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Israel-Iran-Konflikt – wie geht es weiter? 5 mögliche Szenarien

Smoke rises from an oil storage facility after it appeared to have been struck by an Israeli strike on Saturday, in Tehran, Iran, Monday, June 16, 2025. (AP Photo/Vahid Salemi)
Iran Israel Mideast War ...
Rauch steigt über einem Gebäude in Teheran auf, das von einem israelischen Angriff getroffen wurde, 16. Juni 2025. Bild: keystone
Analyse

5 mögliche Szenarien, wie der Konflikt zwischen Israel und Iran weitergehen könnte

17.06.2025, 18:4918.06.2025, 04:22
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Noch ist kein Ende des Konflikts in Sicht. Geht es nach Benjamin Netanjahu, werden die Angriffe auf Iran fortgesetzt – so lange wie möglich. Von Verhandlungen will Iran nichts wissen, solange das Land unter Beschuss steht.

5 Szenarien, wie es weitergehen könnte:

Iran folgt dem Hisbollah-Muster

Denkbar ist, dass die Islamische Revolutionsgarde (IRGC) begrenzte Vergeltung ausübt, um symbolische Stärke zu demonstrieren und das Gesicht zu wahren. Dies wäre vergleichbar mit dem Verhalten der im Libanon beheimateten Hisbollah, die im letzten Jahr nach israelischen Angriffen rasch in eine Waffenruhe einwilligte.

Der israelische Angriff auf Iran weist Parallelen zu den letzten Angriffen auf die Hisbollah auf: Beide Angriffe begannen mit taktischen Zielen und richteten sich danach gegen Führungskräfte und wichtige Infrastrukturen.

Doch obwohl die beiden Akteure verbündet sind, gibt es deutliche Unterschiede: Nach der Ermordung des Hisbollah-Anführers Hassan Nasrallah zerfiel die Führungsstruktur. Im Gegensatz zur Miliz verfügt die Islamische Revolutionsgarde über robuste institutionelle Strukturen, wodurch Verluste einfacher ausgeglichen werden können.

USA werden hineingezogen

Auch düsterere Szenarien sind möglich. Im Vorfeld der israelischen Luftschläge drohte Iran mit Angriffen auf US-Einrichtungen – insbesondere auf Militärbasen im Irak sowie auf die «US Navy Fifth Fleet» in Bahrain, eine zentrale Marinebasis im Persischen Golf.

Ein Hinweis, dass es sich dabei nicht nur um blosse Rhetorik handelt: Die USA haben das Personal ihrer Botschaften im Irak und in Bahrain reduziert. Dennoch ist sich die Revolutionsgarde der militärischen Überlegenheit der USA bewusst.

Verhandlungen

Die Trump-Regierung drängt Iran zu Verhandlungen. Auf der einen Seite könnte Iran davon profitieren, zumal das Land seit Jahren international stark sanktioniert wird und die Wirtschaft schon lange am Boden liegt. Dennoch ist wohl auch der Revolutionsgarde bewusst, dass Trump kein verlässlicher Verhandlungspartner ist.

Die Revolutionsgarde machte bereits deutlich, dass sie für Gespräche nicht bereit ist, solange sie unter Beschuss steht. Sollte die Revolutionsgarde hart bleiben, dürfte Washington den Druck mit verschärften Sanktionen erhöhen.

Krieg weitet sich aus

Ein weiteres düsteres Szenario wäre ein regionaler Flächenbrand. Doch ein solches Szenario gilt derzeit als eher unwahrscheinlich. Die Region ist bereits stark destabilisiert – durch den Gaza-Krieg, die stark geschwächte Hisbollah im Libanon, den Machtwechsel in Syrien. Das Regime dürfte demnach kaum breite Rückendeckung aus der arabischen Welt erhalten.

Regimewechsel

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahus erklärtes Ziel ist die Zerstörung des iranischen Atomwaffenpotenzials – zum Schutz Israels. Als mögliche Folge nennt er einen Regimewechsel. Er wolle dem iranischen Volk den «Weg frei machen, um ihre Freiheit zu erlangen».

Auch Reza Pahlavi, der Sohn des 1979 gestürzten Schahs von Iran, der zu den führenden iranischen Oppositionellen zählt, rief die Bevölkerung zum Aufstand gegen das Mullah-Regime auf. Doch auch wenn sich viele nach einem Regimewechsel sehnen, ist die Angst vor einem Machtvakuum wie einst im Irak oder in Libyen gross.

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Nur rund 15 Prozent der Bevölkerung unterstützen Irans Revolutionsgarde. Bild: keystone

Fachleute gehen davon aus, dass ein Regimewechsel in Iran militärisch schwierig durchzusetzen ist. «Dafür wären Bodentruppen nötig – und kein Staat zeigt derzeit die Bereitschaft, solche Truppen zu entsenden», sagt Politikwissenschaftlerin Azadeh Zamirirad.

Auch ein Volksaufstand ist kein unrealistisches Szenario – schliesslich ist der moderne Iran selbst aus einer Revolution hervorgegangen. In den letzten Jahrzehnten kam es trotz heftiger Vergeltungsschläge der Sicherheitskräfte immer wieder zu landesweiten Protesten – zuletzt 2022 nach dem Tod von Mahsa Amini.

Doch ein Wandel von innen ist schwierig. Das Problem: Es fehlt an einer geeinten Oppositionsführung. In politischen Fragen sind sich die regimekritischen Gruppen ideologisch uneinig. Gleichzeitig unterdrückt die Revolutionsgarde Gegenbewegungen mit massiver Repression.

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76 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Überdimensionierte Riesenshrimps aka Reaper
17.06.2025 19:06registriert Juni 2016
Wenn man so die letzten Truth Social Einträge liest, kann man durchaus zum Schluss kommen, dass die USA schon involviert ist.
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pontian
17.06.2025 20:53registriert Januar 2016
Die Situation ist ja schon schlimm genug, darum zur Ablenkung einige Witze, die gerade in israelischen und iranischen Kanälen kursieren:

Israel:
Das Hauptquartier des Mossad wurde von einer Rakete getroffen (das stimmt wohl sogar!). Die herbeieilende Feuerwehr fragt den Pförtner, wieviele Menschen im Gebäude waren, um die Rettung zu planen. Der sagt nur: „Halb so schlimm, die, die sonst da drin sind, sind gerade alle im Iran.“

Iran:
Frage: „Wo ist eigentlich der Ayatollah?“
Antwort: „Keine Ahnung, das weiss nur der Mossad.“
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Juliet Bravo
17.06.2025 20:52registriert November 2016
Nach nicht mal 5 Monaten
- heizt Trump den Gazakrieg und alles an („Riviera“),
- sabotiert die Ukraine systematisch,
- jetzt der Krieg gegen Iran.
- Beschimpfung und Drohen gegenüber sämtlichen Verbündeten.
- Anbiedern bei Putin
- Agitation und Prop für Putin
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