Bei der Hochwasserkatastrophe im Westen Deutschlands steigt die Opferzahl weiter. Bis Freitagmittag wurden 103 Tote als Folge der Überschwemmungen gezählt. Im Bundesland Rheinland-Pfalz kamen nach offiziellen Angaben mindestens 60 Menschen ums Leben, in Nordrhein-Westfalen waren es 43.
Es stehe zu befürchten, dass sich die Opferzahlen weiter erhöhen, sagte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet am Freitag nach einer Sondersitzung des Landeskabinetts. In beiden Bundesländern wurden noch zahlreiche Menschen vermisst. Die Lage blieb vielerorts angespannt. In Erftstadt-Blessem südwestlich von Köln führten Erdrutsche zu einer dramatischen Lage.
Das Verteidigungsministerium löste wegen der Notlage einen militärischen Katastrophenalarm aus. Damit könnten Entscheidungen von den Verantwortlichen an Ort und Stelle schneller getroffen werden, erläuterte ein Ministeriumssprecher. Es seien bereits mehr als 850 Soldaten im Einsatz.
Dramatische Berichte kamen am Freitagmorgen zudem aus Erftstadt in Nordrhein-Westfalen: In Erftstadt-Blessem sei eine Reihe von Häusern ganz oder teilweise eingestürzt, teilte die Bezirksregierung Köln mit. Auch dabei habe es Tote gegeben, sagte ein Sprecher. Eine Zahl wurde zunächst nicht genannt. Ursache seien massive und schnell fortschreitende Unterspülungen der Häuser.
++ Eilmeldung ++ In #Erftstadt-Blessem sind Häuser massiv unterspült worden und einige eingestürzt. Es werden etliche Personen vermisst. Aus den Häusern kommen Notrufe, aber eine Rettung ist vielfach nicht möglich. Unser Katastrophenschutz ist vor Ort. Fotos: Rhein-Erft-Kreis pic.twitter.com/Waaq3tMciM
— BezirksregierungKöln (@BezRegKoeln) July 16, 2021
Stundenlanger Starkregen hatte am Mittwochabend und in der Nacht zum Donnerstag zu einem verheerenden Hochwasser geführt. Schwerpunkt der Katastrophe in Rheinland-Pfalz ist der Kreis Ahrweiler. Allein in dem 700 Einwohner zählenden Dorf Schuld an der Ahr wurden mehrere Häuser von den Wassermassen mitgerissen, zahlreiche weitere Gebäude teils schwer beschädigt. Erhebliche Schäden gab es auch in weiteren Regionen der Eifel sowie im Landkreis Trier-Saarburg.
Die Zahl der Todesopfer werde wohl noch steigen, befürchtete ein Sprecher des Polizeipräsidiums Koblenz am Freitagmorgen. Es gab zudem noch eine grosse Zahl vermisster Menschen. Die Polizei in Rheinland-Pfalz gehe von knapp unter 100 Vermissten aus, sagte der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz am Freitag im Deutschlandfunk. Angaben zu insgesamt 1300 Vermissten mache er sich hingegen nicht zu eigen. Diese Zahl hatte der besonders schwer getroffene Kreis Ahrweiler für sein Gebiet genannt. Eine Sprecherin erklärte das auch mit dem teilweise lahmgelegten Mobilfunknetz. Daher gebe es keinen Handy-Empfang; viele Menschen seien nicht erreichbar.
Die Rettungskräfte setzen unterdessen die Suche nach Vermissten fort. Die Bundeswehr hat zur Unterstützung inzwischen rund 900 Soldaten in die Katastrophengebiete in Nordrhein-Westfalen (NRW) und Rheinland-Pfalz geschickt. Im heftig betroffenen Kreis Euskirchen in NRW soll ein Gutachter am Freitag erneut die Steinbachtalsperre unter die Lupe nehmen. Der Wasserstand war am Donnerstagabend durch Abpumpen zwar gesunken.
Update #KreisAhrweiler: Derzeit wird von rund 1300 Vermissten ausgegangen; circa 3500 Menschen sind in Betreuungseinrichtungen untergebracht. Aufgrund der komplexen Schadenslage ist eine abschließende Beurteilung der Situation noch nicht möglich. Infos: https://t.co/o7VW8fjZxi
— Kreis Ahrweiler (@KreisAhrweiler) July 15, 2021
Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel versprach den Betroffenen Hilfen. Während eines Besuchs bei US-Präsident Joe Biden in Washington sprach sie von einer «Tragödie».
Bilder aus Nordrhein-Westfalen 👇🙈 pic.twitter.com/CLf3525a6v
— Thilo von Trotha (@TTrotha) July 15, 2021
Die Rettungskräfte setzen unterdessen die Suche nach Vermissten fort. Die Bundeswehr hat zur Unterstützung inzwischen rund 900 Soldaten in die Katastrophengebiete in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz geschickt. Im heftig betroffenen Kreis Euskirchen in NRW soll ein Gutachter am Freitag erneut die Steinbachtalsperre unter die Lupe nehmen. Der Wasserstand war am Donnerstagabend durch Abpumpen zwar gesunken.
In Nordrhein-Westfalen lief kurz vor Mitternacht die Rurtalsperre über, «mit einer geringen Dynamik», wie der Wasserverband Eifel-Rur (WVER) mitteilte. Dadurch sei im Unterlauf der Rur mit Überschwemmungen sowie Überflutungen von Häusern und Kellern zu rechnen. (sda/dpa)
Meine aufrichtige Anteilnahme den Angehörigen der Verstorbenen und allen Opfern dieser Flut.