Trump macht den gleichen Fehler wie Biden
Nun haben es die Amerikanerinnen und Amerikaner schwarz auf weiss: Grund, sich über den aktuellen Zustand des Landes zu beklagen, gibt es keinen.
Denn Donald Trump ist überzeugt davon, dass es den USA noch nie so gut ging wie gerade jetzt. Und er kann dies auch mit Zahlen belegen. Die Medikamentenpreise, die sind in seinem ersten Amtsjahr angeblich um mathematisch besorgniserregende 600 Prozent gesunken. Und die Butterpreise um immerhin 0,3 Prozent, wie einer Grafik zu entnehmen war, die der amerikanische Präsident am Mittwoch während seiner Rede zur Nation zeigte. Noch Fragen?
Trump spricht über Medikamentenpreise:
Ja, eine Frage drängte sich nachgerade auf. Wessen Idee war es, diese Ansprache kurzfristig ins Programm zu hieven?
Denn Trump wirkte während den 18 Minuten nicht nur gehetzt und aufgebracht, als hätte er zu viele Diet Cokes getrunken. Der Republikaner bewies auch einmal mehr, dass ihm häufig das Gespür für besondere politische Situationen fehlt. Für die miese Stimmung im Land zum Beispiel.
Amerikanische Politik war noch nie fair
Natürlich: Ein Präsident muss sich loben dürfen. Und von Trump werden Sätze wie «Wir haben mehr erreicht, als irgendjemand sich vorstellen konnte» geradezu erwartet. Sie gehören mittlerweile zu seiner Inszenierung.
Dem Weissen Haus kann es aber nicht entgangen sein, dass am Ende von Trumps Amtsjahr 1 eine grosse Mehrheit der Amerikanerinnen und Amerikaner unzufrieden mit der Regierung ist. Viele Menschen werfen dem Präsidenten vor, nicht energisch genug gegen die hohen Lebensmittelpreise und die steigenden Gesundheitskosten vorzugehen. Diese Kritik mag nicht immer fair sein, sind doch die nackten Wirtschaftszahlen so schlecht nicht. Aber amerikanische Politik war noch nie fair.
Und Trump weiss das, weil er von dieser Grundregel im Wahlkampf 2024 profitiert hatte. Da war es Präsident Joe Biden, der dem aufgebrachten Volk einzureden versuchte, dass alles in bester Ordnung sei. Die Wählerinnen und Wähler aber wollten dem Demokraten keinen Glauben schenken. Sie wussten es besser.
Nun unterläuft Trump der genau gleiche Fehler wie Biden. Er macht seinen Vorgänger für alles verantwortlich, was falsch läuft. Dabei sagt er Sätze wie: «Es ist nicht der Fehler der Republikaner. Es ist der Fehler der Demokraten.» Und behauptet gleichzeitig, dass es ja eigentlich gar nicht so viel gibt, das falsch läuft. Denn die ganze Welt sei neidisch auf die USA.
Solche Sätze mögen die Basis seiner Partei amüsieren. Aber die Durchschnittswählerin und den Durchschnittswähler kann Trump mit solchen Aussagen nicht überzeugen. Sie wollen neue Ideen hören und Resultate sehen.
Darauf aber verzichtete Trump am Mittwoch in seiner Fernsehansprache.
