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Warum mussten Polizisten «wie Hunde» schlafen? Drei drängende Fragen nach den G20-Randalen

Nicht einmal eine Pritsche gab es für Hamburger Polizisten. «Wie Obdachlose mussten sie herumliegen»: Die Wutrede des Polizeigewerkschafters geht viral. 
Nicht einmal eine Pritsche gab es für Hamburger Polizisten. «Wie Obdachlose mussten sie herumliegen»: Die Wutrede des Polizeigewerkschafters geht viral. 

Warum mussten Polizisten «wie Hunde» schlafen? 3 drängende Fragen nach den G20-Randalen

10.07.2017, 04:2410.07.2017, 13:42
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Was ist mit diesen Polizisten passiert? 

Erschöpft, verletzt und traumatisiert: Viele der 20'000 Polizisten gingen bei den Krawallen in Hamburg weit über ihre Grenzen hinaus. Auf Facebook geht ein Foto viral, das das Elend der Beamten eindrücklich dokumentiert. Wie tote Fliegen liegen sie nach dem Einsatz auf dem blanken Boden. 

«Es ist skandalös, dass man diesen Polizisten, nach einem schweren Einsatz, der für sie lebensbedrohend war, nicht einmal einen vernünftigen Platz zum Regenerieren zur Verfügung stellte. Wie Obdachlose liegen sie in irgendeinem Vorraum herum», schreibt ein Polizei-Gewerkschafter. Die Behörden hatten es offensichtlich versäumt, genügend Unterkünfte für die Polizisten bereitzustellen. 

Auf Facebook ist der Beitrag über 200'000 Mal geteilt worden. «Kopfschütteln, dies treibt mir Tränen in die Augen. Aber dies habt ihr nicht verdient, wie Hunde in der Hütte euch ausruhen zu müssen», schreibt eine Userin. 

Tritt Hamburgs Bürgermeister nun zurück?

Nach den brutalen Ausschreitungen in Hamburg steht Bürgermeister Olaf Scholz heftig in der Kritik. Hat er die Gefahr unterschätzt? Am Sonntagabend trat Scholz bei der ARD-Talkshow Anne Will auf. Und blieb laut «Spiegel» dabei, es habe niemals an «Kapazitäten und Fähigkeiten» gefehlt. Man sei auf alles vorbereitet gewesen, aber mit solchen Gewaltexzessen habe man nicht rechnen können. Ein Rücktritt, wie von der Hamburger CDU gefordert, steht für ihn nicht zur Diskussion. Ob er darüber nachdenke, fragte ihn Will. «Nein, das tue ich nicht.»

Die Sendung war insgesamt alles andere als ein Erfolg. Nicht zuletzt, weil das Programm wegen einer technischen Panne über 10 Minuten unterbrochen war. 

Wie reagiert Deutschland auf die Krawalle? 

Nach den Krawallen beim G20-Gipfel in Hamburg ist in Deutschland die Forderung nach der Einführung einer europäischen Extremistendatei laut geworden. Hinter der Idee stehen Innenpolitiker sowohl von Union wie auch SPD. Damit hätten die Behörden einen besseren Überblick über Gewalttäter, sagte die Vizevorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Eva Högl. Der Unions-Innenexperte Stephan Mayer (CSU) sagte demselben Blatt: «Ich halte eine europäische Extremistendatei für Linksradikale für sehr sinnvoll und unterstützenswert.» Der Unions-Politiker sprach sich zugleich für eine Schliessung von Autonomen-Zentren in Hamburg und in Berlin aus. Diese rechtsfreien Räume dürften nicht mehr von den Behörden geduldet werden.Auch FDP-Chef Christian Lindner betonte, in den dort besetzten Gebäuden würden Gewaltexzesse vorbereitet. Die Politik der falschen Toleranz müsse beendet werden, forderte er in einem Gastbeitrag für die «Bild»-Zeitung. «Der Linksextremismus wurde zu lange verharmlost», kritisierte Lindner. Den Gewalttätern in Hamburg warf er «linken Terror gegen uns alle» vor.

(amü/sda)

Hamburg im G20-Ausnahmezustand

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Hamburg im G20-Ausnahmezustand
Eine Frau klettert auf ein Einsatzfahrzeug der Polizei und wird mit Pfefferspray behandelt.
quelle: epa/epa / ronny wittek
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126 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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stabiler
10.07.2017 08:18registriert Juni 2017
Ich frage mich einfach, wieso man so lange auf dem linken Auge blind sein konnte. Gegen rechte Idioten mit Hang zur Gewalt wird seit Jahren zurecht vorgegangen, öffentlich treten die zum Glück kaum noch je in Erscheinung - und wenn, dann höchst "angepasst".

Die Debatte um Linksextremismus wird indes häufig bis tief in die sozialdemokratische Mitte entschuldigt mit Floskeln wie: Linksextremismus richtet sich gegen Sachen, Rechtsextremismus hingegen gegen Menschen (ergo verwerflicher).

In dem Sinne müssen die 476 verletzten Polizisten wohl zur Kategorie "Sachen" gezählt werden.
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Gsnosn.
10.07.2017 07:10registriert Mai 2015
"Man sei auf alles vorbereitet gewesen, aber mit solchen Gewaltexzessen habe man nicht rechnen können"" Was nun, vorbereitet oder doch nicht?
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7immi
10.07.2017 08:25registriert April 2014
vor solchen veranstaltungen wird jeweils das sicherheitsdispositiv bestimmt, was keine einfache aufgabe ist. hat man zu wenig eingeplant ists gefährlich, wenn man zu viel will auch (sie fehlen dann andererorts).
der skandal sehe ich nicht auf seiten der polizei/politik. ich finde es erbärmlich, dass diese linksextremen vollpfosten, die in einem sicheren land leben und sämtliche grundbedürfnisse erfüllt haben unnötig den staat belasten, schwächen und unser aller sicherheit gefährden. seid demokraten, geht abstimmen und tretet allenfalls einer partei bei.diese kravalle sind niveaulos und feige.
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