Da ist es wieder, dieses Wort, das in den USA in jüngster Zeit immer häufiger fällt: Bürgerkrieg.
Nach der Ermordung des konservativen Aktivisten Charlie Kirk haben Sprachrohre des rechten Amerikas angekündigt, sich für die unbegreifliche Bluttat rächen zu wollen. Sie nennen das Attentat eine Kriegserklärung, gehörte der 31 Jahre alte Kirk doch zu den prominentesten Figuren im Umfeld von Donald Trump. Kirk war für viele politisch interessierte Menschen eine Lichtgestalt. Nicht wenige seiner jungen Anhänger glaubten, dass er früher oder später als Präsident ins Weisse Haus einziehen würde.
Der aktuelle Präsident wiederum zündelt gegen die «radikale Linke», die angeblich mit allen Kräften versuche, die herrschende Ordnung in den USA zu stürzen. Der Mann, der eigentlich alles daransetzen sollte, ein gespaltenes Land zu einigen, macht damit alles noch viel schlimmer. Er giesst Öl ins Feuer, und stachelt die Extremisten in seinem Lager auf.
Dies ist Wasser auf die Mühlen der Linksradikalen, die bereits vor dem Attentat auf Kirk behaupteten, Trump sei ein Diktator. Beide Seiten scheinen zum Äussersten bereit zu sein und nur noch auf den passenden Zeitpunkt zu warten, um zu den Waffen zu greifen – so wie der mutmassliche Täter zu seinem Gewehr griff, um den angeblichen Faschisten Charlie Kirk zu ermorden.
Diesen Eindruck jedenfalls konnte man in den vergangenen zwei, drei Tagen bekommen, wenn man einen Blick auf die sozialen Medien warf.
Realistisch allerdings scheint dieses Szenario nicht zu sein, auch wenn es online oft heraufbeschworen wird. Die USA, ein Land, in dem mehr als 342 Millionen Menschen leben, stehen nicht kurz vor einem Bürgerkrieg, in dem die eine Hälfte gegen die andere kämpfen wird. Dafür gibt es zu viele vernünftige Amerikaner, die sich nicht von hysterischen Aktivisten auf Facebook oder X verführen lassen wollen.
Wahrscheinlicher ist eine andere Entwicklung, die weniger spektakulär ist, aber in den nächsten Jahren ebenfalls einen massiven Schaden anrichten könnte: Nach der Ermordung von Kirk droht die Zerstörung des eigentlichen Fundaments, auf dem die bald 250 Jahre alte amerikanische Republik steht.
Die Stärke der USA, diesem ach so komplizierten Land, ist es, dass die Meinungsfreiheit nicht nur in einem trockenen Absatz in der Verfassung festgeschrieben ist. Sie wird auch im Alltag gelebt. Der oft heraufbeschworene Marktplatz der Ideen existiert tatsächlich, auch wenn es natürlich stimmt, dass nicht alle Bevölkerungsgruppen den gleichen Zugang haben.
Kirk war ein gutes Beispiel für die Möglichkeiten, die es in Amerika gibt. Bereits im Alter von 18 Jahren gründete er, mit Hilfe reicher, rechter Geldgeber, die Organisation Turning Point USA. Fortan widmete sich der junge Mann, getrieben von Charisma, Schlagfertigkeit und seiner Religiosität, der öffentlichen Debatte. Zahllose Auftritte an Universitäten folgten, wo Kirk mit Anhängern und Gegnern über kontroverse Themen diskutierte.
Natürlich waren viele dieser Debatten Show-Kämpfe. Kirk ging es nicht wirklich darum, sich neues Wissen anzueignen. Er wollte gewinnen, und das breite Publikum davon überzeugen, dass er recht hat. Deshalb wurde er auch ständig von Kameraleuten begleitet.
Weil diese Debatten aber häufig in einem Umfeld geführt wurden, das rechtem Gedankengut grundsätzlich feindselig gegenübersteht, leistete Kirk dennoch einen Dienst an der Öffentlichkeit. Wer wollte, konnte sich auf dem Campus einer Universität mit den rechtskonservativen Argumenten auseinandersetzen. Und sich dann eine eigene Meinung bilden.
Nun, nach seiner Ermordung auf dem Gelände der Utah Valley University, droht dies verloren zu gehen. Bereits haben linke und rechte Politiker angekündigt, in den nächsten Tagen nicht mehr in der Öffentlichkeit aufzutreten. Sie haben Angst vor einem Nachahmungstäter.
Das ist nachvollziehbar. Aber dennoch die falsche Entscheidung für Menschen, die politisch tätig sind. Denn eine Demokratie lebt von Dialog und Debatte. Ist ein Austausch in der Öffentlichkeit nicht mehr möglich, dann droht der Markplatz der Ideen zu verkümmern. Und davon profitiert eigentlich nur eine Seite: Die extremistische. (aargauerzeitung.ch)
Diese Veranstaltungen von Kirk waren Medienereignisse, mit einer Agenda zurechtgeschnitten und auf (social)Medien zugeschnitten. Die Debatte findet jedoch mehrheitlich direkt statt, Sie wollen doch nicht sagen, dass nun die Townhall Meetings gefährdet seien. Wie Sie zu sagen: "Die USA, ein Land, in dem mehr als 342 Millionen Menschen leben, stehen nicht kurz vor einem Bürgerkrieg, in dem die eine Hälfte gegen die andere kämpfen wird." Wo sich die Menschen nahe sind wird nicht gleich zur Waffe gegriffen, Beziehungsdekikte ausgenommen.
Was aber wenn gewisse Ideen einfach rechtswidrig und gewalttätig sind? Ich meine auf einem normalen Marktplatz hat die Mafia auch nichts zu suchen oder?