Die Spannungen zwischen Taiwan und China nehmen zu. Am Donnerstag hat der taiwanesische Präsident Lai Ching-te Peking eine «feindliche ausländische Macht» genannt und einen Plan angekündigt, wie der Inselstaat den Drohungen aus China begegnen will. Zu diesen zählt der Präsident chinesische Spionageaktionen, Infiltrationen und Abwerbeversuche von taiwanesischen Führungskräften sowie eine Bedrohung der Unabhängigkeit des Landes. Die Aussagen kommen nicht von ungefähr.
China sieht Taiwan als Teil seines Staates und fordert eine Integration. Taiwan hingegen sieht sich als unabhängige Republik und befürchtet, dass China seine Interessen militärisch durchsetzen will. Die Machthaber in Peking führen immer wieder Patrouillenflüge nahe der Insel durch und lassen Kriegsschiffe dicht an Taiwan vorbeifahren.
Jetzt sind Videos von neuen chinesischen Landungsbooten aufgetaucht. Diese haben vorne sehr lange Ausleger und sind dazu geeignet, Truppen und Material von Schiffen schnell an Land zu bringen. Sie wären für eine Landung an der Küste Taiwans bestens ausgestattet. Wie unter anderem die Marine-Fachseite «Naval News» berichtet, soll China fünf solcher grossen Landungsboote bauen, die besonders für Angriffe auf Küstenregionen ausgelegt sind. Sie wurden in einer Schiffswerft in Guangzhou entdeckt.
Im Januar hatte es bereits Satellitenaufnahmen der Schiffe gegeben, nun gibt es offenbar detaillierte Videos. Auf diesen sind lange Ausleger zu sehen, die bis zu 120 Meter lang sind. Die Boote selbst sind etwa 185 Meter lang, berichtet «Naval News». Die Ausleger können zum Beispiel über den Strand hinaus auf eine Strasse oder auf festen Untergrund gelegt werden. Militärfahrzeuge können dann unmittelbar die Verkehrsinfrastruktur des angegriffenen Landes nutzen.
Am hinteren Ende können andere Schiffe anlegen und Material umladen, so «Naval News». Die Landeboote sollen als ein Steg fungieren, über den die chinesische Armee schnellen Zugang zum Land erhält.
Dr. Emma Salisbury, Wissenschaftlerin am britischen Konzil für Geostrategien, erklärte gegenüber «Naval News», dass «jede Invasion Taiwans vom Festland aus eine grosse Anzahl von Schiffen erfordern würde, um Personal und Ausrüstung schnell über die Meerenge zu transportieren, insbesondere Landausrüstung wie gepanzerte Fahrzeuge». Diese mobilen Piers scheinen für eine Invasion besonders geeignet zu sein, so Salisbury: «Als Vorbereitung auf eine Invasion oder zumindest, um China die Option als Druckmittel zu geben, würde ich erwarten, dass der Bau von Schiffen, die diesen Transport durchführen können, verstärkt wird.»
Theoretisch könnten diese Boote auch für eine zivile Nutzung gebaut werden, ihre Grösse macht dies aber unwahrscheinlich. Es passt aber in das Schema Chinas, Boote mit angeblicher doppelter Nutzung zu bauen. So sind Forschungsschiffe und ein Drohnenträger entwickelt worden, die auch vom Militär genutzt werden können – oder bereits genutzt werden.
Das bestätigt auch Forscherin Salisbury: «China baut eine riesige Flotte von Schiffen mit doppeltem Verwendungszweck – Handelsschiffe, die bei Bedarf leicht für militärische Zwecke beschlagnahmt werden können. Dazu gehören insbesondere Roll-on/Roll-off-Schiffe, die sich perfekt für den Transport von Militärfahrzeugen eignen würden – und in der Tat mit militärischen Spezifikationen im Hinterkopf gebaut wurden.»
Bislang waren Experten laut «Naval News» davon ausgegangen, dass eine Landung von chinesischen Truppen an den wenigen Stränden schwierig sei, auch weil diese leicht verteidigt werden können. Die neuen Schiffe können aber auch an felsiger Küste anlegen und Panzer direkt auf eine nahegelegene Strasse rollen lassen. Damit sei das chinesische Militär nicht mehr auf eine Einnahme von taiwanesischen Häfen angewiesen.
Ob China tatsächlich eine Invasion Taiwans plant, ist derzeit unklar. Die militärischen Drohgebärden machen Druck auf die Regierung in Taipeh, bislang ist es aber dabei geblieben. Noch besteht ein Militärhilfeabkommen zwischen den USA und Taiwan, allerdings geht es dabei um Waffenlieferungen, nicht um aktive Truppenunterstützung bei einem Angriff Chinas.
Dennoch haben kürzlich 65 Prozent von Hunderten Experten bei einer Befragung angegeben, dass sie einen Einmarsch Chinas in Taiwan für sehr wahrscheinlich halten. Dieser könnte dann auch Auslöser eines grösseren Konflikts sein, der auch andere Länder mit einbezieht.
China hält an seinem Kurs fest: Am Montag hatte das chinesische Aussenministerium erklärt, alle Anstrengungen zu unternehmen, um eine «friedliche Wiedervereinigung» mit Taiwan zu erreichen. «Gleichzeitig wird China alle notwendigen Massnahmen ergreifen, um die nationale Souveränität und territoriale Integrität zu schützen und sich der Unabhängigkeit Taiwans und der Einmischung von aussen entschieden entgegenzustellen», sagte ein Sprecher des Aussenministeriums.
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