Erschöpft, verletzt und traumatisiert: Viele der 20'000 Polizisten gingen bei den Krawallen in Hamburg weit über ihre Grenzen hinaus. Auf Facebook geht ein Foto viral, das das Elend der Beamten eindrücklich dokumentiert. Wie tote Fliegen liegen sie nach dem Einsatz auf dem blanken Boden.
«Es ist skandalös, dass man diesen Polizisten, nach einem schweren Einsatz, der für sie lebensbedrohend war, nicht einmal einen vernünftigen Platz zum Regenerieren zur Verfügung stellte. Wie Obdachlose liegen sie in irgendeinem Vorraum herum», schreibt ein Polizei-Gewerkschafter. Die Behörden hatten es offensichtlich versäumt, genügend Unterkünfte für die Polizisten bereitzustellen.
Auf Facebook ist der Beitrag über 200'000 Mal geteilt worden. «Kopfschütteln, dies treibt mir Tränen in die Augen. Aber dies habt ihr nicht verdient, wie Hunde in der Hütte euch ausruhen zu müssen», schreibt eine Userin.
Nach den brutalen Ausschreitungen in Hamburg steht Bürgermeister Olaf Scholz heftig in der Kritik. Hat er die Gefahr unterschätzt? Am Sonntagabend trat Scholz bei der ARD-Talkshow Anne Will auf. Und blieb laut «Spiegel» dabei, es habe niemals an «Kapazitäten und Fähigkeiten» gefehlt. Man sei auf alles vorbereitet gewesen, aber mit solchen Gewaltexzessen habe man nicht rechnen können. Ein Rücktritt, wie von der Hamburger CDU gefordert, steht für ihn nicht zur Diskussion. Ob er darüber nachdenke, fragte ihn Will. «Nein, das tue ich nicht.»
Die Sendung war insgesamt alles andere als ein Erfolg. Nicht zuletzt, weil das Programm wegen einer technischen Panne über 10 Minuten unterbrochen war.
Nach den Krawallen beim G20-Gipfel in Hamburg ist in Deutschland die Forderung nach der Einführung einer europäischen Extremistendatei laut geworden. Hinter der Idee stehen Innenpolitiker sowohl von Union wie auch SPD. Damit hätten die Behörden einen besseren Überblick über Gewalttäter, sagte die Vizevorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Eva Högl. Der Unions-Innenexperte Stephan Mayer (CSU) sagte demselben Blatt: «Ich halte eine europäische Extremistendatei für Linksradikale für sehr sinnvoll und unterstützenswert.» Der Unions-Politiker sprach sich zugleich für eine Schliessung von Autonomen-Zentren in Hamburg und in Berlin aus. Diese rechtsfreien Räume dürften nicht mehr von den Behörden geduldet werden.Auch FDP-Chef Christian Lindner betonte, in den dort besetzten Gebäuden würden Gewaltexzesse vorbereitet. Die Politik der falschen Toleranz müsse beendet werden, forderte er in einem Gastbeitrag für die «Bild»-Zeitung. «Der Linksextremismus wurde zu lange verharmlost», kritisierte Lindner. Den Gewalttätern in Hamburg warf er «linken Terror gegen uns alle» vor.
(amü/sda)