Affen seien nicht Schuld an dem Affenpocken-Ausbruch, warnt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) an einer Pressekonferenz am Dienstag. Die Aussage bezog sich dabei auf Berichte, wonach Affen in Brasilien wegen den Affenpocken vergiftet und getötet worden seien.
Mindestens zehn Affen wurden demnach in São José do Rio Preto im brasilianischen Bundesstaat São Paulo gerettet, nachdem sie in schlechtem Gesundheitszustand aufgefunden worden waren. Die Affen der Weissbüschelaffen- und Kapuzinerarten hätten Anzeichen von Vergiftung oder Aggression gezeigt, berichtete das brasilianische Nachrichtenportal «G1» am Montag. Sieben der Affen verstarben trotz Rettung, drei werden noch vom Rio Preto Zoo überwacht.
#Macacos não transmitem #varíola! Mas podem ter sido mortos por medo da doença, como ocorreu em São José do Rio Preto, no interior de SP: 11 foram resgatados; 6 morreram 🙈 Mau tratar animais é #crime: penas variam de 3 meses a 1 ano de prisão + multa 🐒 https://t.co/VL71mWyKQW pic.twitter.com/JoyKnocxu6
— Conexão Planeta (@conexaoplaneta) August 8, 2022
Die Umweltmilitärpolizei vermutet, dass die Vergiftungsfälle in Zusammenhang mit den Affenpocken stehen. Aus diesem Grund untersuche die Zivilpolizei laut Polizeichef João Lafayette Sanches nun, ob die Fälle einen kriminellen Hintergrund haben. Zudem würden die tierischen Organe untersucht, um die genaue Todesursache zu identifizieren. Sollte es sich tatsächlich um Misshandlung oder Tötung handeln, werde die Zivilpolizei nach der Täterschaft ermitteln. Als weitere Massnahme wird die Umweltmilitärpolizei nun häufiger in den Waldgebieten der Region patrouillieren, wodurch weitere Angriffe verhindert werden sollen.
Die Strafe auf die Misshandlung eines Tieres liegt in Brasilien zwischen drei Monaten und einem Jahr, wird aber erhöht, falls das betroffene Tier stirbt.
Die Fälle beschränken sich nicht nur auf den Bundesstaat São Paulo, wie der Hauptkoordinator des Nationalen Netzwerks zur Bekämpfung von Wildtierhandel, Dener Giovanni, sagt. So seien an mehreren Orten im Land Fälle von Steinigung, Verfolgung und Vergiftung von Affen registriert worden.
Seit diese neue Krankheit aufgetaucht sei, habe man eine Zunahme der Fälle festgestellt, so Giovanni weiter. Die Affen würden aufgrund der schlechten Aufklärung der brasilianischen Bevölkerung verfolgt. Und dies völlig zu Unrecht, wie Margaret Harris, Sprecherin der WHO, betont:
Um Stigmatisierung und rassistische Untertöne zu vermeiden, fordern einige Wissenschaftler und Wissenschafterinnen einen neuen Namen für die Krankheit. Es gebe schon seit Langem Bestrebungen, Krankheiten nicht mehr nach Tieren oder Regionen zu benennen, um jegliche Möglichkeit von Diskriminierung oder Stigmatisierung vorzubeugen, sagte ein WHO-Sprecher bereits im Juni an einer Pressekonferenz. Zuvor hatte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus in Genf angekündigt, dass es in Kürze eine Entscheidung geben soll. Sprecherin Harris bestätigte erneut, dass noch über einen neuen Namen für das Virus diskutiert würde. Eine Ankündigung werde bald erfolgen.
Den Namen erhielt das Virus 1958 in Dänemark, nachdem es in einer Gruppe von Laboraffen gefunden worden war. Allerdings gehe man davon aus, dass das Virus hauptsächlich in Nagetieren vorkomme, erklärt Harris weiter.
Gemäss dem Zentrum für Krankheitskontrolle und Prävention (CVS) sind in Brasilien bisher 2131 Affenpocken-Fälle registriert worden. Auf der Rangliste der absoluten Fallzahlen belegt Brasilien nach den USA, Spanien, Deutschland, Grossbritannien und Frankreich damit den sechsten Platz. In den USA wurde aufgrund der Ausbreitung der Affenpocken vergangene Woche der nationale Notstand ausgerufen. In der Schweiz sind bisher 368 Fälle gemeldet worden – mit 168 Fällen ist der Kanton Zürich am meisten davon betroffen. (saw)
Mit Material der Nachrichtenagenturen sda und dpa.