Seit vergangener Woche hat Grossbritannien einen neuen Premierminister. Boris Johnson übernimmt das Amt von Theresa May und hat nun die die schwierige Aufgabe, das Königreich aus der EU zu steuern.
Gelingt dem 55-Jährigen, was seine Vorgängerin trotz beeindruckender Ausdauer nicht erreicht hat? Nun, momentan deutet in Grossbritannien vieles auf ein noch grösseres Chaos hin als bisher.
Johnson kündigte zwar an, dass Grossbritannien auf jeden Fall am 31. Oktober die EU verlassen werde und er keinen vertragslosen Austritt wolle. Doch aus Brüssel hiess es bereits klar und deutlich, dass der vorliegende Vertrag von May «der bestmögliche Deal» sei. Also keine Neuverhandlungen.
Und Johnson soll das Königreich nun aus dieser Sackgasse manövrieren? Unmöglich. Das meint zumindest der TV-Entertainer John Oliver, der am Sonntagabend in seiner Sendung «Last Week Tonight» den neuen Premier nach Strich und Faden auseinander genommen hat.
Boris Johnson habe sich in der Vergangenheit bereits derart negativ über die europäischen Partner geäussert, dass diese ihm auf keinen Fall mehr Gehör schenken würden als seiner Vorgängerin, so das Verdikt Olivers. Alles laufe deshalb auf einen «No-Deal-Brexit» heraus, worauf niemand vorbereitet sei. Grossbritannien nicht. Die EU nicht. Die ganze Welt nicht.
Des Weiteren zeigt Oliver auf, dass Johnson zwar oft mit Trump verglichen werde, aber keinesfalls gleich ticke. Johnson würde Schwächen zugeben und damit kokettieren, dass er nicht immer perfekt vorbereitet sei. So soll der Wähler das Gefühl bekommen, dass der neue Premier «einer von ihnen» ist. Obschon er in Tat und Wahrheit aus elitären Kreisen stammt.
Oliver vermutet gar, dass Johnson bewusst einen ungepflegten Stil kultiviere. So sind seine Haare bei jedem öffentlichen Auftritt komplett durcheinander.
Das Problem beim Ganzen aber ist: Johnson tut nicht nur so, als sei er schlecht vorbereitet. Er ist es auch. Als er kürzlich von einem BBC-Moderator gefragt wurde, was er von einem in der Brexit-Debatte wichtigen Paragrafen halte, hatte Johnson keine Ahnung.
2012 entstanden von Johnson legendäre Bilder. Als Bürgermeister von London blieb er im Rahmen der Olympischen Spiele auf einer Zipline stecken. Irgendwie schaffte er es dennoch diese Peinlichkeit als positiv zu verkaufen – vermutlich weil es ihn nahbar macht.
Nun sei die Situation aber eine andere, schlussfolgert Oliver. Johnsons Zipline sei nicht über ein paar fröhlichen Olympia-Zuschauern ins Stocken gekommen, sondern über einem brodelnden Vulkan, der in drei Monaten explodiert. Und die einzigen, die ihn aus dieser misslichen Situation befreien könnten, wären eigentlich die europäischen Partner, die er in der Vergangenheit mit Hitler verglichen und als Dreckskerle bezeichnet habe. (cma)