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Asien

Thailand und Kambodscha streiten wieder um Hindu-Tempel im Grenzgebiet

Der Hindu-Tempel wird auf kambodschanischer Seite Prasat Preah Vihear, auf thailändischer Prasat Phra Viharn genannt.
Die Tempelanlage Prasat Preah Vihear gehört seit 2008 zum UNESCO-Weltkulturerbe.Bild: Shutterstock

Wieder Eskalation zwischen Thailand und Kambodscha: Darum streiten sich die Länder

Nur zwei Monate nach einem Abkommen flammt der Konflikt an der Grenze zwischen Thailand und Kambodscha erneut auf. Im Zentrum des Streits steht ein alter Hindu-Tempel.
08.12.2025, 10:29

Nach wochenlangen zunehmenden Spannungen und der Aussetzung des Waffenstillstandsabkommens durch Thailand Mitte November ist es an der thailändisch-kambodschanischen Grenze erneut zu Kampfhandlungen gekommen. Damit ist die von US-Präsident Donald Trump und dem malaysischen Ministerpräsident Anwar Ibrahim vermittelte Waffenruhe vorerst gescheitert. Diese war im Oktober unterzeichnet worden, nachdem die Spannungen zwischen Thailand und Kambodscha im Juli zu einem militärischen Schlagabtausch geführt hatten.

Im Zentrum des Konflikts steht ein dem Gott Shiva geweihter alter Hindu-Tempel, der schon seit Jahrzehnten Anlass zu Streitigkeiten zwischen den beiden südostasiatischen Ländern gibt.

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Thailändische Polizisten versuchen im Juli 2025, Zivilisten dazu zu überzeugen, die Grenzregion zu verlassen. Bild: keystone
Dieser Artikel ist ursprünglich im Juli 2025 erschienen. Er ist aus aktuellem Anlass überarbeitet und erneut publiziert worden.

Bedeutende Tempelanlage

Der Hindu-Tempel Prasat Preah Vihear (thailändisch Prasat Phra Wihan) wurde vom Volk der Khmer, der dominierenden Ethnie im heutigen Kambodscha, im 10. bis 12. Jahrhundert erbaut und sukzessive erweitert. Der Hindu-Tempel war eine der wichtigsten Tempelanlagen im Khmer-Königreich und trägt Merkmale verschiedener architektonischer Stile. Er steht auf einem felsigen Hügel, der nach Süden – auf der kambodschanischen Seite – steil in eine Ebene abfällt, während er von der thailändischen Seite im Norden über eine natürliche Rampe leicht zugänglich ist.

Blick von der Tempelanlage Prasat Preah Vihear in Kambodscha nach Süden.
Vom Tempel aus bietet sich eine spektakuläre Aussicht auf die südlich anschliessende Ebene in Kambodscha. Bild: Shutterstock

Die Khmer gaben die dem Hindu-Gott Shiva gewidmete Anlage vermutlich bereits im 12. Jahrhundert auf. Der Tempel zerfiel danach, doch die Steinverzierungen sind gut erhalten geblieben. 2008 nahm die UNESCO das Baudenkmal auf Antrag Kambodschas in ihre Weltkulturerbe-Liste auf, und zwar als kambodschanisches Monument – was den bereits seit den 1950er-Jahren schwelenden Konflikt wieder aufflammen liess.

Lage der Tempelanlage Prasat Preah Vihear (Prasat Phra Viharn) an der thailändisch-kambodschanischen Staatsgrenze.
https://de.wikipedia.org/wiki/Grenzkonflikt_zwischen_Kambodscha_und_Thailand#/media/D ...
Die aufgegebene Tempelanlage liegt an der thailändisch-kambodschanischen Grenze.Karte: Wikimedia

Alte Rivalität und koloniales Erbe

Das Verhältnis der beiden Nachbarstaaten, die sich heute eine 800 Kilometer lange Grenze teilen, ist durch eine wechselvolle Geschichte belastet. Grosse Gebiete Thailands gehörten einst zum alten Khmer-Reich, das von etwa 800 bis 1430 existierte und die vorherrschende Macht in Südostasien war. Die vermutlich in der zweiten Hälfte des 1. Jahrtausends eingewanderten Thai-Völker rebellierten im 13. Jahrhundert erfolgreich gegen die Herrschaft der Khmer. Der Khmer-Staat geriet nun seinerseits teilweise unter thailändische und auch vietnamesische Herrschaft.

Khmer-Reich um etwa 900 n. Chr.
https://en.wikipedia.org/wiki/Khmer_Empire#/media/File:Map-of-southeast-asia_900_CE.svg
Khmer-Reich um etwa 900 n. Chr.Karte: Wikimedia

Mit der Ankunft der europäischen Kolonialmächte in Südostasien änderte sich das Machtgefüge. Die heutige Grenze zwischen Thailand und Kambodscha ist ein Ergebnis der Kolonialzeit: Thailand, das bis 1939 noch Siam hiess, konnte zwar seine Unabhängigkeit bewahren, musste aber Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts umfangreiche Grenz- und Einflussgebiete an die Kolonialmächte Frankreich und Grossbritannien abtreten. Darunter fiel auch das von Siam abhängige Kambodscha, das Teil von Französisch-Indochina wurde. Das Gebiet um die Tempelanlage wurde 1904 zwar an Französisch Indochina abgetreten, blieb aber weiterhin umstritten; Thailand erhob stets Anspruch auf den Tempel.

