International
Coronavirus

Coronavirus: So hart sind die Massnahmen von Südkora

epa08413717 Commuters wearing masks change trains in the morning rush hour at a subway station in Seoul, South Korea, 11 May 2020, amid concerns over the spread of COVID-19 in the wake of new infectio ...
Die Südkoreaner halten sich brav an die Regeln.Bild: EPA

So schildert ein Amerikaner, wie hart Südkorea gegen das Coronavirus vorgeht

Zwangsisolation, Standortüberwachung und ein persönlicher Aufpasser: So sieht das Leben in Südkorea zurzeit aus. Dieser Bericht eines US-Amerikanern zeigt, wie sehr die Regierung auf Überwachung setzt, um den Coronavirus in Zaun zu halten.
11.05.2020, 18:3512.05.2020, 09:11
Mehr «International»

Der Amerikaner Michael Kim reiste zusammen mit seiner Familie nach Südkorea. Was ihn dort erwartete, war ein Kulturschock. Die Massnahmen, die die Südkoreaner im Kampf gegen das Coronavirus getroffen haben, sind nicht nur für Amerikaner unglaublich. In einem Twitter-Thread beschreibt er die Lage. Wir haben seine Geschichte für euch übersetzt.

>>> Coronavirus: Alle News im Liveticker.

Für mich als Amerikaner in Südkorea ist es interessant, wie stark sich die beiden Länder in Bezug auf ihren Umgang mit dem Coronavirus unterscheiden.

Nach der Ankunft am Flughafen messen sie deine Temparatur und fragen dich, ob du Symptome hast. Du wirst dazu aufgefordert, zwei mal täglich deine Symptome in eine App abzufüllen. Wenn du keine Symptome hast, ist auch das anzugeben. Das Ganze dauert dann 14 Tage.

Während diesen zwei Wochen ist es dir nicht erlaubt, deine Quarantänestation oder dein Zuhause zu verlassen. Du darfst keine öffentlichen Verkehrsmittel oder das Taxi benutzen, und du kannst dich nicht in einem Hotel oder einem Airbnb niederlassen. Wenn du kein Zuhause hast, musst du in ein Wohnheim.

Wenn du diese Regeln brichst, musst du ein Bussgeld von 10'000 US-Dollar bezahlen und gehst ins Gefängnis. Ausserdem überprüfen sie deinen Standort regelmässig. Der Standort meiner Frau wurde 37 Mal innerhalb von drei Tagen geprüft. Und sie erwischten Menschen, welche ihr Telefon Zuhause liessen, um unbemerkt nach Draussen zu gehen.

Während dieser Zeit kannst du mit niemandem Kontakt haben. Sie geben dir spezielle Abfallsäcke und Menschen in Schutzanzügen kommen vorbei, um deinen Abfall zu entsorgen.

Dir wird ein Aufpasser zugewiesen, welcher dafür verantwortlich ist, zu überprüfen, ob du auch alle Regeln entsprechend befolgst. Diese werden dich regelmässig anrufen und dir schreiben, ob alles in Ordnung ist. Auch werden sie dir Pflegepakete mit Essen, Handschuhen und Masken, Hygieneartikel für Frauen, usw. zusenden.

Wenn ein neuer Coronavirus-Fall in deinem Areal (gleiche Stadt oder Distrikt) registriert wird, bekommst du einen Alarm auf dein Handy, in der die Person beschrieben wird (Alter, Mann/Frau, Stadt). Darauf folgen regelmässige Updates, sobald mehr bekannt ist.

Wenn du an einem Ort warst, an dem gleichzeitig jemand mit Coronavirus war, wird dich jemand kontaktieren und du wirst getestet und für weitere 14 Tage in Selbstisolation gesteckt.

Drei Tage nach unserer Ankunft mussten wir einen COVID-19 Test durchführen. Das war die einzige Aktivität, in der es uns erlaubt war, das Haus zu verlassen. Das wiederum musst du in Absprache mit deinem zugewiesenen Aufpasser machen. Wir als 4-köpfige Familie wurden innerhalb von 10 Minuten getestet. Die Resultate kamen innerhalb von 7 Stunden.

Nach verschiedenen Alarmen auf dem Handy haben meine Familie und ich unsere Pläne geändert, um gefährdete Areale vermeiden zu können. Orte mit viel Menschenverkehr wie das südkoreanische Äquivalent zum amerikanischen Walmart haben Temperaturmonitore installiert, wo man jedermanns Temperatur sehen kann.

Hier gab es absolut keine Proteste oder Demonstrationen gegen die Anti-Freiheits-Massnahmen oder die Einschränkungen der Privatsphäre. Ich bin kein Experte in koreanischer Politik, aber es wirkt so, als akzeptiere jeder diese Massnahmen als Notwendigkeit im Kampf gegen die Pandemie.

Südkorea hat mit 10'909 Fällen moderate Zahlen im internationalen Vergleich. Der Grund sind die harten Massnahmen und Regelungen. 256 Menschen sind im Zusammenhang mit COVID-19 ums Leben gekommen. Über das Wochenende meldete Südkoreas Zentrum für Seuchenkontrolle (KZSK) einen Anstieg von täglich bis zu 34 neuen Fällen – und das nach einer Woche mit 0 inländischen Neuansteckungen. Grund dafür war die Partynacht eines Südkoreaners.

(cki)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Covid-19: «Contact Tracing» einfach erklärt
1 / 10
Covid-19: «Contact Tracing» einfach erklärt
Eine Smartphone-App kann Leute warnen, die mit einer infizierten Person in engerem Kontakt standen. So lässt sich die Verbreitung des Coronavirus wirksam eindämmen. (Screenshot: srf.ch)
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Trotz Lockerung bleibt dieses Lokal zu
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
73 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Juliet Bravo
11.05.2020 23:33registriert November 2016
Massnahmemässig befinden wir uns in einem eigentlichen Himmel der Ausgewogenheit. Erfolgreich ist unser Weg offenbar auch.
484
Melden
Zum Kommentar
avatar
gulf
11.05.2020 21:38registriert März 2020
ich hoffe, das lesen alle die "Hilfe, die Schweiz ist ein Überwachungsstaat" schreienden Memmen, die Verschwörungen witternden , verwöhnten Wohlstandsmotzer .
7128
Melden
Zum Kommentar
avatar
Ivo Gut
11.05.2020 22:01registriert April 2017
Tatsächlich krass. Aber fast noch krasser finde ich, dass der Ami darüber so total überrascht ist. Wer mit der Familie in ein fernes Land reist, bereitet sich doch darauf vor, was ihn erwartet – insbesondere in Corona Zeiten...
5113
Melden
Zum Kommentar
73
Kuba in der Krise – Proteste gegen Stromausfälle und Versorgungsengpässe

Zahlreiche Kubaner sind gegen die häufigen Stromausfälle und die Lebensmittelknappheit auf der sozialistischen Karibikinsel auf die Strasse gegangen.

Zur Story