International
Analyse

Mark Robinson könnte Donald Trump die Wahl kosten

Lt. Gov. Mark Robinson, R-NC., speaking on the first day of the Republican National Convention, Monday, July 15, 2024, in Milwaukee. (AP Photo/J. Scott Applewhite)
Mark Robinson ist das letzte Beispiel einer ganzen Reihe von Trumpschen Missgriffen.Bild: keystone
Analyse

Jetzt ist es dieser Mann, der Trump die Wahlen vermasselt

Porno- und Hitler-Fan Mark Robinson wird vom Ex-Präsidenten als nächster Gouverneur von North Carolina empfohlen.
20.09.2024, 12:0220.09.2024, 14:31
Mehr «International»

Bei der Auswahl des Personals in seiner Umgebung folgt Donald Trump bekanntlich der Maxime: «Only the best people.» Das ist ein schlechter Witz. Der Ex-Präsident setzt regelmässig auf die falschen Leute. So haben die Republikaner bei den Zwischenwahlen unerwartet schlecht abgeschnitten, weil Trump zuvor eine ganze Reihe von unqualifizierten Kandidaten zur Wahl empfohlen hatte.

Das bekannteste Beispiel war damals Herschel Walker, ein ehemaliger Football-Star, der Senator des Bundesstaates Georgia werden wollte, jedoch kaum in der Lage ist, seinen eigenen Namen fehlerfrei zu buchstabieren.

Noch schlimmer scheint sich Trump im Bundesstaat North Carolina vergriffen zu haben. Dort hat er sich hinter Mark Robinson gestellt, der für das Amt des Gouverneurs kandidiert. Robinson sei «Martin Luther King auf Stelzen», schwärmte Trump. Wie sich herausstellt, ist dieses Lob des Ex-Präsidenten schlecht gealtert, sehr schlecht sogar.

epa11194787 Republican North Carolina Lieutenant Governor and gubernatorial candidate Mark Robinson speaks before former US President and Republican presidential candidate Donald Trump participates in ...
Mit MAGA-Mütze und Trumps Empfehlung: Mark Robinson.Bild: keystone

Jetzt hat CNN enthüllt, dass Robinson ein grosser Liebhaber von Pornografie ist. Damit mag er sich in guter Gesellschaft befinden, zumindest was den männlichen Teil der Bevölkerung betrifft.

Unvorteilhaft ist es jedoch, wenn man sich gleichzeitig als frommer Christ aufspielt, gegen Schwule und Transsexuelle wütet, ein striktes Abtreibungsverbot einfordert und Jugendliche, die gegen Massaker an ihrer Schule protestieren, als «verwöhnte Kinder» beschimpft.

Geradezu verheerend wird es, wenn man seinen Porno-Konsum auf den einschlägigen Webseiten auch noch kommentiert. Genau das hat Robinson gemäss CNN getan. Und wie. Er sei ein Perverser, der sich gerne Transen angucke, bekannte er unter dem Pseudonym «Minisoldr» in der Kommentarspalte der Pornoseite Nude Africa.

Dann wurde er auch noch politisch. Er sei ein «schwarzer NAZI», rühmte er sich weiter. Oder: «Mir wäre Hitler lieber als alle die (obszönes Schimpfwort), die sich in Washington tummeln.»

Als ob dies nicht genug wäre, schrieb er auch – als Afroamerikaner wohlgemerkt: «Sklaverei ist nichts Schlechtes. Einige Leute verdienen es, Sklaven zu sein. Ich wünschte mir, die Sklaverei käme zurück. Ich würde ein paar kaufen.»

Republican presidential nominee former President Donald Trump, speaks during a campaign event, Wednesday, Sept. 18, 2024, in Uniondale, N.Y. (AP Photo/Frank Franklin II)
Donald Trump an einem Rally in New York.Bild: keystone

Robinson bestreitet die Aussagen von CNN. Das sei eine Lügenpropaganda der Demokraten, insbesondere seines Konkurrenten Josh Stein, lässt er mitteilen. «Seid versichert: Alles, was ihr in dieser Story zu sehen bekommt, sind nicht die Worte von Mark Robinson», erklärte er weiter.

Allerdings hat er mit seinem Dementi ein Glaubwürdigkeitsproblem. Das regionale Newsportal Assembly hat schon vor Wochen berichtet, Robinson sei, bevor er zum gläubigen Christ mutierte, ein regelmässiger Kunde in einem Pornoschuppen in Greensboro gewesen.

Ein Problem haben jetzt auch Trump und die Republikaner. In den Umfragen liegt Robinson weit hinter seinem Konkurrenten Stein zurück. Das liesse sich noch verkraften. Auch der zurücktretende Gouverneur ist ein Demokrat.

Die Republikaner befürchten aber auch, Robinson könnte Trump schaden und dafür sorgen, dass der Ex-Präsident 16 entscheidende Elektoren-Stimmen verliert. So viele Stimmen stehen North Carolina zu. Der traditionell konservative Südstaat ist zu einem Swing State geworden. Die Demokraten wittern bereits die Chance, erstmals seit 2008 wieder punkten zu können. Die Umfragen zeigen ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Trump und Kamala Harris an.

