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Chinesische Kämpfer im Ukraine Krieg: Trumps Wut trifft China

Chinese President Xi Jinping attends the closing ceremony of the National People's Congress held at the Great Hall of the People in Beijing, Tuesday, March 11, 2025. (AP Photo/Ng Han Guan)
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Chinas Präsident Xi Jinping an einem Kongress in Peking.Bild: keystone

Chinesische Kämpfer im Ukraine-Krieg: Trumps Wut trifft China

Donald Trump befeuert mit seinen Zöllen den Handelskonflikt zwischen den USA und China. Diese Eskalation könnte auch Folgen für den weiteren Verlauf des Ukraine-Krieges haben.
10.04.2025, 13:2610.04.2025, 13:26
Patrick Diekmann / t-online
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Ein Artikel von
t-online

Es war eine Meldung, die in der Flut anderer Nachrichten fast unterging. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gab am Dienstag bekannt, dass die ukrainische Armee zwei chinesische Soldaten gefangennehmen konnte, die für Russland im Osten der Ukraine gekämpft hatten.

«Wir haben auch Informationen über andere chinesische Bürger in der russischen Armee mit Namen und Kampfnamen sowie Beschreibungen der konkreten Art und Weise, wie diese Soldaten in das russische Besatzungskontingent gelangten», sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videobotschaft. In einer Pressekonferenz kurz zuvor hatte er die Zahl der Chinesen in der russischen Armee auf mindestens 155 beziffert.

epa11466579 Ukrainian President Volodymyr Zelenski during a joint press conference with Polish Prime Minister Donald Tusk at the Chancellery in Warsaw, Poland, 08 July 2024. Ukrainian President Wolody ...
Der Präsident der Urkraine Wolodymyr Selenskjy.Bild: keystone

Einer dieser kürzlich bei Kämpfen in der Ukraine gefangengenommener Chinese hat ukrainischen Angaben zufolge umgerechnet mehr als 3'100 Euro bezahlt, um russischer Soldat zu werden. Er sei durch die Aussicht auf den russischen Pass motiviert worden, berichtete das Onlineportal «Ukrainska Prawda». Nach Russland war er demzufolge als Tourist eingereist. Die russische Armee zahlt üblicherweise ein Handgeld von umgerechnet mehreren Tausend Euro, um neue Soldaten anzuwerben.

Die Grundausbildung in Russland soll ohne Übersetzer stattgefunden haben. Man habe sich mit Gesten und mithilfe von Übersetzungsapps auf dem Handy verständigt. Bei Kämpfen um die Ortschaft Bilohoriwka in der Region Luhansk geriet der Mann dann in ukrainische Gefangenschaft. Wegen fehlender Sprachkenntnisse sei seine Gruppe in eine aussichtslose Lage gekommen und habe sich ergeben müssen.

Beispiele wie diese belegten zwar schon zuvor, dass chinesische Söldner in der Ukraine kämpfen. Einige Chinesen veröffentlichten zudem Videos, in denen sie über ihre Erfahrungen im Ukraine-Krieg sprachen. Dennoch hat die jetzt bekannt gegebene Gefangennahme der chinesischen Soldaten politische Sprengkraft.

Handelsstreit der Supermächte eskaliert

Es ist unklar, wann die beiden Chinesen in ukrainische Gefangenschaft geraten sind. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung durch die ukrainische Regierung dürfte allerdings kein Zufall sein. Denn der Handelskonflikt zwischen den USA und China ist in den vergangenen Tagen eskaliert. US-Präsident Donald Trump wendet / positioniert sich mit Zöllen und auch verbal gegen Peking. Die ukrainischen Verteidiger hoffen nun, von diesem Konflikt der Supermächte profitieren zu können.

Zwischen den USA und China tobt seit Tagen ein Zollkrieg, der weiter zu eskalieren droht. Erst hatte der US-Präsident die Zölle auf chinesische Importe auf 34 Prozent angehoben, woraufhin auch Peking die Zölle auf US-Importe auf 34 Prozent anhob. Trump stellte ein Ultimatum, das die chinesische Führung am Dienstag verstreichen liess. Die USA erhöhten ihre Zölle auf chinesische Waren daraufhin auf 104 Prozent, woraufhin China nachzog: Ab dem 10. April sollen Zölle auf alle US-Waren auf insgesamt 84 Prozent gelten.

Trump ruderte am Mittwoch in dem internationalen Handelskonflikt zurück. Börsen weltweit waren aufgrund der US-Zollpolitik in den vergangenen Tagen abgestürzt. In den USA hätten viele Leute Angst, gab der US-Präsident auf seiner sozialen Plattform Truth Social selbst zu. Deshalb verkündete er eine 90-tägige Zollpause für alle Länder, die bislang keine Gegenmassnahmen verkündet haben. Für sie gilt für drei Monate ein Basiszoll von lediglich zehn Prozent.

Nicht aber für China. Trump warf Peking am Mittwoch «mangelnden Respekt» vor. Zuvor schrieb er, die USA seien in der Vergangenheit der «Prügelknabe» Pekings gewesen, was sich nun ändern werde. Die Volksrepublik könne sich diesen Konflikt nicht leisten.

