«Niemand hat diesen Schneesturm erwartet» – wie es zum Drama beim Everest kam
Nach dem schweren Schneesturm in der Nähe des Osthangs des Mount Everest in Tibet sind alle zuvor eingeschlossenen Wanderer in Sicherheit gebracht worden. Das berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua unter Berufung auf örtliche Behörden. Demnach konnten 580 Wanderer sowie mehr als 300 einheimische Begleiter, darunter Führer und Yak-Treiber, wohlbehalten zurückkehren.
Heftige Schneefälle hatten am Wochenende Hunderte Wanderer in der Himalaya-Region überrascht. Laut Berichten wurden Zelte von Schneemassen eingedrückt und Wege unpassierbar.
Monsun verschiebt sich
Dass es um diese Jahreszeit zu so starken Niederschlägen in der Region kommen kann, ist ein neues Phänomen. Eigentlich sei die Zeit ab September und im Oktober ideal für Trekkings.
Everest-Kenner Frank Senn – der für SRF eine vierteilige Dok-Serie über den höchsten Berg produzierte und selbst mehrere Monate in der Region verbrachte – sagte gegenüber dem SRF nach den heftigen Stürmen: «Die sind wirklich massiv gewesen und niemand hat sie erwartet.» Auch ein Bergführer vor Ort berichtete, dass so ein Wetter nicht normal sei für diese Jahreszeit.
Grund für den Wintereinbruch dürfte der Monsun sein, welcher sich durch den Klimawandel nach hinten verschob. Im letzten Jahr gab es erstmals länger Niederschläge. «Eigentlich wäre jetzt schon die Zeit für solche Trekkings», so Senn. Es sei gut möglich, dass die Touren sich weiter nach hinten verschieben.
Die Wandergruppen hielten sich laut Behördenangaben in Höhen von 4'900 Metern auf – in der Nähe des Osthangs des Mount Everest, des mit 8'849 Metern höchsten Berges der Welt. Bereits am Sonntagabend hatten die Behörden mitgeteilt, dass rund 350 Menschen zu einem Sammelpunkt in der Ortschaft Qudang gebracht wurden. Dort trafen laut Xinhua nun auch die übrigen Wanderer ein.
Auch andere Regionen in China betroffen
Auch andere Regionen im Westen Chinas waren von dem plötzlichen Wintereinbruch betroffen. In der benachbarten Provinz Qinghai wurden insgesamt 251 Wanderer nach tagelanger Suche gerettet. Dort kam ein Mensch nach Behördenangaben durch Unterkühlung und Höhenkrankheit ums Leben. Auch in Teilen der Region Xinjiang wurden Wander- und Campingaktivitäten aus Sicherheitsgründen ausgesetzt.
Die Schneestürme trafen die betroffenen Gebiete während der «Goldenen Woche» rund um den chinesischen Nationalfeiertag, in der besonders viele Menschen in die Berge reisen. (sda/dpa)
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