Europa ringt um einen Verteilschlüssel, mit dem Hunderttausende Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak sowie aus den völlig überlasteten Lagern in der Türkei, Jordanien und dem Libanon in verschiedenen Ländern untergebracht werden können. Wieso eigentlich nur Europa? Auch andere reiche Länder könnten einen Beitrag leisten. Tun es aber nicht. Wohl auch, weil sie nicht müssen: Die Flüchtlinge schaffen es aus eigener Kraft nicht bis an ihre Staatsgrenzen.
US-Präsident Barack Obama dankte kürzlich der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel in einem Telefongespräch für die grosszügige Aufnahme syrischer Flüchtlinge. Bislang haben die USA selbst weniger als 1000 aufgenommen. Im Verlauf des nächsten Jahr sollen 10'000 dazukommen. «Viele Leute fragen mich: Ist es sicher, Flüchtlinge aus diesen Ländern nach Amerika zu bringen?», wird Vize-Aussenministerin Anne Richard vom Rundfunk NPR zitiert. Seit den Terroranschlägen von 9/11 muss jeder Flüchtling aus dem Nahen Osten eine aufwändige Sicherheitsüberprüfung des Ministeriums für Innere Sicherheit durchlaufen.
Im März forderte der ehemalige britische Aussenminister David Miliband in einem Gastbeitrag in der «Washington Post» die USA auf, mehr Flüchtlinge aufzunehmen. Sollte er vor der eigenen Tür kehren?
Gehört geografisch zu Europa, versteht sich aber nicht als Teil des Kontinents, was sich in der aktuellen Flüchtlingskrise einmal mehr zeigt. Seit Ausbruch des Bürgerkriegs hat Grossbritannien knapp 5000 syrische Flüchtlinge aufgenommen. Das Bild des etrunkenen Aylan hat in der Bevölkerung zu Protesten geführt. Darauf erklärte Premierminister David Cameron, einige tausend Flüchtlinge mehr aufzunehmen.
Kanada hat versprochen, 20'000 syrische Flüchtlinge aufzunehmen. Stand Ende Juli: 1002. «Wir können nicht ignorieren, dass die Aufnahme von Flüchtlingen irgendwo in der Welt allein das Problem nicht lösen wird», erklärte kürzlich der konservative Premierminister Stephen Harper, der im Herbst wiedergewählt werden will. Oppositionsführer Justin Trudeau erwiderte: «Leider hat die konservative Regierung nicht einmal ihr mageres Versprechen eingehalten.»
In den ersten beiden Kriegsjahren (2011-2012) nahm Australien knapp über 100 syrische Flüchtlinge auf. 2013 bis 2014 beantragten 20'000 syrische Staatsangehörige Asyl, von denen 1007 bewilligt wurden. Im August 2014 kündigte die konservative Regierung unter Tony Abbott an, mindestens 2200 syrische Flüchtlinge, sowie verteilt auf die kommenden drei jahre weitere 4400 aufzunehmen. Auf Forderungen aus Opposition und der eigenen Partei, angesichts der humanitären Tragödie mehr zu tun, ist er bislang nicht eingegangen.
Nach den angelsächsischen Ländern zu einer anderen Gruppe, die noch reicher, den Syrern kulturell viel näher sind – und sich dennoch komplett unsolidarisch zeigen.
Saudi-Arabiens «Hilfe» beschränkt sich mehrheitlich auf Waffenlieferungen an die syrischen Rebellen. Flüchtlinge brauchen wie vor Ausbruch des Bürgerkriegs ein Touristen- oder Arbeitsvisum, um nach Saudi-Arabien zu reisen. Solche werden praktisch nie vergeben. Das Land wäre reich, und den Syrern sprachlich (arabisch) und konfessionell (sunnitisch) nah. In der Region macht sich über die Verweigerungshaltung Unmut breit, der Hashtag #Welcoming_Syria's_refugees_is_a_Gulf_duty wurde bereits über 30'000 mal getweetet. Der renommierte saudische Karikaturist Abdullah Jaber bringt es auf den Punkt:
عالم ما عندها مروّة
#أزمة_اللاجئين
#كارتون
@jabertoon
#صحيفة_مكة pic.twitter.com/BjzKI4TfQd
— صحيفة مكة (@makkahnp) 1. September 2015
Siehe oben Saudi-Arabien.
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