Das Internet lechzte nach Informationen: «Wann bringt ihr endlich die Namen??», fragten zahlreiche User am Donnerstagabend auf Twitter. Operation KKK, eine Gruppe von Anonymous-Mitglieder, hatte angekündigt, 1000 angebliche Mitglieder des rassistischen Ku-Klux-Klans zu demaskieren.
Als die Liste schliesslich am Donnerstagabend kurz vor halb 12 Uhr auf der Sharing-Plattform Pastebin veröffentlicht wurde, gab es lange Gesichter. Keine hochkarätigen Namen, keine Kongressmitglieder, keine Geheimdienst-Spitzen. Stattdessen einige Klan-Mitglieder, die sich öffentlich zur Mitgliedschaft bekennen, viele Facebook-Accounts, die bereits gelöscht waren, E-Mail-Adressen, die ins Nichts führten und Dutzende Pseudonyme.
Ein Name auf der Liste sorgte allerdings für Aufsehen. Ben Garrison. Unter seinem Namen waren Dutzende Übernamen aufgelistet, die einen neonazistischen, antisemitischen und rassistischen Hintergrund vermuten liessen.
Nur: Bei Ben Garrison handelt es sich weder um ein Ku-Klux-Klan-Mitglied, noch um einen Nazi: Garrison ist ein politischer Karikaturist, der der libertären Bewegung nahesteht und in seinen Zeichnungen vor allem gegen die amerikanische Regierung und das US-Notenbanksystem schiesst.
Die Anonymous-Enthüller gingen einem alten Internet-Hoax auf den Leim. Trolle auf der Plattform 4chan fanden 2009 Gefallen daran, Garrisons Cartoons so zu manipulieren, dass sie einen eindeutig antisemitischen Einschlag erhielten. Der Hoax wurde zum Selbstläufer, Garrison wurde auf
einschlägigen Portalen als Gallionsfigur der antisemtischen und rechtsradikalen Intelligenzia gefeiert.Seine Bemühungen, den Sachverhalt aufzuklären und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, fruchteten nicht. «Bitte helft mir, diesen Schrott [die manipulierten Cartoons] zu melden und verlangt ihre Löschung, wenn ihr sie auf Blogs sieht», schrieb Garrison 2011 auf seiner wordpress-Seite. Vergeblich. Die Bilder verbreiteten sich wie ein Lauffeuer auf Blogs und in sozialen Medien und zementieren das Bild des hasszerfressenen, antisemitischen Karikaturisten. Ein Rechtsstreit gegen den Gründer und Betreiber von 4chan verlief ebenfalls im Sand.
Gegenüber der «Washington Post» sagte Garrison, dass sein Ruf und seine Arbeit durch die Trolle ruiniert worden sei. Dass nun sogar das Hackerkollektiv Anonymous (das seine Ursprünge ebenfalls in der Website 4chan hat) auf den Hoax reingefallen ist, zeigt auf, wie Fehlinformationen im Internet praktisch ungehindert weiterverbreitet werden.
Immerhin: Kurz nach der Veröffentlichung der ominösen Liste löschte Anonymous Ben Garrisons Namen und publizierte auf Twitter eine Richtigstellung. Obwohl Anonymous nur den Vornamen nannte, ist anzunehmen, dass es sich dabei um Garrison handelt.
Ben made an awkward, brief appearance in our release. He should not have been listed. We were surprised, as well...
— Operation KKK (@Operation_KKK) 6. November 2015
We removed several names from our list for further investigation. We would rather have a smaller, accurate list that we are comfortable with
— Operation KKK (@Operation_KKK) 5. November 2015
(wst)
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