04.06.2022, 07:1404.06.2022, 07:14
Zu langsam. Zu wenig.
So liessen sich die enttäuschten Reaktionen vieler Beobachterinnen und Beobachter auf die Waffenlieferungen Deutschlands an die Ukraine zusammenfassen.
Vor allem Andrij Melnyk, der ukrainische Botschafter in Berlin, attackierte die deutsche Regierung immer wieder scharf, wie das Nachrichtenmagazin «Spiegel» konstatiert.
Aber auch die Regierung in Kiew und osteuropäische Nato-Partner wie Polen hätten Berlin wiederholt für ausbleibende Lieferungen vor allem schwerer Waffen kritisiert.
Der «Spiegel» hat recherchiert. In diesem Beitrag fassen wir die wichtigsten Erkenntnisse zusammen.
Warum harzte es?
Im In- und Ausland rätselte man, warum die Deutschen derart zögerlich agierten und schlecht kommunizierten. Und es wurde Zeit, die knallharten Fakten publik zu machen.
«Spiegel»-Journalisten haben in den letzten Wochen intensiv recherchiert. Sie wollten herausfinden, welche von Deutschland gelieferten Waffen seit Ende Februar in der Ukraine eingetroffen sind. Das sei nicht einfach gewesen, denn:
«Über bereits geliefertes Material wird der Bundestag zwar regelmässig unterrichtet, aber die entsprechenden Informationen liegen nur in der Geheimschutzstelle des Bundestags. Dort dürfen nur Abgeordnete die Listen einsehen und sich keine Notizen machen.»
quelle: spiegel.de
Deswegen habe man alle genannten Details so weit wie möglich in der Ukraine verifiziert, heisst es in einem am Donnerstag dieser Woche veröffentlichten Artikel.
Bevor wir zur bisherigen Zwischenbilanz der deutschen Waffenlieferungen kommen, ist anzumerken, dass Bundeskanzler Scholz am vergangenen Mittwoch so etwas wie eine öffentliche Kehrwende vollzogen hat. Er kündigte – für viele überraschend – die Lieferung von Mehrfachraketenwerfern aus Bundeswehr-Beständen an die Ukraine an. Und auch ein modernes Flugabwehrsystem soll folgen, wenn auch später.
Aber lassen wir nun die Zahlen sprechen.
Was hat Deutschland bislang an Waffen geliefert?
Laut «Spiegel»-Recherchen, Stand 2. Juni 2022:
- 900 rückstossfreie Panzerabwehr-Handwaffen vom Typ Panzerfaust 3 der Bundeswehr, dazu 3000 Raketen.
- 500 Stinger-Flugabwehrraketen.

Soldat mit Boden-Luft-Rakete vom Typ «Stinger».Bild: Keystone
- 2053 Kurzstrecken-Boden-Luft-Raketen (Strela-2). Dabei handelt es sich um Waffen aus DDR-Produktion, die noch bei der Bundeswehr eingelagert waren.
- 50 gepanzerte Sanitätsfahrzeuge (Unimog)
- 80 gepanzerte Geländewagen
- 100 MG3-Maschinengewehre und Zubehör
- 500 Verschlüsse für das MG3 (7,62 mm)
- 500 Ersatzrohre für das MG3 (7,62 mm)
- 15 «Bunkerbrecher» (M141 SMAW-D), dazu 50 Raketen.
- 5100 Panzerabwehr-Handwaffen RGW-90. Die gleiche Waffe sei bei der Bundeswehr unter dem Namen «Matador» im Einsatz, die Ukraine habe sie beim Hersteller gekauft und ab Ende März in zwei Tranchen erhalten.
- 1000 Panzerabwehr-Richtminen (DM-12 PARM)
- 1600 Panzerabwehr-Richtminen (KN57 DM22)
- 3000 Panzerabwehr-Minen (KN55 DM31)
- 450'000 Schuss Maschinengewehr-Munition (12,7 mm)
- Ca. 10 Millionen Schuss Gewehrmunition des Kalibers 7,62 mm (früheres Nato-Kaliber und Sowjetunion)
- 1 Million Schuss Pistolenmunition (9 mm)
- Knapp 4,6 Millionen Schuss Gewehrmunition (5,56 mm, das ist das heute übliche Sturmgewehr-Kaliber)
- 100'000 Splitter-Handgranaten (DM51)
- 5000 Sprengladungen (SK DM12B1)
- 300 Sprengladungen (DM904)
- 100'000 Sprengschnüre (Kit)
- 250'000 Stück Anzündmittel
- 18 Fernzünder (MK-186)
- 14 Paletten Sanitätsmaterial und 500'000 sogenannte Ein-Mann-Packungen (Feldverpflegung)
Was soll noch von Deutschland geliefert werden?
- 30 Flugabwehrkanonenpanzer Gepard sowie rund 60'000 Schuss Munition.
- 4 Mehrfachraketenwerfer des Typs Mars II (M270) aus Beständen der Bundeswehr.
- 7 Panzerhaubitzen 2000.
- 1 Flugabwehrsystem vom Typ Iris-T. (Die Auslieferung werde sich noch mehrere Monate hinziehen und vermutlich erst im Spätherbst oder im Winter erfolgen.)
- Radargeräte des Typs Cobra. Anzahl unbekannt. Laut Bundeswehr «das weltweit leistungsfähigste Artillerieortungsradar». Hauptaufgabe sei die zielgenaue Lokalisierung gegnerischer Artillerie, Raketen- und Mörser-Stellungen.
Und die Schweiz?
Der Bundesrat hat am Freitag Entscheide zu Weitergaben von ans Ausland gelieferten Waffensystem in die Ukraine gefällt. Solche Weitergaben waren zuvor verweigert worden.
Deutschland darf nun Leopard-Kampfpanzer aus früheren Schweizer Armeebeständen an die Ukraine weitergeben. Dies hat das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) entschieden.
Abgelehnt habe die Schweiz eine Anfrage Polens. Warschau hatte sich für stillgelegte Leopard-Panzer interessiert, die noch im Besitz der Schweizer Armee sind.
Zuletzt war auch ein Gesuch von Dänemark abgelehnt worden. Kopenhagen wollte Radschützenpanzer des Typs Piranha III an die Ukraine liefern.
Quellen
Mit Material der Nachrichtenagentur Keystone-SDA
(dsc)
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Falls du Angst vor Spinnen hast, dann ist das hier auch gar keine.
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Ja, die Schweiz !
Nicht gerade eine Sternstunde der Schweiz. Es ist echt widerlich, wie sich die Schweiz hinter Paragrafen und Neutralitätsgeschwurbel versteckt. Es ist der Schweiz egal, dass in der Ukraine gerade ein Kampf der freien Demokratien der Welt gegen das ultimativ Böse stattfindet.
Der Schweiz ist es wichtig, dass unsere 85 Oligarchen weiterhin mit ihrem Vermögen in der Schweiz Wohnsitz und Bankkonto haben.
Wir sind wie üblich Kriegsgewinnler und Feiglinge.
Ironie off.
Munition für Flugabwehr darf aber nicht weitergegeben werden.
Echt beschämend.