Zeitraum: Israel hatte die erste Welle im März/April sehr gut unter Kontrolle. Ab dem 2. September nahmen die Fallzahlen aber stark zu, bis hin zum Höhepunkt am 2. Oktober. Am 16. Oktober waren sie wieder unter dem Stand vom 2. September.
Von den folgenden Ländern, welche die zweite Welle auch bereits hinter sich haben, verzeichnete Israel pro 100'000 deutlich am meisten Infektionen.
Massnahmen: Israel versetzte sich als erstes Land weltweit in einen zweiten Lockdown. Dieser begann am 18. September – also rund zwei Wochen vor dem Höchststand der Fallzahlen. Unter anderem durften die Bewohner sich nur noch in einem Radius von einem Kilometer ihres Wohnorts bewegen, Schulen und Restaurants etc. wurden geschlossen.
Der Lockdown war erst bis am 10. Oktober geplant, wurde dann aber bis am 18. Oktober verlängert. Seither läuft die Öffnung. Als Erstes konnten Kindergärten und Spielgruppen wieder öffnen, Restaurants dürfen Take-Away-Service anbieten und der Bewegungsspielraum ist wieder grösser geworden.
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Auffallend: Obwohl die Massnahmen insgesamt weniger strikt waren als im ersten Lockdown, nahmen die Fälle schneller ab. Warum, ist nicht ganz klar. Eran Segal, Forscher am Weizmann Institut, nennt in seiner Analyse zwei Gründe: Masken (gab's nur im zweiten Lockdown) und das Verbieten/Schliessen von grossen Veranstaltungen/Schulen (gab es in beiden Lockdowns).
Sterblichkeit: Israel verzeichnete bis am 31. August 113'724 Neuinfektionen und 918 Todesfälle. 0,81 Prozent der positiv Getesteten starben in dieser Zeit also. Seit dem 1. September wurden 195'802 Fälle registriert, 1475 starben. Die Sterblichkeit sank minim auf 0,75 Prozent. Damit war die Sterblichkeit in beiden Wellen etwa gleich.
Zeitraum: Australien vermeldet in Bezug auf die Einwohner ziemlich wenige Fälle (rund 27'000). Die erste Welle im März war schnell vorbei. Die zweite Welle begann am 1. Juli und dauerte bis Ende August, also rund acht Wochen. Betroffen war hauptsächlich der Bundesstaat Victoria mit Melbourne, wo mehr als 90 Prozent der landesweiten Toten beklagt werden.
Massnahmen: Am 1. Juli gab es in Melbourne und vielen Vorstädten einen Lockdown. Bars, Kinos und Museen mussten schliessen, Homeoffice wurde empfohlen. Wer die Maske draussen nicht trug, musste eine Busse bezahlen. Weil die Zahlen weiter stiegen, wurden die Grenzen zu anderen Bundesländern geschlossen.
Der Lockdown wurde verlängert und am 2. August mit einer Ausgangssperre von 20 bis 5 Uhr verschärft. Trotzdem dauerte es rund einen Monat, bis die Neuinfektionen nach unten gingen. Victorias Premierminister Daniel Andrews wurde für sein hartes Vorgehen kritisiert. Er hielt aber an der Strategie fest und wurde mit sinkenden Zahlen belohnt.
Nachdem die Fallzahlen abnahmen, wurden auch die Restriktionen langsam wieder gelockert. Die Ausgangssperre wurde am 27. September aufgehoben. Drei Wochen später durften sich wieder bis zu zehn Personen aus zwei unterschiedlichen Haushalten draussen treffen.
Seit Mittwoch dürfen unter anderem Restaurants, Bars und weitere Geschäfte mit limitierten Gästen wieder öffnen. Und ab dem 8. November sollen dann auch noch weitere Massnahmen gelockert werden. So darf man ab dann unter anderem wieder weiter als 25 Kilometer von zu Hause weg, Fitnesscenter öffnen und die Gästelimiten in Restaurants werden erhöht.
