«Alle werden sich auf mich stürzen», erklärte Ron DeSantis im Vorfeld der ersten Vorwahl-Debatte der Präsidentschaftskandidaten der Grand Old Party (GOP). Der Gouverneur aus Florida sollte sich irren. Er liegt zwar in den Meinungsumfragen nach wie vor an zweiter Stelle. Doch seine Rolle als aussichtsreichster Rivale von Donald Trump scheint er vergeigt zu haben.
Diese Rolle hat neuerdings ein gewisser Vivek Ramaswamy inne, ein Sohn indischer Einwanderer und 38-jähriger Biotech-Unternehmer, der sehr reich geworden ist. In einigen Umfragen liegt er bereits auf Augenhöhe mit DeSantis, und anders als dieser hat er das Momentum auf seiner Seite. Folgerichtig war er es auch, der in der Debatte am heftigsten attackiert wurde.
«Vivek wer?», werden sich nun viele von euch fragen. Tatsächlich war Ramaswamy bis vor Kurzem höchstens Polit-Nerds bekannt. In den Vorwahlen zu den Präsidentschaftswahlen werden jedoch regelmässig neue Stars kreiert. Vor vier Jahren waren dies etwa Beto O’Rourke und Pete Buttigieg bei den Demokraten. Oft verglühen diese Stars jedoch schneller, als dass man sich ihre Namen merken kann.
O’Rourke und Buttigieg gelten als Vertreter der Progressiven bei den Demokranten. Ramaswamy hingegen ist ein typisches Beispiel eines Libertären, der als Teenager die Romane von Ayn Rand verschlungen hat und sich später am äussersten Flügel der GOP wiederfindet. Hier ein paar Beispiele:
Ramaswamy ist auch den gängigen Verschwörungstheorien der äussersten Rechten nicht abgeneigt. Wie hierzulande Daniele Ganser vermutete auch er, dass das Attentat vom 11. September 2001 teilweise von der amerikanischen Regierung mitorganisiert wurde.
Und wie hält er es mit Trump? Er ist ein glühender Fan, doch er findet, der Ex-Präsident sei wie Joe Biden zu alt und müsse einer neuen Generation Platz machen. Immerhin wird er Trump auf jeden Fall begnadigen, sollte der verurteilt werden und er selbst ins Weisse Haus einziehen. Das Amt eines Vizepräsidenten unter Trump will er jedoch auf keinen Fall ausüben.
Man kann Ramaswamy manches vorwerfen, mangelndes Selbstbewusstsein gehört nicht dazu. Obwohl er über keinerlei politische Erfahrung verfügt, hat er bereits im Sinne von Moses eine Liste von Geboten aufgestellt. Hier ein paar davon: 1. Gott existiert. 2. Es gibt nur zwei Geschlechter. 3. Menschlicher Wohlstand gibt es nur mit fossilen Brennstoffen. 4. Auch umgekehrter Rassismus ist Rassismus.
Ebenfalls kann man ihm kaum mangelndes Kommunikationstalent unterstellen. Im Gegensatz zu DeSantis wirkt Ramaswamy in Interviews sympathisch, und er lässt auch keine Gelegenheit aus, dies unter Beweis zu stellen. Dabei konzentriert er sich nicht nur auf konservative, ihm freundlich gesinnte Medien wie Fox News oder Newsmax. Er plaudert auch stundenlang mit Bill Maher, einem tendenziell linken Komiker. (Der allerdings auch einen libertären Einschlag hat, aber das ist eine andere Geschichte.)
Wie sind die Chancen des jüngsten Stars der GOP einzuschätzen? Ist alles bloss Hype, der sich bald wieder verzogen haben wird? Tatsache ist, dass sich Ramaswamys Unerfahrenheit vor allem in aussenpolitischen Fragen auch an der Debatte gezeigt hat. Seine voreiligen Schlüsse bezüglich des Umgangs mit Israel und seine unqualifizierten Angriffe auf Selenskyj sind nicht so gut angekommen. Nikki Haley, UN-Botschafterin im Kabinett von Trump und einzige Frau auf der Debatten-Bühne, erklärte denn auch kurz und bündig: «Du hast keine Ahnung von Aussenpolitik, und das zeigt sich.»
Chris Christie, der ehemalige Gouverneur von New Jersey, ein gefürchteter Debattierer, langte ebenfalls kräftig zu. «Der Typ tönt wie ChatGPT», rief er in die Runde.
So wie die Umfragen derzeit aussehen, sind die Debatten der republikanischen Kandidaten ohnehin blosses Schattenboxen. Weil er in den Umfragen meilenweit voraus liegt und weil er mit Fox News wieder einmal im Clinch liegt, blieb Trump der Debatte fern. Das könnte sich dereinst rächen. Karl Rove, der ehemalige Wahlkampfmanager von George W. Bush, zeigt in einem Kommentar im «Wall Street Journal» auf, dass diese Zahlen trügerisch sind. In Iowa und New Hampshire, den beiden Bundesstaaten, in denen die ersten Vorwahlen stattfinden, ist Trumps Vorsprung deutlich kleiner, und in diesen Bundesstaaten werden wichtige Weichen gestellt. «Trump scheint zu schlagen zu sein», stellt Rove daher fest.
Ob Ramaswamy derjenige ist, der Trump vom Thorn stossen kann, ist jedoch noch eine steile These. Sein Stern kann ebenso schnell verglühen, wie er aufgestiegen ist. So schreibt das «Wall Street Journal»: «Er hat reizvolle Sätze auf Lager, die bei vielen Wählern Anklang finden werden. Aber er kann auch wie ein junger Mann tönen, der zu viel in zu kurzer Zeit erreichen will. Und seine schnellen Zwischenrufe lassen ihn erscheinen wie einen übereifrigen Erstsemester-Studenten.»
Ich verstehe nicht, warum er kein Fan ist von ihm🤷♂️..
Ok, wer die Punkte gelesen hat, die er ändern will, falls er Präsi wird, versteht sowieso nichts mehr.
Reichtum muss mit Verblödung einhergehen, zumindest bei vielen Menschen, ich kann mir das sonnst nicht anders erklären...
Der schlägt ja fast Trump.
Wenn man Trump schon als Schwurbler betrachtet hat, dann ist dieser Typ definitiv eine Steigerung davon. Ich erachte den als noch gefährlicher als Trump.