Es ist kein normales Schmink-Tutorial, das Feroza Aziz auf Tiktok hochgeladen hat. Zwar fängt die 17-jährige Teenagerin aus den USA an, zunächst über lange Wimpern zu sprechen.
Aber das eigentliche Thema ihres Videos sind die Massen-Inhaftierungslager in China, in denen nach Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen etwa eine Million Menschen gefangen gehalten werden. Die meisten der Menschen sind Uiguren, eine muslimische Minderheit in China.
Und so formt Feroza in ihrem Tiktok-Video mit einer Wimpern-Zange ihre Wimpern, während sie über die Situation der Menschen in den Lagern berichtet.
Feroza erzählt:
Here is a trick to getting longer lashes! #tiktok #muslim #muslimmemes #islam pic.twitter.com/r0JR0HrXbm
— feroza.x (@x_feroza) November 25, 2019
Insgesamt drei Videos hat Feroza über die Lager für Uiguren zwischen Sonntag und Montag hochgeladen. Ihr erstes Video wurde fast 1.4 Millionen Mal angesehen und erhielt auf Tiktok eine halbe Million Likes. Sie lud das Video auch auf Twitter hoch.
Nun ist Kritik an China auf Tiktok nicht unproblematisch. Die App gehört einem chinesischen Unternehmen. Wie der «Guardian» kürzlich berichtet hatte, übt Peking auch eine strikte Zensur in Tiktok aus.
Am Montag teilte die 17-Jährige auf Twitter mit, Tiktok habe ihren Account vorübergehend gesperrt und sie könne keine neuen Videos hochladen. Allerdings offenbar nicht wegen ihres «Schmink-Tutorials» wie das Unternehmen dem britischen Sender BBC mitteilte, sondern wegen eines älteren Videos. Das »Schmink-Tutorial" ist weiterhin abrufbar.
«Ihr neues Konto und ihre Videos, einschliesslich des betreffenden Wimpernvideos, waren nicht betroffen und erhalten weiterhin Views», sagte ein Tiktok-Sprecher der BBC.
Erst am Wochenende hatte ein Leak geheimer Dokumente der chinesischen Regierung die Situation in den Internierungslagern in der Region Xinjiang beschrieben. Die sogenannten »China Cables« geben Einblick in die Menschenrechtsverletzungen Chinas im Umgang mit den Uiguren. Die chinesische Regierung nannte die Berichte »Fake News«, sie spricht von »Bildungszentren", in denen keine Menschen gefangen gehalten würden.
Aber die Beweise nach den «China Cables» sind erdrückend. Die Dokumente zeigen die systematische Verfolgung von Uiguren in der Volksrepublik.
Darauf machen nun auch Videos auf Tiktok aufmerksam.
(ll/watson.de)