Nach Schneesturm: Hunderte Wanderer am Mount Everest gerettet – ein Toter
Was als Wanderurlaub begann, endete im Schneechaos: Nach einem plötzlichen Schneesturm auf der tibetischen Seite des Mount Everest sind mindestens 350 Touristen von Rettungskräften in Sicherheit gebracht worden. Die Wanderer wurden in die Ortschaft Qudang gebracht, wie das chinesische Staatsfernsehen berichtete. Sie liegt östlich des Berges.
Wie CCTV berichtet, sei ein Wanderer an Unterkühlung und Höhenkrankheit verstorben. Mehr über den Verstorbenen sei bisher nicht bekannt.
Zu mehr als 200 weiteren Personen bestehe inzwischen Kontakt, sie sollten nach und nach ebenfalls den Sammelpunkt erreichen, stecken jedoch noch im Schneesturm fest. Das betroffene Gebiet ist als sogenanntes Karma-Tal bekannt. Wie viele Menschen sich dort weiterhin aufhalten, ist noch unklar. Das Tourismusgebiet wurde vorübergehend geschlossen. Über die Region waren Unwetter hinweggezogen.
Rescue workers were helping hundreds of hikers trapped by heavy snow at tourist campsites on a slope of Mount Everest in Tibet, Chinese state media said late Sunday.
— The Associated Press (@AP) October 6, 2025
About 350 hikers had reached a meeting point in Tingri country and rescuers were in contact with another 200. pic.twitter.com/O3Di4d0BAj
Zerstörte Zelte, blockierte Strassen
Zuvor hatte das chinesische Nachrichtenportal Jimu Xinwen berichtet, dass fast 1000 Wanderer auf rund 4900 Metern Höhe in der Region eingeschlossen gewesen seien. In ersten Berichten war von Opfern die Rede. Ob tatsächlich Menschen ums Leben kamen, ist aber noch unklar. Der Sturm hatte demnach Zelte zerstört und Zufahrtsstrassen durch Schneemassen blockiert.
«Ich hatte grosses Glück, da herauszukommen», sagte die 29-jährige Wanderin Geshuang Chen dem britischen Sender BBC. Ihre Gruppe war demnach im Everest-Gebiet unterwegs, als sie von einem heftigen Schneesturm überrascht wurde.
Zunächst habe der Wetterbericht nur leichten Schneefall angekündigt, doch über Nacht sei der Wind stärker geworden und der Schnee meterhoch gefallen. Am nächsten Morgen habe die Gruppe den Rückzug angetreten und sich stundenlang durch tiefen Schnee gekämpft.
Viele Tote in Nepal und Indien
Die Hauptsaison für Wanderungen in der Region dauert von Mai bis Oktober, mit einem deutlichen Besucheranstieg während der chinesischen Ferienwoche Anfang Oktober. Expeditionen zum Gipfel des Mount Everests starten dagegen meist von der Nordseite in Tibet oder von der Südseite in Nepal. Auch Teile dieses Gebietes haben mit Unwettern zu kämpfen gehabt.
Im benachbarten Nepal und im indischen Bundesstaat Westbengalen richteten die Unwetter schwere Zerstörungen an und forderten zahlreiche Todesopfer. Während die Behörden in Nepal von mehr als 40 Toten sprachen, war in Westbengalen von mindestens 23 Opfern die Rede. Die betroffenen Gebiete waren von heftigen Monsunregenfällen heimgesucht worden.
Allein im Bezirk Ilam im Osten Nepals seien seit Samstag mindestens 37 Menschen durch Erdrutsche ums Leben gekommen, teilte die Polizei der Deutschen Presse-Agentur mit. In anderen Landesteilen habe es Tote durch Blitzeinschläge und Sturzfluten gegeben.
Immer wieder Tote am Everest
Der Mount Everest war einst ein Stück unberührter Natur. Seit der Erstbesteigung 1953 hat der Bergsteiger-Tourismus jedoch stark zugenommen. Jedes Jahr zieht es Hunderte Kletterer aus aller Welt auf den Gipfel - einige von ihnen zahlen das gefährliche Abenteuer mit ihrem Leben.
In der diesjährigen Saison kamen auf nepalesischer Seite nach Angaben des Tourismusministeriums in Kathmandu fünf Kletterer ums Leben. Für das Frühjahr hatten die Behörden 468 Genehmigungen für ausländische Bergsteiger erteilt, für die Herbstsaison waren es bislang nur vier.
Auf dem Everest kann es bis zu minus 50 Grad kalt werden, und Windgeschwindigkeiten von bis zu 80 Metern pro Sekunde sind keine Seltenheit. Besonders gefährlich ist für Bergsteiger jedoch die extrem dünne Luft in grosser Höhe. (sda/dpa)
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