Sterblichkeit: Während der ersten Welle starben bis am 30. Juni 104 Personen, was einer Sterblichkeit von 1,34 Prozent entspricht. In der zweiten Welle stieg diese auf 4,06 Prozent (bisher 801 Tote).
Zeitraum: Neuseeland verzeichnete bisher nur 1584 Fälle. Es kommt trotzdem in die Liste, weil die Kiwis ihre Strategie «Go hard, go early» zweimal hart und schnell umsetzten. Die erste Welle war Ende April vorbei. Die zweite erschien ab dem 13. August, wurde aber sehr tief gehalten und dauerte rund vier Wochen. Zuletzt gab es bereits Anzeichen einer dritten Welle – sofern man bei diesen tiefen Fallzahlen überhaupt davon sprechen kann.
Massnahmen: In Neuseeland gilt die Devise: schnell und mit einschneidenden Massnahmen reagieren. So wurden die Grenzen am 19. März geschlossen und seither nicht wieder geöffnet.
Nach der ersten Welle sanken die täglichen Neuinfektionen am 4. Mai erstmals wieder auf Null. Erst 102 Tage später gab es in Auckland wieder eine registrierte Infektion. Als am 12. August 17 Personen infiziert waren, schloss die Regierung in der Stadt die Schulen, Kindergärten und nicht relevanten Betriebe.
Der städtische Lockdown wurde am 30. August etwas gelockert. So wurden Versammlungen auf 10 Personen limitiert. Ab dem 23. September waren beispielsweise wieder Versammlungen von bis zu 100 Personen möglich.
Seit dem 7. Oktober gilt im ganzen Land wieder Level 1 – was bedeutet, dass die Restriktionen aufgehoben sind, Masken aber weiterhin empfohlen werden. Dass es gelang, die Neuinfektionen tief zu halten, liegt gemäss Experten an den schnellen und zu jenem frühen Zeitpunkt drastischen Massnahmen. Zudem hilft Neuseeland die Lage als (Zwei-) Inselstaat, was die Abschottung erleichtert.
Sterblichkeit: Bisher gab es in Neuseeland nur 25 Todesfälle. In der zweiten Welle waren es drei von 374 registrierten Neuinfektionen. Damit lag das Land in beiden Wellen unter zwei Prozent.
Zeitraum: Südkorea war eines der ersten betroffenen Länder, reagierte aber schnell. Mitte August gab es eine kleine zweite Welle. Aber auch diese war schnell wieder unter Kontrolle. Seit Oktober sind die Zahlen auf tiefem Niveau stabil.
Massnahmen: Südkorea setzt unter anderem auf intensives Contact Tracing. Bei jedem positiven Fall sollen die Kontakte schnell gefunden und in Quarantäne versetzt werden. Das Maskentragen ist tief verankert in der Kultur. Am 15. August, als sich die zweite Welle abzeichnete, schlossen die Behörden unter anderem Clubs, Karaokebars, Buffet-Restaurants und Museen in Seoul, Incheon und der Gyeonggi Provinz. Zudem wurden Versammlungen von mehr als 50 Personen (drinnen) und 100 Personen (draussen) verboten. Wie in Neuseeland gilt: Eine schnelle Reaktion mit einschneidenden Massnahmen hat bei der Eindämmung des Virus geholfen.
Nachdem die Fallzahlen bis zum 13. September wieder sanken, wurden die Massnahmen (unter Einhaltung von Abstandsregeln und Maskenpflichten) gelockert. Weitere Lockerungen gab es am 12. Oktober.
Sterblichkeit: In der ersten Welle bis zum 31. Juli starben bei 14'305 Fällen 301 Personen (2,10 Prozent). Seit dem 1. August liessen 156 der 11'650 positiv Getesteten ihr Leben (1,34 Prozent).
