Historisches geschieht zurzeit in der Türkei. Alle Stimmen der Wahl vom 14. Mai wurden ausgezählt und keiner der drei Kandidaten kam auf die nötigen 50 Prozent Stimmenanteil. Am Sonntag kommt es deshalb zur Stichwahl zwischen dem amtierenden Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und dem Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu. Das sagen die Umfragen dazu:
Im Gegensatz zu den Umfragen, die vor der Präsidentschaftswahl durchgeführt wurden, sagen fast alle neuen Umfragen einen Erdogan-Sieg voraus. Einzig die aktuellste Umfrage von Area macht Kilicdaroglu Hoffnung und prognostiziert einen extrem knappen Sieg für den Oppositionellen. In der grössten Umfrage von Areda, in der über 10'000 Personen befragt wurden, konnte Erdogan seinen Vorsprung ausbauen.
Auch das Global Elections History Society Center (GEHSC) hat aufgrund der vielen fehlerhaften Ergebnisse in der ersten Umfragerunde seine Methodik geändert und schätzt nun eine Fehlerquote, welche sie in die Wahlprognose mit einberechnet. Den grössten Vorsprung erzielte Erdogan mit 54,1 Prozent der Stimmen in der Özdemir-Umfrage.
Für einen Erdogan-Sieg spricht zudem, dass der im ersten Wahlgang ausgeschiedene Kandidat Ogan seine Wählerinnen und Wähler dazu aufrief, ihre Stimme im zweiten Wahlgang Erdogan zu geben.
Laut dem offiziellen Wahlresultat ist Erdogan knapp an der für den Wahlsieg nötigen 50 Prozent vorbeigeschrammt. Er kam demnach auf 49,52 Prozent. Herausforderer Kilicdaroglu schaffte fast 45 Prozent, der Kandidat der ATA-Allianz Sinan Ogan knapp 5 Prozent. Muharrem Ince, der seine Kandidatur kurz vor der Wahl zurückzog und damit offiziell aus dem Rennen ausschied, schaffte trotzdem 0,43 Prozent der Stimmen.
In den meisten Umfragen vor der ersten Runde der Präsidentschaftswahl lag Herausforderer Kilicdaroglu leicht vorne. Gut zu beobachten ist auch die starke Abnahme der Stimmen für Ince, als dieser seine Kandidatur zurückzog. Obwohl man erwarten würde, dass die meisten Ince-Stimmen an Kilicdaroglu gehen würden, verteilten sie sich ziemlich gleichmässig zwischen Erdogan und Kilicdaroglu. Ogan wurde von den Umfragen unterschätzt und erreichte an den Wahlen schlussendlich ungefähr zwei bis drei Prozentpunkte mehr als prognostiziert.
Klar, die Zahlen verheissen nichts Gutes. Aber die Hoffnung aufgeben sollte man definitiv nicht.