Auf dem Flug von Sydney nach Tokio letzte Woche staunten viele nicht schlecht, als sie einen Film schauen «mussten», der unter anderem derbe Sprache, sexuelle Inhalte und kurze grafische Nacktheit (konkret: einen erigierten Penis) zeigte.
Dabei wurde eine Mehrheit nicht einmal dazu gezwungen. Gemäss einer Erklärung der australischen Fluggesellschaft Qantas blieb es den Passagierinnen und Passagieren aufgrund eines technischen Problems verwehrt, den Film selbst auszusuchen. Allerdings: Es war immer noch möglich, Filme zu zeigen, nur einfach denselben zur genau gleichen Zeit auf allen Bildschirmen.
Laut Qantas habe man daraufhin die Flugreisenden gebeten, abzustimmen und sich so auf einen Film zu einigen. Was herauskam, war ausgerechnet der Film «Daddio – Eine Nacht in New York»: ein Drama aus dem Jahr 2023 mit Dakota Johnson und Sean Penn in der Hauptrolle.
Es handelt sich um eine typische Geschichte aus New York: Eine Frau steigt zu einem Mann ins Taxi und erzählt ihm nach und nach von ihren unglücklichen Entscheidungen und ihrer Affäre mit einem verheirateten Mann. Auch der fluchende Taxifahrer öffnet sich immer mehr der Frau gegenüber.
Einem Beitrag eines Reddit-Nutzers zufolge, der auf dem Flug gewesen sein soll, enthält der Film neben Nacktheit auch «eine Menge Sexting – die Art, bei der man die Texte buchstäblich auf dem Bildschirm lesen konnte», auch wenn man keine Kopfhörer aufsetzte.
Gemäss Qantas habe die Crew noch versucht, das System wieder zum Funktionieren zu bringen. Als das nicht gelang, habe man schliesslich – nach immerhin einer Stunde – auf einen Kinderfilm gewechselt. Es sei für alle «sehr unangenehm gewesen, vor allem für Familien und Kinder an Bord», heisst es im Reddit-Beitrag.
Das Kabinenpersonal habe sich laut Airline bereits bei den Fluggästen entschuldigt, «besonders bei denjenigen, die sich beschwert hatten».
Was bei anderen allerdings zu mehr Diskussionsstoff führte, ist die Wahl des Filmes.
So schreibt der britische «Guardian» relativ verwundert, dass der Film «Daddio» ja nicht einmal spannend sei: «Es stimmt zwar, dass der Film unangemessen ist – man kann nicht über den Penis hinwegsehen –, aber im Grossen und Ganzen ist er extrem langweilig.»
Das Qantas-Bordunterhaltungsprogramm enthalte eine Reihe von Top-Titeln, darunter «Inside Out 2», «The Fall Guy», «A Quiet Place: Day One» und «Bad Boys: Ride or Die». Das seien alles Mainstream-Filme, die ein breites Publikum ansprechen, so der «Guardian».
Und trotzdem: Auf die Frage, wie sie einen langweiligen Neun-Stunden-Flug verbringen würden, hätten «Hunderte von Menschen sich für einen grüblerischen, dialoglastigen Zweiteiler statt für einen lustigen Film wie ‹The Fall Guy›» entschieden:
(lak)