Grenz- und Einflussgebiete, die Siam an Frankreich (violette Farbtöne) und Grossbritannien (rote Farbtöne) abtreten musste.
https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=86136446
Grenz- und Einflussgebiete, die Siam an Frankreich (violette Farbtöne) und Grossbritannien (rote Farbtöne) abtreten musste. Prasat Preah Vihear (roter Kreis) liegt in dem 1904 an Französisch Indochina abgetretenen Gebiet.Karte: Wikimedia/Milenioscuro/watson

Jahrzehntelanger Streit

Der Konflikt schwelte auch nach der Unabhängigkeit Kambodschas 1953 weiter. 1958 kam es beinahe zu einem Krieg zwischen den beiden Staaten, worauf Kambodscha den Internationalen Gerichtshof (IGH) in Den Haag anrief. Dieser entschied 1962 zugunsten Kambodschas, was Thailand widerwillig akzeptierte. Allerdings betraf die Entscheidung lediglich die Tempelanlage selbst – über den Grenzverlauf im umliegenden Gebiet äusserte sich der Gerichtshof nicht, da der Antrag Kambodschas allein die Souveränität über die Tempelanlage selbst umfasst habe. Damit blieben 4,6 Quadratkilometer Land um den Tempel umstritten.

Die Aufnahme der Tempelanlage ins UNESCO-Weltkulturerbe führte 2008 wie erwähnt ebenfalls zu einer Krise. Thailand zog im Gebiet Truppen zusammen, worauf auch Kambodscha Militär an die Grenze schickte und zudem den UNO-Sicherheitsrat anrief. Es kam zu Gefechten, bei denen bis 2011 mehrere Soldaten ums Leben kamen. 2013 präzisierte der IGH sein Urteil von 1962 und erklärte, auch die Umgebung des Tempels gehöre vollständig zu Kambodscha; Thailand müsse seine Truppen aus dem Gebiet abziehen.

epa02564924 A photo made available on 05 February 2011 shows Thai resident house burns following Cambodian artillery gun and rocket attack at the disputed border area of the Preah Vihear temple, Si Sa ...
Ein brennendes Haus im thailändischen Grenzgebiet nach kambodschanischem Artilleriebeschuss im Februar 2011.Bild: EPA

Danach entspannte sich die Lage, doch im Mai dieses Jahres kam es erneut zu Schusswechseln. Beide Seiten beschuldigten einander, die Eskalation verursacht zu haben. Kambodscha verhängte ein Importverbot für Lebensmittel sowie für Treibstoff und Gas aus Thailand. Ende Juni schloss Thailand die Grenzübergänge in sechs Provinzen. Darauf intensivierte sich das Säbelrasseln weiter und Ende Juli kam es wieder zu Gefechten. Zugleich rief Thailand seinen Botschafter aus Phnom Penh zurück und wies den kambodschanischen Botschafter aus.

Darauf hatte US-Präsident Trump den Druck auf die beiden Staaten erhöht: Er drohte damit, keine Handelsverträge mehr mit den beiden Staaten abzuschliessen, wenn sie die Kämpfe nicht beenden würden. Beide Länder stimmten während des Asean-Gipfels in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur der Vereinbarung zu, die eine militärische Deeskalation, den Abzug schwerer Waffen aus dem Grenzgebiet und die Einrichtung eines Beobachterteams des südostasiatischen Staatenbundes Asean vorsah.

Gegenseitiger Beschuss von Thailand und Kambodscha – das sind die Videos

Video: watson/lucas zollinger
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Die beliebtesten Kommentare
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Pointless Piraña
24.07.2025 16:08registriert Dezember 2019
Super, noch ein Konflikherd.
Könnte sich die Menschheit vielleicht wieder etwas beruhigen?
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Chalbsbratwurst
24.07.2025 15:56registriert Juli 2020
Was ist nur mit den Menschen los?

Warum kann man nicht mehr miteinander sprechen, verhandeln und Kompromisse ausarbeiten?

Hat Covid allen das Oberstübchen zerstört?
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winglet55
24.07.2025 15:02registriert März 2016
Streit um den Tempel ist nur vorgeschoben. Im Grunde geht es um innenpolitische Querelen. Gerade die thailändische Regierung ist gehörig unter Druck und mit dem konflikt kann man bequem von den Problemen in der Regierungskoalation ablenken. Thaksin hat im Frühjahr Hung Sen besucht nd ich denke, obwohl er kein politisches Amt bekleidet ( wenn man von seinem Engagement an der Pheu Thai Partei absieht), wurde seine Einmischung nicht gern gesehen. Seine Tochter z. Z. suspendierte PM des Lansdes, hat mit einem geleakten Telefonat mit Hung Sen,, wobei sie den Armeechef de Region desavuierte
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