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Asylgesetz

Liste der Schande: Diese reichen Länder lassen Europa den Vortritt und nehmen wenige – oder gar keine syrischen Flüchtline auf

Liste der Schande: Diese reichen Länder lassen Europa den Vortritt und nehmen wenige – oder gar keine syrischen Flüchtline auf

06.09.2015, 09:5007.09.2015, 12:02
Kian Ramezani
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Europa ringt um einen Verteilschlüssel, mit dem Hunderttausende Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak sowie aus den völlig überlasteten Lagern in der Türkei, Jordanien und dem Libanon in verschiedenen Ländern untergebracht werden können. Wieso eigentlich nur Europa? Auch andere reiche Länder könnten einen Beitrag leisten. Tun es aber nicht. Wohl auch, weil sie nicht müssen: Die Flüchtlinge schaffen es aus eigener Kraft nicht bis an ihre Staatsgrenzen.

USA

US-Präsident Barack Obama (links) mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel.
US-Präsident Barack Obama (links) mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Bild: POOL/REUTERS

US-Präsident Barack Obama dankte kürzlich der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel in einem Telefongespräch für die grosszügige Aufnahme syrischer Flüchtlinge. Bislang haben die USA selbst weniger als 1000 aufgenommen. Im Verlauf des nächsten Jahr sollen 10'000 dazukommen. «Viele Leute fragen mich: Ist es sicher, Flüchtlinge aus diesen Ländern nach Amerika zu bringen?», wird Vize-Aussenministerin Anne Richard vom Rundfunk NPR zitiert. Seit den Terroranschlägen von 9/11 muss jeder Flüchtling aus dem Nahen Osten eine aufwändige Sicherheitsüberprüfung des Ministeriums für Innere Sicherheit durchlaufen.

Im März forderte der ehemalige britische Aussenminister David Miliband in einem Gastbeitrag in der «Washington Post» die USA auf, mehr Flüchtlinge aufzunehmen. Sollte er vor der eigenen Tür kehren?

Grossbritannien

Der britische Premierminister David Cameron.
Der britische Premierminister David Cameron.
Bild: Getty Images Europe

Gehört geografisch zu Europa, versteht sich aber nicht als Teil des Kontinents, was sich in der aktuellen Flüchtlingskrise einmal mehr zeigt. Seit Ausbruch des Bürgerkriegs hat Grossbritannien knapp 5000 syrische Flüchtlinge aufgenommen. Das Bild des etrunkenen Aylan hat in der Bevölkerung zu Protesten geführt. Darauf erklärte Premierminister David Cameron, einige tausend Flüchtlinge mehr aufzunehmen. 

Kanada

Der kanadische Regierungschef Stephen Harper.
Der kanadische Regierungschef Stephen Harper.
Bild: FRED THORNHILL/REUTERS

Kanada hat versprochen, 20'000 syrische Flüchtlinge aufzunehmen. Stand Ende Juli: 1002. «Wir können nicht ignorieren, dass die Aufnahme von Flüchtlingen irgendwo in der Welt allein das Problem nicht lösen wird», erklärte kürzlich der konservative Premierminister Stephen Harper, der im Herbst wiedergewählt werden will. Oppositionsführer Justin Trudeau erwiderte: «Leider hat die konservative Regierung nicht einmal ihr mageres Versprechen eingehalten.»

Australien

Der australische Regierungschef Tony Abbott.
Der australische Regierungschef Tony Abbott.
Bild: Getty Images AsiaPac

In den ersten beiden Kriegsjahren (2011-2012) nahm Australien knapp über 100 syrische Flüchtlinge auf. 2013 bis 2014 beantragten 20'000 syrische Staatsangehörige Asyl, von denen 1007 bewilligt wurden. Im August 2014 kündigte die konservative Regierung unter Tony Abbott an, mindestens 2200 syrische Flüchtlinge, sowie verteilt auf die kommenden drei jahre weitere 4400 aufzunehmen. Auf Forderungen aus Opposition und der eigenen Partei, angesichts der humanitären Tragödie mehr zu tun, ist er bislang nicht eingegangen.

Nach den angelsächsischen Ländern zu einer anderen Gruppe, die noch reicher, den Syrern kulturell viel näher sind – und sich dennoch komplett unsolidarisch zeigen.

Saudi-Arabien

Der saudische König Salman bin Abdulaziz Al Saud.
Der saudische König Salman bin Abdulaziz Al Saud.
Bild: Getty Images North America

Saudi-Arabiens «Hilfe» beschränkt sich mehrheitlich auf Waffenlieferungen an die syrischen Rebellen. Flüchtlinge brauchen wie vor Ausbruch des Bürgerkriegs ein Touristen- oder Arbeitsvisum, um nach Saudi-Arabien zu reisen. Solche werden praktisch nie vergeben. Das Land wäre reich, und den Syrern sprachlich (arabisch) und konfessionell (sunnitisch) nah. In der Region macht sich über die Verweigerungshaltung Unmut breit, der Hashtag #Welcoming_Syria's_refugees_is_a_Gulf_duty wurde bereits über 30'000 mal getweetet. Der renommierte saudische Karikaturist Abdullah Jaber bringt es auf den Punkt:

Vereinigte Arabische Emirate

Siehe oben Saudi-Arabien.

Kuwait

Siehe oben Saudi-Arabien.

«Was das Mitgefühl und die Mitverantwortung in dieser Krise anbelangt, ist das Verhalten der Golf-Länder absolut entsetzlich ... Es ist eine Schande.»
Sherif Elsayid-Ali, Leiter Flüchtlings- und Migrantenrechte Amnesty International

Katar

Siehe oben Saudi-Arabien.

Bahrain

Siehe oben Saudi-Arabien.

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68 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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TanookiStormtrooper
06.09.2015 10:57registriert August 2015
Also wer vor den Gräueltaten des IS flüchtet geht doch aber bestimmt nicht zu den Saudis. Ist doch eigentlich Dasselbe in Grün...?
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poesie_vivante
06.09.2015 10:18registriert Februar 2014
Ausgerechnet die Staaten, die am ganzen Flüchtlingsdrama mitverantworlich sind. Vor allem die USA hat mit ihrer desaströsen Politik ein Vakuum für den IS geschaffen, das Schreckensgespenst, das nun viele Leute Richtung Europa treibt.

Wunderbar hat dies die ZDF-Satire-Sendung «Die Anstalt» in einer prägnanten Geschichtslektion aufgezeigt:
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Hierundjetzt
06.09.2015 10:32registriert Mai 2015
Man kann es auch umdrehen. Die Anzahl der Flüchtlinge bildet die Attraktivität des Ziellandes ab. Andersrum: Nicht mal in ihrer höchsten und elementarster Not wollen Menschen freiwillig nach Saudi-Arabien. Das würde mir sehr zu denken geben.

Aber hey immerhin kaufen die Saudis jesidische Frauen auf dem Markt und Katar führt die WM durch. Ich meine was will man mehr? *Zynismus off
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