Zeitraum: Japan hatte im April nur eine kleine erste Welle. Bei fast 130 Millionen Einwohnern sind die knapp 20'000 Fälle sehr tief. Ab dem 1. Juli zog die zweite Welle an, welche rund zwei Monate bis zum 11. September anhielt. Seither sind die Neuinfektionen auf tiefem Niveau wieder stabil.
Massnahmen: Japan schloss seine Grenzen früh. Selbst Ausländer mit Aufenthaltsbewilligungen konnten lange nicht einreisen. Im Land mit rund 15-mal mehr Einwohnern als die Schweiz wurden auch darum bisher nur rund 100'000 Neuinfektionen gezählt (Schweiz 127'000). Wie schon bei Neuseeland gilt: Das Land konnte als Insel die Grenzen einfacher schliessen.
Es wurde viel gerätselt, warum Japan – ein Land mit diversen Grossstädten und einer alten Bevölkerung – so gut durch die Krise kam und bisher nur 1725 Covid-19-Todesopfer beklagen musste.
Einen Lockdown oder harte Massnahmen gab es nicht, viel mehr hielt sich die Bevölkerung an Empfehlungen, wie beispielsweise das Maskentragen oder den Aufruf zum Zu-Hause-Bleiben.
Weiter handelt die Regierung früh und entschlossen. Und sie empfahl, folgende Situationen zu meiden: Geschlossene Räume mit schlechter Luftzirkulation, Menschenmassen und nahe Face-to-Face-Konversationen.
Sterblichkeit: Auffallend ist, wie die Sterblichkeitsrate sank. Bis Ende Juni lag sie mit 972 Toten bei 5,23 Prozent. Seit Beginn der zweiten Welle sank sie auf 0,95 Prozent (746 Tote bei 78'481 positiv Getesteten).
Zeitraum: Irland erlebte die erste Welle von Mitte März bis Mitte Mai. Am 10. September begann die zweite Welle. Das Land steckt da noch immer drin, es zeichnet sich aber ab, dass der Höhepunkt am 23. Oktober überschritten wurde.
Massnahmen: Irland ging am 21. Oktober in den zweiten Lockdown. Dieser soll sechs Wochen (bis 1. Dezember) dauern. Die wichtigsten Regeln sind: Die Einwohner werden aufgefordert, zu Hause zu bleiben. Sport ist innerhalb von 5 Kilometern vom Wohnort erlaubt. Restaurants dürfen Take-away-Service oder Lieferungen anbieten. Im Gegensatz zum Lockdown im Frühling bleiben dieses Mal die Schulen offen. Aktuell macht es den Anschein, als ob schon die Massnahmen vor dem Lockdown Wirkung entfalten. Es müssen aber noch die kommenden Tage abgewartet werden.
Sterblichkeit: In der ersten Welle kamen in Irland bis Ende Juli 1763 Personen wegen Corona ums Leben (6,77 Prozent der positiv Getesteten). Seit dem 1. August bisher 119 bei 31'101 Fällen (0,38 Prozent). Allerdings läuft die zweite Welle in Irland noch weiterhin. Todesfälle dürften sich noch mehren.
Während sich bei Irland womöglich schon ein Abwärtstrend abzeichnet, stecken weitere europäische Länder wie die Schweiz, Spanien, Italien, Frankreich, Tschechien, Grossbritannien, Österreich, Deutschland, Belgien oder die Niederlande erst am Anfang oder mitten in der zweiten Welle.
Die Massnahmen sind überall etwas unterschiedlich. In Frankreich rief Präsident Emmanuel Macron gestern den erneuten Lockdown aus, in den Niederlanden und Belgien gibt es Teil-Lockdowns, andere Länder versuchen, ohne Schliessungen durch die zweite Welle zu kommen. Ziel ist, dass das Gesundheitssystem nicht zusammenbricht, was in der zweiten Welle bisher in keinem europäischen Land geschah.
Ich sage nicht, dass Auswärtige die Hauptursache sind. Jedoch liegt es auf der Hand, dass es wesentlich einfacher ist eine Seuche zu bekämpfen, wenn man eine gewisse natürliche Abschottung hat.