Trump geht mittlerweile auf Halbdistanz. Er spricht sich nicht explizit gegen Robinson aus, doch dieser darf auch nicht am Rally auftreten, das der Ex-Präsident morgen in North Carolina abhalten will.

Die Rennleitung der örtlichen Grand Old Party fordert Robinson jedoch zum Rücktritt auf. «Um der Partei willen und um Donald Trumps Sieg in North Carolina nicht zu gefährden, muss er aussteigen», erklärt Jonathan Bridges, der republikanische Wahlkampf-Manager.

Robinson hat noch ein paar Tage Zeit, um sich zurückzuziehen. Bisher jedoch ist das für ihn keine Option. «Ich werde im Rennen bleiben, und ich werde gewinnen», erklärt er trotzig.

Robinson ist das letzte Beispiel einer ganzen Reihe von Trumpschen Missgriffen. Letzte Woche hat er eine gewisse Laura Loomer mit an die Gedenkfeier von 9/11 nach Manhattan geschleppt. Das hat ihm eine Menge unschöner Schlagzeilen und gar Kritik aus der eigenen Partei eingebracht, denn die rechtsextreme Aktivistin ist dafür bekannt, dass sie das Attentat auf das World Trade Center für einen Insider-Job der amerikanischen Geheimdienste hält.

Den wohl schlimmsten Fehltritt hat Trump jedoch mit der Wahl seines Vizes getan. J.D. Vance entpuppt sich zunehmend als Sträflingskugel am Fussgelenk des Ex-Präsidenten. Vance war es, der die idiotische Geschichte von den Haustier-verzehrenden Haitianern in die Welt gesetzt hat. Er hat dies getan, obwohl er – wie das «Wall Street Journal» enthüllt hat – genau wusste, dass es sich um Fake News handelt. Und er verteidigt diese Geschichte derart ungeschickt, dass er sich einmal mehr zum Gespött der Late-Night-Comedians gemacht hat.

FILE - Republican presidential nominee former President Donald Trump and Republican vice presidential nominee Sen. JD Vance, R-Ohio, attend the 9/11 Memorial ceremony on the 23rd anniversary of the Se ...
Trumps schlimmster Fehlgriff: J.D. Vance.Bild: keystone

Wie bei Ärzten gilt für Vize-Präsidenten im Wahlkampf der hippokratische Eid, wonach es zunächst darum geht, Schaden zu vermeiden. Vance jedoch sorgt täglich für neuen Schaden. Bereits wird er deshalb verglichen mit Dan Quayle, der einst George H. Bush ins Elend geritten hat, oder Sarah Palin, die desaströse Wahl von John McCain.

Und die Moral der Geschichte: Es ist gar nicht so einfach, wenn man «nur auf die besten Leute» setzt.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Versuchtes Attentat auf Trump
1 / 7
Versuchtes Attentat auf Trump
Die US-Bundespolizei FBI geht nach Schüssen in der Nähe Donald Trumps von einem mutmasslich geplanten Attentat auf den Ex-Präsidenten aus – schon wieder. Der Vorfall ereignete sich am frühen Sonntagnachmittag (Ortszeit).
quelle: keystone / stephanie matat
Auf Facebook teilenAuf X teilen
TV-Debatte zwischen Harris und Trump: Diese Momente sind am meisten aufgefallen
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
206 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Chris72
20.09.2024 12:23registriert September 2024
Da hat sich glaub ein Fehler eingeschlichen..
Die Aussage von Trump war: "Mark Robinson is a Martin Luther King on Steroids"😅 von Stelzen(stilts) hab ich nichts gehört/gelesen🤔
2053
Melden
Zum Kommentar
avatar
Amateurschreiber
20.09.2024 12:24registriert August 2018
Ich bin gespannt, ob es am Ende eine Art Bradley-Effekt bei den republikanischen Wählern gibt. Also, dass zwar aktuell viele Reps sagen, sie würden selbstverständlich Trump wählen (weil man diese Aussage von ihnen erwartet) die dann aber am Ende für Harris stimmen.
1694
Melden
Zum Kommentar
avatar
Martin W.
20.09.2024 13:01registriert August 2022
Ich glaube selbst die Demokraten hätten sich ihn ihren süssesten Träumen nicht solch eine Personalwahl von Trump vorstellen können.
Die Realität ist noch weit beängstigender.
Wir in Europa haben ja auch schon ein paar schräge Typen, aber was bei den Amis so als Politiker kommt das, haut mich wirklich um.
Gute Nacht Menschheit.
400
Melden
Zum Kommentar
206
Studie: Mafia in Italien macht pro Jahr 40 Milliarden Umsatz

Die Mafia erwirtschaftet nach einer neuen Studie in ihrem Heimatland Italien pro Jahr einen Umsatz von 40 Milliarden Euro – vergleichbar mit grossen europäischen Konzernen. Das entspricht etwa zwei Prozent des jährlichen italienischen Bruttoinlandsprodukts (BIP).

Zur Story