Video: watson/Michael Shepherd
Die ungeliebte Ampel-Regierung in Deutschland ist Geschichte. Die Medien sind sich einig: Das ist eine gute Nachricht.
07.11.2024, 09:1507.11.2024, 14:18
Richtig warm wurden die Deutschen mit ihrer seit Ende 2021 regierenden Ampel-Koalition (bestehend aus SDP, Grünen und FDP) nie. Und offensichtlich galt das auch für die Koalitionspartner untereinander. Am Mittwochabend krachte das Ampel-Konstrukt mit Getöse in sich zusammen. Kanzler Olaf Scholz und der geschasste Finanzminister Christian Lindner schoben sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe und kritisierten sich massiv.
Das Ende der Ampel in der Übersicht:
Die deutschen Medien sind sich indes einig: Das ist ein guter Tag für Deutschland. Eine Übersicht zu den Reaktionen
t-online
Die Schlagzeile bei «t-online».Bild: t-online.de
Scholz mag sich selbst nicht in der Verantwortung für das Scheitern der Ampel sehen. Viele Kommentierende sehen das aber anders, so auch bei watson-Partner t-online.
«Das Versagen der Ampel ist das Versagen von Olaf Scholz. Hier gibt es nichts schönzureden.»
Scholz habe nicht vermocht, die Regierung zusammenzuhalten, was die oberste Aufgabe eines Kanzlers sei. Lindner und Habeck hätten es ihm aber ebenso wie die geopolitische Lage auch nicht einfach gemacht. Unter dem Strich sei klar, dass es für Deutschland nun besser werden könne:
«Es ist das würdelose Ende einer Regierung, die so unbeliebt war wie keine andere in der Geschichte der Bundesrepublik.»
«Bild»
Die Schlagzeile der «Bild».Bild: screenshot bild.de
«Der Kanzler schmeisst den Finanzminister raus. Die Bundesrepublik ist die unbeliebteste Regierung aller Zeiten los! Dieser 6. November 2024 ist ein Tag für die Geschichtsbücher. Ein Glanz-Tag aber ist er nicht!»
Das deutsche Boulevardblatt, das die Regierung seit Monaten immer wieder scharf kritisierte, begrüsst das Aus der Ampel. Die Art und Weise, wie dieses aber zustande kam, sorgt für weitere Kritik. Scholz lasse in seiner Wutrede über Lindner jegliche Reflexion vermissen. Am Ende sei klar gewesen: «Da passt wirklich gar nichts mehr zusammen bei den drei Ampel-Männern!»
«Der Spiegel»
Schlagzeile beim «Spiegel».Bild: screenshot spiegel.de
«Von wegen Fortschrittskoalition: Die Ampelkoalition hat sich von Beginn an selbst getäuscht. Die bräsige SPD, die hochfahrenden Grünen, die dauerblockierende FDP – sie alle haben ihre eigenen Agenden verfolgt. Für die Kanzlerpartei ist das Ende eine (kleine) Chance.»
Der Spiegel sieht den Egoismus der Koalitionsmitglieder als Hauptgrund für das Scheitern. Scholz' Wutausbruch bezeichnet das Nachrichtenmagazin als den «womöglich stärksten Auftritt seiner Kanzlerschaft». Die kleine Chance für die SPD bestehe in der Belebung der Partei – und der Möglichkeit, sich als Minderheitsregierung zu profilieren. Schlimmer kann es schliesslich kaum mehr werden.
«Es ist gut, dass all dies nun ein Ende hat. Denn die Ampel hat nicht nur sich selbst beschädigt, sondern auch das Vertrauen ins politische System unterminiert.»
«Frankfurter Allgemeine»
Schlagzeile «Frankfurter Allgemeine».Bild: screenshot faz.net
«Ein Erdbeben – auch in Berlin»
«Am Tag nach Trumps Erdrutschsieg bebt auch in Berlin die Erde. Die Ampel ist damit Geschichte, unrühmliche Geschichte.»
Für die Frankfurter Allgemeine liegt das Scheitern der Ampel unter anderem daran, dass man zu viele Partikularinteressen unter einen Hut bringen wollte oder musste. Für jede Wählergruppe sollte etwas dabei sein – dieses Ziel sei gescheitert.
«Süddeutsche Zeitung»
Schlagzeile «Süddeutsche Zeitung».Bild: screenshot sueddeutsche.de
Bei der Süddeutschen klingt sublim Erleichterung durch.
«Diese Regierung hätte der Republik nicht noch ein weiteres Jahr lang gutgetan.»
«Focus»
Schlagzeile beim «Focus».Bild: focus.de
«Als Olaf Scholz nach dem Lindner-Rauswurf ein Statement gibt, kommt ihm kein Wort der Selbstkritik über die Lippen. Seine Abrechnung mit dem Finanzminister wirkt kleinkariert. Der Kanzler hat eine Chance verpasst.»
Das Newsportal «Focus» geht ebenfalls hart mit Kanzler Scholz ins Gericht. Sein Auftritt und seine Worte über Christian Lindner sei eine «Zumutung» und «weinerlich» gewesen.
«Dieser Auftritt ist historisch – selten war so viel Weinerlichkeit und fehlende Fähigkeit der Selbsteinschätzung in einem politisch so entscheidenden Moment zu bestaunen.»
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