Als am Donnerstag die Sonne über dem «Sunshine State» aufging, zeigte sich erstmals das Ausmass der Schäden, die «Milton» angerichtet hatte. An der Westküste Floridas standen ganze Quartiere in den Bevölkerungszentren Fort Myers, Sarasota, St. Petersburg, Clearwater und Tampa unter Wasser.
Einige waren direkt vom Hurrikan getroffen worden. So zerstörte der Monstersturm das Kunststoff-Dach des Baseball-Stadions Tropicana Field, in dem die «Tampa Bay Rays» in St. Petersburg ihre Heimspiele austragen. Das Stadion war leer, niemand kam zu Schaden. Auch wurde das Redaktionsgebäude der Regionalzeitung «Tampa Bay Times» von einem umstürzenden Baukran getroffen. Der Polizeichef von St. Petersburg sagte, in seiner Stadt seien mindestens zwei Menschen getötet worden.
Andere überschwemmte Viertel aber befanden sich meilenweit entfernt von der Küste; weil es über Nacht stundenlang geregnet und die Sturmwinde riesige Wassermassen verschoben hatten, verwandelten sich Quartierstrassen plötzlich in kleine Seen. In Orlando blieben Vergnügungsparks wie Disney World vorerst geschlossen. Mehr als 3,3 Millionen Haushalte und Geschäfte in Florida beklagten einen Stromausfall.
In den Touristendestinationen direkt am Golf von Mexiko sorgte der Hurrikan für grossflächige Überschwemmungen. Erste Bilder aus Bradenton Beach zum Beispiel zeigten Seitenstrassen, die aufgrund hoher Sanddünen unpassierbar schienen. Überall war auch Gerümpel zu sehen – hatten doch die Aufräumarbeiten in den Strandhäusern, die vor zwei Wochen von Hurrikan «Helene» überschwemmt worden waren, eben erst begonnen.
Dabei traf der Sturm nicht nur die Westküste, sondern auch die andere Seite Floridas. Mehrere Dutzend Tornados zerstörten an der Ostküste, vor allem in der Umgebung der Touristenstadt Port St. Lucie, Dutzende von Häusern. Mindestens fünf Menschen starben, wie der Sheriff des Verwaltungsbezirks St. Lucie County sagte.
Und dennoch zog Floridas Gouverneur Ron DeSantis in einer ersten Pressekonferenz ein recht positives Fazit. Der Republikaner sagte: «Glücklicherweise war dies nicht das schlimmste Szenario.» So sei der Sturm nicht wie ursprünglich prognostiziert über die dicht bevölkerte Tampa Bay gezogen. Auch war die tödliche Sturmflut, die im Zuge von «Milton» die Küste erreichte, weniger hoch gewesen als ursprünglich angenommen.
Unklar blieb vorerst das Ausmass der Schäden. Gouverneur DeSantis wies erste Schätzungen, wonach «Milton» Kosten in zweistelliger Milliarden-Höhe verursacht habe, am Donnerstag energisch zurück. «Hör doch auf!», sagte DeSantis an einer Pressekonferenz. Über Nacht sei es dunkel gewesen, niemand habe sich bisher ein Bild der Schäden machen können. Er jedenfalls gehe davon aus, dass zum Beispiel der Flughafen von Tampa bereits am Freitag wieder den Betrieb aufnehmen werde.
Und weil der Wahlkampf niemals Pause macht, schoss der Gouverneur auch einen Giftpfeil in Richtung Washington ab. Er lasse sich von der Bundesregierung nicht diktieren, wie Florida auf «Milton» zu reagieren habe, sagte DeSantis. «Hier schmeisse ich den Laden.»
Adressatin dieses Kommentars war, zumindest indirekt, die demokratische Präsidentschaftskandidatin. Zwar verbrachte Kamala Harris den Donnerstag nicht in Washington, um zusammen mit Präsident Joe Biden die Aufräumarbeiten zu koordinieren. Vielmehr hielt sich die Vizepräsidentin in Amerikas Westen auf, um in den politisch umkämpften Bundesstaaten Nevada und Arizona um Stimmen zu werben. Das hat Priorität, weniger als vier Wochen vor dem Wahltag, angesichts Meinungsumfragen, die ein hauchdünnes Rennen gegen den Republikaner Donald Trump prognostizieren.
In den Tagen zuvor aber hatte Harris versucht, sich als rührige Krisenmanagerin zu profilieren. An der Seite von Biden lauschte sie am Mittwoch einem Briefing der Katastrophenschützer der Bundesregierung. Und die Demokratin gab gar dem TV-Sender «Weather Channel» ein Telefon-Interview, um die Bevölkerung von Florida von den Gefahren des Hurrikans zu warnen.
Dies fiel nicht nur Journalistinnen und Journalisten auf, die sich in den vergangenen Wochen bitterlich über die pressescheue Kandidatin beschwert hatten. Auch DeSantis beklagte sich über «die politischen Spielereien» von Harris, nachdem diese hatte durchsickern lassen, dass der Gouverneur von Florida ihre Telefonanrufe ignoriere. «Für die vorherigen Stürme hat sie sich nie interessiert», sagte der Gouverneur des fast 23 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner zählenden Bundesstaates.
Sein Parteifreund, der Präsidentschaftskandidat der Republikaner, regte sich derweil über etwas ganz anderes auf. Trump beklagte sich auf seinem Internetdienst Truth Social in mehreren Stellungnahmen über den Fernsehsender CBS. Grund: Ein Interview mit Kamala Harris für die renommierte Sendung «60 Minutes», das die Demokratin angeblich in besonders gutem Licht hatte erscheinen lassen. Dem Medienkonzern gehöre die Lizenz entzogen, wetterte der Ex-Präsident. Und: «Die Demokraten sollten gezwungen werden, ihre Wahlniederlage einzugestehen.»
🤔Jetzt schon? Donnie, die Wahlen sind am 5.11. und waren nicht schon am 5.10. Es gibt noch keine Resultate. Falls Du jetzt schon Tausende Wahlzettel mit Deinem Namen in die Urne gelegt hast, es ist noch zu früh…