Wäre der Hintergrund nicht derart ernst, müsste man darüber lachen: Was eine russische TV-Propaganda-Sendung über die Schweiz verbreitet, bewegt sich nahe an der Grenze des Vorstellbaren. Unter anderem ist es eine regelrechte und absurde Hetzkampagne gegen die Schweizer Bundespräsidentin Viola Amherd, wie die «SonntagsZeitung» schreibt.
So heisst es beispielsweise, während Bilder aus Amherds Jugend gezeigt werden, dass sie eine «geldgierige und nur auf Luxus bedachte Person» sei. Schon als Kind sei es ihr nur ums Geld gegangen, sie habe bei einem Wettbewerb mitgemacht, bei welchem der Sieg «mit grossen Banknoten bezahlt» worden sei. Amherd hatte einst bei einer Kinder-TV-Sendung mitgemacht. Bis heute habe sie sich nicht geändert, sie sei eine «schwarze Bankerin».
Dann geht der Beitrag, der insgesamt eine Stunde dauert, noch weiter: Amherd sei auch eine «Kindsmörderin». Dies, weil sie sich für das Recht auf Abtreibung einsetzt. Weiter sei die Bundespräsidentin ein «guter Hund auf sicheren Pfoten, der sein Herrchen nicht im Stich lässt». Gemeint ist damit, dass sie eine verlässliche Marionette der USA sein soll. Aber man könne ihr das nicht übel nehmen, denn sie müsse sich eben anders durchsetzen, weil sie «von Natur aus unansehnlich» sei. Das gelte im Übrigen «für alle Schweizerinnen».
Die Propaganda-Show ist nur das nächste Kapitel in Russlands Diffamierungskrieg, den es gegen die Schweiz führt. Schon in den vergangenen Wochen kursierten zahlreichen Falschinformationen über die Schweiz. Das Ziel ist klar: Aufgrund der Friedenskonferenz auf dem Bürgenstock soll die Schweiz in ein möglichst schlechtes Licht gerückt werden.
Dabei sind die Russen durchaus erfolgreich. Nach aktuellem Stand scheint von den «neutralen» grossen Nationen China, Brasilien und Indien lediglich das letztgenannte Land an der Konferenz teilzunehmen.
Für China erfüllt die Konferenz die Kriterien an einen Friedensgipfel nicht, wie es kürzlich verlautbaren liess. Demzufolge müsse eine solche Konferenz sowohl von der Ukraine als auch von Russland anerkannt werden, alle Parteien müssten gleichberechtigt vertreten sein. Das ist bekanntlich nicht der Fall, da Russland nicht eingeladen wurde und auch im Falle einer Einladung nicht kommen würde, wie der Kreml verkündete.
Im Falle Brasiliens hat Präsident Lula bereits abgesagt. Da China erklärt hat, das Vorgehen sei mit Brasilien abgesprochen, muss davon ausgegangen werden, dass auch kein brasilianischer Minister auf dem Bürgenstock erscheinen wird.
Der jüngste russische Propagandabeitrag über Viola Amherd hat indes Folgen in der Schweizer Politik. Amherds Sprecher Lorenz Frischknecht erklärte gegenüber der «SonntagsZeitung»:
Welche Konsequenzen es geben könnte, ob beispielsweise der russische Botschafter einbestellt wird, sagte Frischknecht nicht.
Auch das Parlament beschäftigt sich mit dem jüngsten Gebaren der Russen. Mitte-Nationalrat Thomas Rechsteiner will vom Bundesrat in einem Vorstoss wissen, ob die Schweiz im Ernstfall in der Lage wäre, Raketen aus Russland abzuwehren. Es müsse damit gerechnet werden, dass es nicht nur bei russischen Cyber- und Propagandaattacken bleiben, sondern auch zu physischen Angriffen auf die Schweiz kommen könnte.
(con)
Es ist langsam wirklich schwierig nachzuvollziehen, was die extreme Rechte am Reich so cool findet.
Für unser Ansehen in der zivilisierten Welt ist es zudem besser, wenn wir von Putin kritisiert werden. Ein grosses Lob seinerseits wäre die weitaus schlimmere Variante. So gesehen ist auch keine Antwort nötig. Die russische Bevölkerung, die Adressatin der Propaganda, wird eine solche sowieso nicht erreichen.