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Haft nicht angetreten: Rechtsextremistin Liebich auf der Flucht

Marla-Svenja Liebich, bekannte Rechtsextremistin, wartet vor einem Saal des Landgerichts. Anlass ist ein Berufungsverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung.
Marla-Svenja Liebich, bekannte Rechtsextremistin, wartet vor einem Saal des Landgerichts. Anlass ist ein Berufungsverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung.Bild: dpa

Haft nicht angetreten: Rechtsextremistin Liebich auf der Flucht

Im Sommer 2023 noch als Sven Liebich verurteilt, wechselte der Neonazi kurzerhand sein Geschlecht, um in ein Frauengefängnis zu kommen. Nun ist die Frist für den Haftantritt abgelaufen – und von Liebich fehlt jede Spur.
31.08.2025, 21:1931.08.2025, 21:19
Lukas Scherrer / ch media
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Am Freitag hätte Svenja Marla Liebich ihre Haft in der Justizvollzugsanstalt Chemnitz antreten müssen. Dort erschienen ist sie aber nie. Umgehend erliess die Staatsanwaltschaft Halle darum einen Vollstreckungshaftbefehl gegen Liebich, seither wird nach ihr gefahndet – bislang ohne Erfolg.

11.07.2025, Sachsen, Leipzig: Marla-Svenja Liebich, bekannte Rechtsextremistin, wartet vor einem Saal des Landgerichts. Anlass ist ein Berufungsverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung. Foto: Seb ...
Rechtsextremistin Marla-Svenja Liebich hat ihre Haft nicht angetreten.Bild: DPA

Nachdem Liebich am Freitag via Kurznachrichtendienst «X» noch angekündigt hatte, ihre Haft antreten zu wollen, folgte am Abend ein weiterer Post mit den Worten: «Das Kunststück eines Zaubertricks: Alle Augen werden auf die Kulisse gelenkt, während das Objekt im Schatten verschwindet. Niemand wusste von meinem Entschluss – kein Anwalt, keine Familie. Was folgt? Ein internationaler Haftbefehl.» Darunter ein KI-generiertes Bild, das Liebich mit der Basilius-Kathedrale in Moskau und den Worten «Liebesgrüsse aus Moskau» darstellt.

Bild
Bild: x/@MarlaSvenjaL

Ausserdem verbreitete Liebich über Telegram eine Sprachnachricht, wie die deutsche «Bild» berichtete. «Darin wird mitgeteilt, dass die Person, die die Haft antreten sollte, sich unpässlich fühlt und in ein Drittland abgesetzt hat», wie ein Polizeisprecher mitteilte.

Fall sorgte für Diskussion über neues Gesetz

Im Juli 2023 wurde Liebich – damals noch als Sven – wegen zweifacher Volksverhetzung, übler Nachrede und Beleidigung zu einer Freiheitsstrafe von insgesamt 18 Monaten unbedingt verurteilt. Im November 2024 liess Liebich, ein bekanntes Gesicht der rechtsextremen Szene in Deutschland, seinen Geschlechtseintrag von männlich auf weiblich ändern. Kurz zuvor passte die Bundesrepublik ein entsprechendes Gesetz an. Seither ist es möglich, einen solchen Eintrag ohne die Notwendigkeit von psychologischen Gutachten oder eines gerichtlichen Verfahrens durchzusetzen.

Die Änderung von Liebichs Geschlecht hat in Deutschland für rege Diskussionen um das sogenannte Selbstbestimmungsgesetz gesorgt. So wurden von Seiten der Politik etwa Forderungen nach Reformen laut, um Missbräuche zu vermeiden. Im Falle Liebich stand der Verdacht eines solchen Missbrauchs rasch im Raum. Konkret befürchtete man, dass Liebich, der seither mit Lippenstift, Ohrringen und Damenkleidern an öffentlichen Anlässen teilnahm, das neue Gesetz verhöhne und die Haftbedingungen zu seinen Gunsten beeinflusse.

Sollten die Fahnder Liebich auffinden, könne sie auf der Grundlage des Vollstreckungshaftbefehls festgenommen und in die Justizvollzugsanstalt gebracht werden, wie die Oberstaatsanwaltschaft auf Anfrage der Tageszeitung taz erklärte. Dass sich die Rechtsextremistin dem Haftantritt entzog, könne sich ausserdem auf ihre Haftbedingungen – etwa der Aufhebung einer Unterbringungen im offenen Vollzug – auswirken. (aargauerzeitung.ch)

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123 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Haarspalter
31.08.2025 22:07registriert Oktober 2020
Ich kann mich erinnern, als Kind einen ganz ähnlichen Plot aus „Lustige Taschenbücher - Gangstergeschichten aus Entenhausen“ gelesen zu haben, wo der Bösewicht auch immer in aufwendigen Kostümen untergetaucht ist - nur der Schnurrbart blieb immer derselbe.

Am Ende wurde er aber entlarvt.
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Fretless Guy
31.08.2025 22:14registriert Juli 2018
Das wäre dann wohl der Prototyp einer Verhöhnung von tatsächlichen Trans Menschen.
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So oder so
31.08.2025 22:24registriert Januar 2020
Ja Moskau ist der richtige Ort für ihn.
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