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Cannabis-Legalisierung in Deutschland: Bundesrat macht Weg frei

Bald wird legal gekifft: Deutscher Bundesrat macht Weg frei

22.03.2024, 12:1422.03.2024, 12:32
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Der Weg für die teilweise Legalisierung von Cannabis in Deutschland ist nach jahrzehntelangen Diskussionen frei.

Der Bundesrat (Länderkammer) liess am Freitag ein vom Bundestag beschlossenes Gesetz passieren, mit dem zum 1. April Besitz und Anbau der Droge für Volljährige mit zahlreichen Vorgaben für den Eigenkonsum erlaubt werden.

Trotz vieler Kritikpunkte gab es keine Mehrheit dafür, das Gesetz in den Vermittlungsausschuss mit dem Bundestag (Parlament) zu schicken und so vorerst auszubremsen. Um ein Scheitern abzuwenden, hatte die Bundesregierung zuletzt noch zugesichert, einige Regelungen nachträglich zu ändern.

Psychoaktives THC aus Marihuana hilft Senioren gegen chronische Schmerzen. Zu kiffen brauchen sie aber nicht: Medikamente wie Dronabinol liefern denselben Effekt. (Symbolbild)
Bald.Bild: AP The Canadian Press

Die Zäsur in der Drogenpolitik kann damit in wenigen Tagen am Ostermontag (1. April) in Kraft treten. Das Gesetz muss zuvor noch amtlich verkündet werden, wenn Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier es unterzeichnet hat. Legal sein soll für Erwachsene ab 18 Jahren grundsätzlich der Besitz von bis zu 25 Gramm Cannabis zum Eigenkonsum.

In der eigenen Wohnung sollen drei lebende Cannabispflanzen erlaubt sein und bis zu 50 Gramm Cannabis zum Eigenkonsum. Kiffen im öffentlichen Raum soll unter anderem in Schulen, Sportstätten und in Sichtweite davon verboten werden – konkret in 100 Metern Luftlinie um den Eingang.

Der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach warb vor der Abstimmung für das Gesetz, das eine Chance sei, durch Entkriminalisierung und bessere Aufklärung besonders die junge Generation vor Konsum und dem Schwarzmarkt zu schützen.

Rednerinnen und Redner mehrere Länder warnten dagegen vor einer Legalisierung. Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) nannte das Gesetz einen Irrweg. Es stelle die Länder auch vor einen massiven zusätzlichen Verwaltungs- und Vollzugsaufwand.

Erlaubt werden mit dem Gesetz auch nicht-kommerzielle «Anbauvereinigungen» für Volljährige, in denen bis zu 500 Mitglieder mit Wohnsitz im Inland Cannabis gemeinschaftlich anbauen und untereinander zum Eigenkonsum abgeben - im Monat höchstens 50 Gramm je Mitglied. Spätestens 18 Monate nach Inkrafttreten des Gesetzes soll eine erste Bewertung auch dazu vorgelegt werden, wie es sich auf den Kinder- und Jugendschutz auswirkt.

Dass das Gesetz die letzte Hürde nimmt, war bis kurz vor der Sitzung ungewiss gewesen. Drei Ausschüsse der Länderkammer hatten die Anrufung des Vermittlungsausschusses empfohlen. Der federführende Gesundheitsausschuss schlug vor, das Inkrafttreten des auf den 1. Oktober zu verschieben. Die Bundesregierung hatte einige Kritikpunkte aufgenommen, um ein Vermittlungsverfahren abzuwenden. In einer Erklärung, die im Bundesrat zu Protokoll gegeben wird, sicherte sie mehr Unterstützung bei Aufklärung und Vorbeugung vor allem für Kinder und Jugendliche sowie flexiblere Umsetzungsregeln zu. Dafür sollen nun noch vor dem 1. Juli einige nachträgliche Änderungen am Gesetz umgesetzt werden. (rbu/sda/dpa)

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quelle: shutterstock
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32 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Cpt. Jeppesen
22.03.2024 13:35registriert Juni 2018
Vor 25 Jahren war die Schweiz weiter als Deutschland es aktuell ist, ab dem 1. April ist es dann anders herum. Man könnte fast meinen es ist ein Aprilscherz. Danke liebe SVP, FDP und die anderen ,ach so besorgten, bürgerlichen Parteien für die seit über 2 Jahrzehnten andauernde Verhinderungspolitik. Und damit meine ich nicht nur eure Drogenpolitik, sondern auch Energie und Umwelt. Man könnte fast meinen euer Interesse liegt darin die Schweiz zu ruinieren.
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El Vals del Obrero
22.03.2024 12:52registriert Mai 2016
Was ist, wenn die drei erlaubten Pflanzen mehr als 50 Gramm Ertrag liefern?

Die CSU kann man einfach nicht ernst nehmen, wenn sie gleichzeitig nicht auch ein Verbot von Weissbier und Co. fordert, was in Bayern wohl Selbstmord wäre. "Wir kämpfen gegen die Drogen! Prost, darauf müssen wir gleich eins trinken!!!"
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mental
22.03.2024 13:55registriert Dezember 2021
Ein kleiner Schritt in die richtige Richtung.
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