International
Bundesrat

«Kindsmörderin»: Russische TV-Propaganda gegen Viola Amherd

Bundespraesidentin Viola Amherd spricht waehrend der Debatte um die Motion APK-N, russische und andere auslaendische Spione konsequent ausweisen, am ersten Tag der Sommersession der Eidgenoessischen R ...
Viola Amherd wird im russischen TV verunglimpft.Bild: keystone

«Kindsmörderin» Viola Amherd: So hetzt Putins Propaganda gegen die Schweiz

Ein russischer TV-Propaganda-Beitrag diffamiert die Schweiz und insbesondere Bundespräsidentin Viola Amherd aufs Übelste. Der Hintergrund ist klar: Die Schweiz steht im Visier Russlands aufgrund der Bürgenstock-Konferenz.
02.06.2024, 09:1102.06.2024, 12:33
Mehr «International»

Wäre der Hintergrund nicht derart ernst, müsste man darüber lachen: Was eine russische TV-Propaganda-Sendung über die Schweiz verbreitet, bewegt sich nahe an der Grenze des Vorstellbaren. Unter anderem ist es eine regelrechte und absurde Hetzkampagne gegen die Schweizer Bundespräsidentin Viola Amherd, wie die «SonntagsZeitung» schreibt.

So heisst es beispielsweise, während Bilder aus Amherds Jugend gezeigt werden, dass sie eine «geldgierige und nur auf Luxus bedachte Person» sei. Schon als Kind sei es ihr nur ums Geld gegangen, sie habe bei einem Wettbewerb mitgemacht, bei welchem der Sieg «mit grossen Banknoten bezahlt» worden sei. Amherd hatte einst bei einer Kinder-TV-Sendung mitgemacht. Bis heute habe sie sich nicht geändert, sie sei eine «schwarze Bankerin».

Dann geht der Beitrag, der insgesamt eine Stunde dauert, noch weiter: Amherd sei auch eine «Kindsmörderin». Dies, weil sie sich für das Recht auf Abtreibung einsetzt. Weiter sei die Bundespräsidentin ein «guter Hund auf sicheren Pfoten, der sein Herrchen nicht im Stich lässt». Gemeint ist damit, dass sie eine verlässliche Marionette der USA sein soll. Aber man könne ihr das nicht übel nehmen, denn sie müsse sich eben anders durchsetzen, weil sie «von Natur aus unansehnlich» sei. Das gelte im Übrigen «für alle Schweizerinnen».

Die Propaganda-Show ist nur das nächste Kapitel in Russlands Diffamierungskrieg, den es gegen die Schweiz führt. Schon in den vergangenen Wochen kursierten zahlreichen Falschinformationen über die Schweiz. Das Ziel ist klar: Aufgrund der Friedenskonferenz auf dem Bürgenstock soll die Schweiz in ein möglichst schlechtes Licht gerückt werden.

Dabei sind die Russen durchaus erfolgreich. Nach aktuellem Stand scheint von den «neutralen» grossen Nationen China, Brasilien und Indien lediglich das letztgenannte Land an der Konferenz teilzunehmen.

Für China erfüllt die Konferenz die Kriterien an einen Friedensgipfel nicht, wie es kürzlich verlautbaren liess. Demzufolge müsse eine solche Konferenz sowohl von der Ukraine als auch von Russland anerkannt werden, alle Parteien müssten gleichberechtigt vertreten sein. Das ist bekanntlich nicht der Fall, da Russland nicht eingeladen wurde und auch im Falle einer Einladung nicht kommen würde, wie der Kreml verkündete.

Im Falle Brasiliens hat Präsident Lula bereits abgesagt. Da China erklärt hat, das Vorgehen sei mit Brasilien abgesprochen, muss davon ausgegangen werden, dass auch kein brasilianischer Minister auf dem Bürgenstock erscheinen wird.

Der jüngste russische Propagandabeitrag über Viola Amherd hat indes Folgen in der Schweizer Politik. Amherds Sprecher Lorenz Frischknecht erklärte gegenüber der «SonntagsZeitung»:

«Wir haben Kenntnis von diesem Video und sind dabei, es zu analysieren.»

Welche Konsequenzen es geben könnte, ob beispielsweise der russische Botschafter einbestellt wird, sagte Frischknecht nicht.

Auch das Parlament beschäftigt sich mit dem jüngsten Gebaren der Russen. Mitte-Nationalrat Thomas Rechsteiner will vom Bundesrat in einem Vorstoss wissen, ob die Schweiz im Ernstfall in der Lage wäre, Raketen aus Russland abzuwehren. Es müsse damit gerechnet werden, dass es nicht nur bei russischen Cyber- und Propagandaattacken bleiben, sondern auch zu physischen Angriffen auf die Schweiz kommen könnte.

(con)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
232 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
scrum-half
02.06.2024 09:40registriert Oktober 2023
Das ist der Stil des Russischen Reiches. Tut mir leid für Frau Amherd. Dies ist ein infamer Angriff und gibt der Schweiz hoffentlich endlich den Schubs, sich auf der Seite des freien Westens und gegen den Imperialismus der Achse zu stellen. Es ist durchaus mit der Neutralität zu vereinbaren, sich auf die Seite einer angegriffenen Nation zu stellen und gegen einen schamlosen Aggressor. Damit wird das Gleichgewicht wiederhergestellt. Nur die Verräterpartei ist anderer Meinung.
Es ist langsam wirklich schwierig nachzuvollziehen, was die extreme Rechte am Reich so cool findet.
36814
Melden
Zum Kommentar
avatar
Golden Girl
02.06.2024 09:38registriert Oktober 2021
Der russische Botschafter wird einbestellt? Oh, das macht ihm sicher grosse Sorgen 🙄. Warum gibt es diese Botschaft überhaupt noch in der Schweiz? Und alle diese anderen russischen Spione? Rausschmeissen allesamt
35415
Melden
Zum Kommentar
avatar
namib
02.06.2024 09:41registriert März 2018
China und Brasilien lassen sich kaum durch einen dermassen lächerlichen Bericht beeinflussen. Sie hätten auch ohne den TV-Beitrag nicht teilgenommen.

Für unser Ansehen in der zivilisierten Welt ist es zudem besser, wenn wir von Putin kritisiert werden. Ein grosses Lob seinerseits wäre die weitaus schlimmere Variante. So gesehen ist auch keine Antwort nötig. Die russische Bevölkerung, die Adressatin der Propaganda, wird eine solche sowieso nicht erreichen.
22610
Melden
Zum Kommentar
232
    Grosses Pädophilen-Netzwerk ausgehoben – 79 Festnahmen

    Ermittler aus mehr als 30 Ländern haben nach Angaben von Europol ein riesiges Pädophilen-Netzwerk mit fast zwei Millionen Nutzern weltweit ausgehoben und 79 Menschen festgenommen.

    Zur Story