FILE - President Donald Trump, right, talks with China's President Xi Jinping during a welcome ceremony at the Great Hall of the People in Beijing, Nov. 9, 2017. (AP Photo/Andy Wong, File)
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Chinas Präsident Xi Jinping und der US Präsident Donald Trump.Bild: keystone

Doch Trump irrte. Erstens waren es vor allem die Amerikaner, die angesichts seiner Zollpolitik in Panik gerieten. Die US-Administration musste ausserdem zusehen, wie die Europäische Union und China als Reaktion auf die protektionistische Politik eine grössere wirtschaftliche Kooperation ankündigten. Trump musste wahrscheinlich reagieren. Da aber die Härte gegenüber Peking bei vielen seiner Anhänger positiv aufgenommen wird, kann es gut sein, dass er den Konflikt mit China fortführt – auch, um von dem Chaos abzulenken, das er durch seine Zollpolitik ausgelöst hat.

Trotzdem scheint der Republikaner weiterhin auf einen Deal mit Peking zu hoffen. «China will einen Deal machen», sagte er am Mittwoch. «Sie wissen nur nicht so recht, wie sie es angehen sollen.» Die Chinesen seien «ein stolzes Volk» und Präsident Xi Jinping «ein stolzer Mann», betonte Trump. Das Land werde aber «schon einen Weg finden».

Aber das ist nicht unbedingt wahrscheinlich. Xi Jinping kann davon ausgehen, dass seine Bevölkerung leidensfähiger ist und er möglichen Widerstand gegen seine Politik in der chinesischen Diktatur einfacher unterdrücken kann. Der Himmel werde durch die US-Zölle nicht fallen, heisst es aktuell oft in den chinesischen Staatsmedien.

Ausserdem ist aus dem Handelskonflikt längst ein Konflikt der rivalisierenden Supermächte geworden. Ideologien sind teilweise wichtiger als die Rationalität der wirtschaftlichen Entscheidungen. Deshalb kündigte Peking bereits an, «bis zum Ende» kämpfen zu wollen. Trump hat dabei schlechte Karten.

Kiew hofft auf mehr US-Unterstützung

Deshalb ist es nicht unwahrscheinlich, dass sich die Eskalationsspirale zwischen China und den USA weiterdrehen wird. Das könnte wiederum Selenskyj und der Ukraine in die Hände spielen. Angesichts der Gefangennahme der beiden chinesischen Soldaten forderte der ukrainische Präsident eine Reaktion der USA, Europas «und von allen in der Welt, die Frieden wollen». Er hofft natürlich auf mehr Unterstützung, vor allem aus Washington.

Nach grösserem US-Rückhalt für die ukrainischen Verteidiger sah es lange nicht aus. Immerhin stellte Trump seinen ukrainischen Amtskollegen im Weissen Haus bloss und die US-Regierung stellte ihre Waffenhilfe für die Ukraine für eine Woche ein. Aber die Sprunghaftigkeit des US-Präsidenten könnte auch eine Chance für Kiew sein.

Selenskyj weiss, dass Trumps Unmut über Wladimir Putin wächst, weil dieser offensichtlich aktuell nicht an einem Frieden interessiert ist. Ebenso sieht er die chinesische Unterstützung für den russischen Angriffskrieg. Die Sprecherin des US-Aussenministeriums Tammy Bruce sagte am Mittwoch: «China ist ein wichtiger Steigbügelhalter Russlands im Krieg in der Ukraine.» Das Land liefere fast 80 Prozent der Dual-Use-Güter, die Russland für das Aufrechterhalten des Krieges brauche. Dual-Use-Güter sind Erzeugnisse, die sowohl für zivile als auch für militärische Zwecke genutzt werden können.

Die wenigen chinesischen Söldner, die an der Seite Russlands kämpfen, können militärisch in der Ukraine kaum einen Unterschied machen. Aber sie stehen symbolisch für die russisch-chinesische Zusammenarbeit in dem Krieg. Immerhin wird Xi Jinping auch am 9. Mai zum «Tag des Sieges» nach Moskau reisen – es droht ein weiterer Schulterschluss der Autokraten. Aber das nährt auch die Hoffnung in Kiew, dass die USA ihre militärische Unterstützung für die ukrainische Armee doch noch einmal ausweiten könnten. Und dass Trump das tut, was er seit seiner Amtsübernahme bislang vermieden hatte: Er könnte mit Blick auf einen möglichen Waffenstillstand den Druck auf Moskau und Peking massiv erhöhen.

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Xi Jinping zu Besuch bei Donald Trump
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Xi Jinping zu Besuch bei Donald Trump
Blick auf den fein gedeckten Tisch in Trumps Mar-a-Lago-Anwesen.
quelle: ap/ap / alex brandon
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74 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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wurzeli
10.04.2025 13:59registriert April 2020
Ach ja: Den Krieg in der Ukraine gibt es auch noch... Traurig aber wahr. Donnie bringt so vieles durcheinander, und das eigentlich Wichtige geht fast vergessen.
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John Galt
10.04.2025 14:05registriert November 2014
Auch nicht zu vergessen ist der Ölpreis, je tiefer er fällt, um so schwieriger wird es für Russland, den Krieg zu finanzieren.
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Roger Mitg
10.04.2025 16:48registriert November 2021
Man hat 2 chinesische Soldaten festgenommen, insgesamt sollen 155 Chinesen in der Ukraine kämpfen: "Trumps Wut trifft China".

Übrigens, Donny: In der Ukraine kämpfen auch Tausende Russen. Wie sieht es da mit Deiner Wut aus?
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