Während in der Schweiz alle Massnahmen des Bundes fallen, hält China an seiner Null-Covid-Strategie fest und schickt nach jüngsten Corona-Ausbrüchen Millionen Menschen in mehreren Städten in einen strikten Lockdown.
Nach einigen Coronaausbrüchen teilte die Stadtverwaltung von Shanghai mit, das öffentliche Leben zwischen dem 28. März und 5. April in zwei Stufen herunterzufahren, um die Massentests durchzuführen.
In der Hafenstadt wurden am Donnerstag 358 Neuinfektionen gemeldet, während weitere 4144 Fälle ohne Symptome gezählt wurden, wie am Freitag die Pekinger Gesundheitskommission bekannt gab. Landesweit gab es 1787 neue Ansteckungen und 5442 asymptomatische Infektionen, die in China gesondert aufgeführt werden.
Ein Teil der chinesischen Stadt Schanghai ist seit Montagmorgen im Lockdown. Nach dem Osten und Süden gilt seit Freitagmorgen auch im Westen der insgesamt 26 Millionen Einwohner zählenden Metropole eine Ausgangssperre. In der 26-Millionen-Metropole dürfen die Menschen ihre Wohnungen nur noch für Covid-19-Tests verlassen.
Alle Bewohner werden zweimal auf das Coronavirus getestet. Wer sich mit Corona infiziert hat, muss sich in eine Quarantäne-Einrichtung – respektive in einem gigantischen Bettenlager – begeben.
Auch eher ungewöhnlich sind die Videos in den Sozialen-Medien, die zeigen, wie Roboter-Hunden in Shanghai mit festgeschnallten Lautsprechern über die Massnahmen informieren sollen.
Die Menschen hätten nach Ankündigung des erneuten Lockdowns haufenweise Nahrungsmittel eingekauft, berichtet SRF-China-Korrespondent Martin Aldrovandi. Denn für die Bevölkerung sei es unklar, ob die Ausgangssperre nur fünf Tage gelte oder – wie frühere Lockdowns – verlängert werde.
Östlich des Huangpu-Flusses endet zwar die erste Stufe des seit Montag geltende Lockdown. Allerdings verhängten die Behörden dort am Donnerstagabend neue Beschränkungen. Demnach sollen Ausgangssperren für viele Wohnblocks und Nachbarschaften beibehalten werden, in denen während der Massentests der vergangenen Tage Infektionen gefunden wurden.
In sozialen Medien äusserten Shanghaier teilweise deutliche Kritik an den Regierungsmassnahmen der vergangenen Tage. Selbst staatliche Medien berichteten von «Schwierigkeiten», etwa bei der Versorgung mit Lebensmitteln und bei der medizinischen Versorgung. Ma Chunlei, Generalsekretär der Stadtregierung von Shanghai, entschuldigte sich bei der Bevölkerung für die verursachten Unannehmlichkeiten.
Die Regierung habe die Ausbreitung der Omikron-Variante unterschätzt, nicht genug Vorbereitungen für den Anstieg der Neuinfektionen getroffen und den Bewohnern in gesperrten Gebieten Schwierigkeiten bereitet. «Wir akzeptieren die Kritik aufrichtig und arbeiten an Verbesserungen», sagte Ma Chunlei am Donnerstag.
Mit der Ankunft von Omikron erlebt China die schlimmste Corona-Welle seit Beginn der Pandemie vor zwei Jahren. Zwar sind die Zahlen im internationalen Vergleich niedrig, doch verfolgt die Regierung eine Null-Covid-Strategie, die mit der BA.2-Variante auf eine harte Probe gestellt wird. Bisher hatten die Behörden kleinere Ausbrüche erfolgreich mit Ausgangssperren, Massentests und Quarantäne bekämpft. Ob die Strategie auch gegen Omikron funktioniert, muss sich zeigen.
(cst/sda)