Der mutmassliche Täter von Hanau hat mit wirren Dokumenten seine Motive offengelegt. Er sah sich verfolgt und hasste Ausländer. Schon vor Monaten setzte er einen fast identischen Schriftsatz auf.
Nach den tödlichen Schüssen von Hanau geben Dokumente, die t-online.de exklusiv vorliegen, einen Einblick in die Gedankenwelt des mutmasslichen Täters. Der 43-jährige Tobias R. ist der Hauptverdächtige. Seine Wohnanschrift in Kesselstadt liegt in unmittelbarer Nähe zum zweiten Tatort. Die Polizei hatte bei einer Durchsuchung in dem Stadtteil zwei Leichen gefunden, bei ihnen soll es sich um den Täter und seine Mutter handeln. Dort wurde auch die Tatwaffe gefunden.
Schon vor Tagen hatte R. auf einer offenbar eigens angelegten Homepage mehrere Videos und ein Motivationsschreiben veröffentlicht. Mittlerweile ist die Seite nicht mehr zu erreichen. Es liegen die Dokumente vor, aus ihnen geht hervor: Der mutmassliche Täter fühlte sich offenbar von dunklen Mächten verfolgt – und beschrieb ausführlich seine tiefe Abneigung gegen Menschen anderer Herkunft.
Wir berichten nicht im Detail über die Motivationslage des Mannes, da das Bekennerschreiben unter anderem mit den Worten schliesst: «Aus all den genannten Gründen blieb mir also nichts anderes übrig, so zu handeln, wie ich es getan habe, um die notwendige Aufmerksamkeit zu erlangen.» Zuvor schildert er seine angebliche Lebensgeschichte mitsamt missglückter Partnersuche – und warum er der Ansicht sei, dass Milliarden Menschen getötet werden müssten. Schon Monate zuvor hatte R. seinen Verfolgungswahn in E-Mails an einen vermeintlichen Hellseher aus Österreich ausgebreitet.
«Der hat mir zwei, drei Mal geschrieben – das klang alles sehr wirr», sagte der Empfänger. Auch in dem Schriftwechsel geht es um wilde Vermutungen und angebliche Geheimdienste. Beigefügt ist den Mails eine 19-seitige Strafanzeige, die R. angeblich der Bundesanwaltschaft zugeleitet habe. Sie ist in weiten Teilen mit dem späteren Bekennerschreiben identisch. Datiert ist sie auf 6. November 2019. «Wenn man die E-Mail liest, weiss man: Er hat nicht alle Tassen im Schrank», sagte der Empfänger.
Die Bundesanwaltschaft geht aufgrund der Dokumente nun dem Verdacht einer terroristischen Tat nach und hat die Ermittlungen an sich gezogen. Ob der Schriftsatz vom 6. November tatsächlich bei der Behörde einging, ist derzeit noch unklar. Laut Angaben des hessischen Innenministers Peter Beuth war R. zuvor weder dem hessischen Verfassungsschutz noch der Polizei bekannt. Nach ersten Erkenntnissen war er Sportschütze und legal im Besitz von Waffen. Hinweise auf weitere mögliche Täter gibt es bislang nicht.
Wenn ich an die Jäger und Sportschütze in meinem Bekanntenkreis denke, 🇩🇪 und 🇨🇭, da sind doch auch einige dabei da Frage ich mich manchmal nach einem psychologischen Gutachten.
Und wozu überhaupt Waffen zu Hause? Aber gut die Diskussion wird wieder umsonst geführt weil einzelfall oder so...