Der deutsche Weiler Lützerath wird zugunsten des Braunkohleabbaus geräumt. Diesem Vorhaben widersetzen sich Umweltaktivistinnen und -aktivisten seit Tagen, dabei kommt es immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen.
Das geschah am Sonntag in Lützerath:
Laut der Polizei Aachen war das Protestdorf am Sonntagabend grossmehrheitlich geräumt. Einzig zwei Aktivisten sollen noch in einem Tunnelsystem ausharren (siehe unten). Bereits am Freitag berichtete die Polizei, dass sämtliche besetzten Gebäude geräumt worden seien. Auch 35 Baumstrukturen und etwa 30 von den Demonstrierenden errichtete Holzkonstruktionen seien abgebaut worden.
Die zwei letzten verbliebenen Aktivisten auf dem Gelände sollen sich laut der Polizei in einem Tunnelsystem verstecken. Es sei völlig unklar, wie lange es dauere, diese dort herauszuholen, sagte ein Polizeisprecher am Sonntag.
Wie der Spiegel berichtet, ist der Präsident der Aachener Polizei, Dirk Weinspach, selbst in den zum Tunnel führenden Schacht gestiegen. Er beschrieb den Tunnel als «Kellergewölbe, aus dem ein Schacht von vier Metern geht, dann eine Konstruktion in der Waagrechten». Die Konstruktion sei nicht sicher.
Laut der Einschätzung der Polizei ist es gefährlich, innerhalb des Gewölbes auszuharren, weil die Sauerstoffversorgung nicht mit Sicherheit gewährleistet werden könne. Von der unterstützenden Feuerwehr wurde das Vorgehen zur Entfernung der Aktivsten deshalb als «Rettungsaktion» bezeichnet.
Nach den heftigen Zusammenstössen zwischen den Demonstrierenden und der Polizei am Samstag werden Vorwürfe bezüglich Gewaltanwendung von beiden Seiten laut.
TW Polizeigewalt
— Lützerath bleibt! - Tag X seit 3.1. (@LuetziBleibt) January 14, 2023
Was wir heute und die letzten Tage erleben ist pure #Polizeigewalt. Wir sind erschrocken, wie die Polizei vorgeht und verurteilen dieses Verhalten. Wir bleiben standhaft, denn wir wissen, wofür wir kämpfen: #Klimagerechtigkeit!
(🧵1/4) pic.twitter.com/scQCZaZ4ly
Wie eine Sprecherin des Sanitärdienstes der Demonstranten sagte, sei eine hohe zweistellige bis dreistellige Zahl von Teilnehmenden verletzt worden. Ursache der Verletzungen seien Pfeffersprays, Schlagstock- und Faustangriffe durch die Polizei gewesen. Nebst vielen Schwerverletzten gebe es auch einige lebensgefährlich verletzte Personen. Zudem habe die Polizei «nicht nur in Einzelfällen, sondern systematisch auf den Kopf von Aktivistinnen und Aktivisten geschlagen.»
Der Polizei ist derweil nichts davon bekannt. Man wisse nur von zehn Fahrten von Rettungswagen im Zusammenhang mit verletzten Demonstrierenden.
Sie hingegen hätten über 70 verletzte Polizistinnen und Polizisten zu beklagen, heisst es von einem Polizeisprecher. Dafür seien aber nicht nur Demonstrierende verantwortlich. So seien einige Verletzungen auch auf das Umknicken auf schlammigem Boden zurückzuführen. Des Weiteren kam es zu Sachbeschädigungen: 30 Dienstfahrzeuge seien beschädigt worden.
Auch die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg war am Samstag nach Lützerath gereist.
Im Interview mit dem Spiegel sagte sie:
Sie wandte sich am Samstag als Hauptrednerin einer Kundgebung an die Anwesenden und sprach ihnen Mut zu. Ihre Rede beendete sie auf Deutsch:
Die Menge schrie zurück:
Auch am Nachmittag tauchte sie nochmals in Lützerath auf. Laut eines dpa-Reporters habe sie an einer Spontan-Demo teilgenommen und mit anderen Klimaaktivistinnen und Aktivisten getanzt und gesungen.
Wie ein Polizeisprecher berichtet, habe sich Greta dann auf einen Wall an der Tagebaukante gesetzt und sich geweigert, diesen zu verlassen. Die Beamten hätten sie daraufhin einige Schritte weggetragen. Dies sei harmonisch verlaufen und die Schwedin sei danach ihrer Wege gegangen.
Here are a few impressions from Lüzerath: (Tread)
— Peter Colymore (@IsarJesus) January 14, 2023
Greta Thunberg is attacked by the police. pic.twitter.com/aDwjC4vpCl
Der Energieversorgungskonzern RWE geht davon aus, dass der Rückbau Lützeraths noch acht bis zehn Tage dauere. Der Tagebau dürfte bald folgen, wie ein Sprecher gegenüber der «Rheinischen Post» sagte: «Im März oder April könnte der Tagebau dann das frühere Dorf erreichen und abbaggern».
Aktivistinnen und Aktivisten kündigten weitere Proteste an. Auf einer Pressekonferenz dankten Vertreter der Organisationen «Ende Gelände», «Alle Dörfer bleiben» und «Fridays for Future» allen Demonstrierenden für ihre Teilnahme am Protest. In dieser Woche solle es zu weiteren friedlichen Aktionen «mit der ganzen Bandbreite des zivilen Ungehorsams» kommen. (saw/con)
Abfluss verstopft?
Habe nur Mitleid mit den Polizisten, die sich das antun müssen.