksal von Mädchen und Frauen in Afghanistan aufmerksam. «In Kabul hat eine Katze mehr Freiheiten als eine Frau», so Streep. «Katzen dürfen die Sonne auf ihrem Gesicht spüren und in den Park rennen.»

epa11621712 US actress Meryl Streep speaks alongside Former Deputy Speaker of Afghanistan's Parliament Fawzia Koofi, Former Director General of Human Rights and Women's International Affairs ...
Meryl Streep bei der UN-Generalversammlung in New York, 23. September 2024.Bild: keystone

Zudem stellt sie ihren Dokumentarfilm «The Sharp Edge of Peace» vor, der vier afghanische Frauenrechtsaktivistinnen vor der Machtübernahme der Taliban 2021 begleitet. «Wenn sich die internationale Gemeinschaft zusammentut, kann sie Veränderungen in Afghanistan bewirken und das langsame Ersticken der Hälfte der Bevölkerung stoppen», sagt die mehrfache Oscarpreisträgerin.

In ihrer Präsentation erinnerte Streep daran, dass Frauen in der Schweiz das Stimmrecht erst 1971 erlangten, während es ihnen in Afghanistan bereits 1919 ein erstes Mal gewährt wurde.

«Die Art und Weise, wie diese Kultur, diese Gesellschaft auf den Kopf gestellt wurde, ist eine Warnung für den Rest der Welt.»
Meryl Streep

In den 70er Jahren seien in Afghanistan viele Frauen arbeitstätig gewesen, viele Frauen arbeiteten in Spitälern, Schulen, Anwaltskanzleien. «Und dann wurde die Welt auf den Kopf gestellt.»

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104 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Biko
24.09.2024 20:18registriert Juli 2023
Wie "…und dann kamen sie um mich zu holen"

Schon von 1996 - 2001, wurden die Rechte der Frauen mit Füssen getreten. Dann machte sich ein leichter Fortschritt der Gleichstellung, etwa in den Bereichen wie Grundschule, Gesundheitswesen oder gar der Politik bemerkbar. Seit die Taliban nun wieder an der Macht sind, werden die Menschenrechte mit einer noch barbarischeren Dominanz unterdrückt als eh und je.

2024: Frauen werden gedemütigt. Frauen werden misshandelt. Frauen werden gebrochen.
Die Taliban haben das Frausein sozusagen endgültig zu einem Verbrechen gemacht. Grausam!
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Tante Karla
24.09.2024 20:45registriert März 2024
Grauenhaft. Ich verstehe jede Frau, die davor flieht.

Der Westen wird aber nichts mehr unternehmen, um die Taliban von der Macht zu vertreiben. Auch der Angriff ab 2001 war nur durch einen Angriff der Al Quaida begründet, nicht durch die Menschenrechtsverletzungen der Taliban.
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Alter Mann
24.09.2024 22:20registriert September 2020
Das Versagen der westlichen Mächte in Afghanistan hat gezeigt, dass dieses System von aussen nicht gebrochen werden kann. Solange die Einstellung in diesem Land sich nicht ändert solange wird sich nichts ändern. Nach Zahlen sollen 600000 Taliban ca. 30 Mio Afghanen beherrschen ca. 16 Mio davon Frauen. So etwas ist nur möglich, wenn sich viele diesen 600000 anschliessen, unterwerfen oder was auch immer. Die Afghanen und Afghaninnen müssen selbst reagieren, nur dann kann man ihnen helfen.
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