Lehrerin 16 Jahre krankgeschrieben – Schulleiter kannte nicht einmal ihren Namen
16 Jahre lang hat eine Lehrerin in Nordrhein-Westfalen ein ärztliches Attest vorgelegt und sich krankschreiben lassen. In dieser Zeit hat sie gleichzeitig ihren vollen Lohn – zwischen 5051 und 6174 Euro – erhalten, wie deutsche Medien berichten. Der Fall wurde nun publik, da ein Gericht entscheiden musste, ob sie zum Amtsarzt muss. Diese Untersuchung hatte sie bisher verweigert.
Doch das Gericht hat nun gegen sie entschieden. Gemäss ihren Attesten litt die Frau unter psychischen Problemen, weshalb sie in der ganzen Zeit als arbeitsunfähig beurteilt wurde. Als ihr Arbeitgeber, das Land Nordrhein-Westfalen, nun nach 16 Jahren eine Untersuchung anordnete und sie zum Amtsarzt schicken wollte, reichte die Lehrerin Beschwerde ein. Bereits das Verwaltungsgericht hatte gegen sie geurteilt, weshalb sie nun vors Oberverwaltungsgericht zog. Erneut erfolglos.
Zurück an die Arbeit oder in Pension
Warum die Behörden den Fall erst jetzt untersuchen, ist unklar. Die Öffentlichkeit und Berufskolleginnen und -kollegen reagieren mit Unverständnis. «Der Rektor der Schule kann die Stelle der krankgeschriebenen Lehrerin in der Regel nicht als volle Stelle nachbesetzen. Das heisst, dass die ausgefallene Arbeit an den Kolleginnen und Kollegen hängen bleibt», sagt etwa Andreas Bartsch, Präsident des Nordrhein-Westfälischen Lehrerverbands, zur Bild. Er spricht darum auch von einem «Schlag ins Gesicht der Kolleginnen und Kollegen».
Doch nun soll ihre Dienstunfähigkeit geprüft werden. Da sie nichts falsch gemacht hat, müsste sie den Lohn nicht zurückzahlen, erklärt der Beamtenrechtler Michael Else gegenüber dem Spiegel. Wird sie als dienstfähig beurteilt, müsste sie zurück an die Arbeit. Stellt der Amtsarzt aber eine Dienstunfähigkeit fest, wird sie in den Ruhestand versetzt. Ihr Lohn wird dann eine Pension und ist somit tiefer.
Schulleiter kannte Namen nicht
Es wird vermutet, dass die Frau in all den Jahren schlicht vergessen ging. Das erklärt auch die Aussagen des Schulleiters, wie die Bild berichtet. Er kam 2015 an die Schule, als die Frau längst krankgeschrieben war. Ihren Namen habe er noch nie gehört, sagte er zum Portal.
Dennoch kommen auch Zweifel auf. Laut der «Bild» soll die Frau zwei Wohnungen in Duisburg besitzen und könnte jahrelang als Heilpraktikerin gearbeitet haben. Bestätigt sind diese Angaben jedoch nicht.
Der Fall soll nun umfassend aufgearbeitet werden. (vro)
