Warum Cristiano Ronaldo in den USA die Werbetrommel für die Saudis rührt
Er zählt zu den erfolgreichsten Fussballern aller Zeiten – doch inzwischen arbeitet Cristiano Ronaldo abseits des Rasens ebenso verbissen wie darauf. Am Dienstagabend war der Fussballer zu Gast im Weissen Haus.
In den sozialen Medien teilte Ronaldo ein Selfie, auf dem neben ihm und seiner Verlobten Georgina Rodriguez unter anderem Tesla-Chef Elon Musk, Fifa-Präsident Gianni Infantino und der US-Handelsminister Howard Lutnick grinsend zu sehen sind.
🚨🤳🏼 Cristiano Ronaldo’s selfie after visiting president Donald Trump at the White House.@DavidSacks 📸 pic.twitter.com/dnBw0f3Z4B
— Fabrizio Romano (@FabrizioRomano) November 19, 2025
Nicht auf dem Bild ist Donald Trump. In einer Ansprache machte der US-Präsident jedoch deutlich, wie sehr er – oder besser gesagt sein Sohn Barron (19) – sich über den Besuch des fünffachen Ballon-d’Or-Gewinners freute: «Barron durfte ihn treffen. Und ich glaube, er respektiert seinen Vater jetzt ein bisschen mehr, weil ich Sie ihm vorgestellt habe», sagte Trump zu Ronaldo.
Kampfjets und Panzer für Saudi-Arabien
Der Anlass des Staatsdinners war jedoch nicht der Fussball, sondern das Treffen zwischen Trump und dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman. Dessen Königreich wird 2034 – acht Jahre nach den USA – die Fussball-WM austragen. Ronaldo nennt sich seit seinem Wechsel zum saudischen Verein Al Nassr vor rund zwei Jahren «Botschafter des saudischen Fussballs».
Cristiano Ronaldo & Georgina with Trump. 🇺🇸 pic.twitter.com/O0S7LP73wn
— TC (@totalcristiano) November 19, 2025
Das Königreich erhielt vom US-Präsidenten diese Woche den Status eines «bedeutenden Alliierten ausserhalb der Nato». Die beiden Länder unterzeichneten ein «strategisches Verteidigungsabkommen», das die Sicherheit in der Region stärken soll.
Trump preist das Abkommen als Gewinn für seine America-First-Agenda. Es erleichtere Geschäfte für US-Rüstungsfirmen in Saudi-Arabien und senke die Verteidigungsausgaben der USA, indem es Zugang zu saudischen Geldern eröffne.
Für den US-Präsidenten scheint das Abkommen jedoch vor allem ein lukratives Geschäft zu sein. Er sagte den Saudis unter anderem den Verkauf der hochmodernen F-35-Tarnkappenjets zu. Diese wurden in der Region bisher nur an den engen US-Verbündeten Israel geliefert. Zudem vereinbarten beide Seiten den Verkauf von 300 US-Panzern an die Golfmonarchie. Trump setzt seit Längerem auf gute Beziehungen zu Saudi-Arabien; bereits im Mai hatte er das Königreich besucht.
Zwei Freunde für bin Salman
Die freundliche Behandlung bin Salmans stiess in den Vereinigten Staaten auf Kritik. Der US-Geheimdienst war vor einigen Jahren zum Schluss gekommen, der Kronprinz habe 2018 die Tötung des saudischen «Washington Post»-Journalisten Jamal Khashoggi genehmigt.
Im Oval Office fragte eine Reporterin des Senders ABC bin Salman nach Khashoggi. Trump grätschte sofort dazwischen: «Er war eine extrem umstrittene Person», sagte er über Khashoggi. Er ergänzte, bin Salman habe keine Kenntnis über den Fall gehabt, und rügte die Reporterin schliesslich: «Sie sollten unseren Gast nicht in Verlegenheit bringen.»
Two GOATS.
— The White House (@WhiteHouse) November 19, 2025
CR7 x 45/47@Cristiano 🔥 pic.twitter.com/QA4Dw0s1lr
Trump nennt den Kronprinzen seit Jahren seinen Freund. Die Bewunderung für bin Salman teilt er mit Ehrengast Cristiano Ronaldo. Im Jahr 2023 holte der Kronprinz den Portugiesen zu Al Nassr. Seither nutzt ihn bin Salman als globalen Influencer des Königreichs. Und Ronaldo lebt im Gegenzug in Saudi-Arabien wie ein König.
Schon bevor er mit seiner Familie in die eigene Villa zog, wurde Ronaldo samt Entourage in einem der besten Hotels der Hauptstadt untergebracht. Der Aufenthalt soll fast eine Viertelmillion Franken gekostet haben. Danach zog Ronaldo mit seinen fünf Kindern und seiner Verlobten (damals Freundin) Georgina Rodriguez in sein neues Zuhause.
Möglich war dies nur dank einer Sondergenehmigung. Denn das Gesetz in Saudi-Arabien verbietet eigentlich das Zusammenwohnen unverheirateter Paare. Dass Rodriguez überhaupt in Saudi-Arabien wohnen und arbeiten darf, ist eine weitere Ausnahme. Laut saudischem Arbeitsrecht muss «jede Frau, die ein Einreisevisum erhält, Ehefrau, Angestellte oder Verwandte ersten Grades eines Mannes sein, der im Königreich lebt».
Im Juni dieses Jahres verlängerte Ronaldo seinen Vertrag bei Al Nassr bis 2027. Insgesamt soll er bis zum Ende der Laufzeit mit Grundgehalt, Boni und einer Beteiligung am Klub über eine halbe Milliarde Franken verdienen.
Trotz Extrawürsten des saudischen Kronprinzen, Selfie mit dem Fifa-Boss und Lob vom US-Präsidenten bleibt Ronaldo bei der kommenden Weltmeisterschaft 2026 aber etwas verwehrt: Beim ersten Spiel seiner Mannschaft – Ronaldos letzter WM als aktiver Spieler – ist der Portugiese wegen einer Roten Karte aus dem letzten Qualifikationsspiel gesperrt. Ob das nach dem Dinner im Weissen Haus immernoch gilt, wird sich zeigen. (aargauerzeitung.ch)
