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Deutschland: CDU gewinnt in NRW, AfD dreht auf

Kommunalwahl NRW - Pressestatement CDU am 14.09.2025 im Gemeindesaal St. Lambertus in D
Die CDU war in Nordrhein-Westfalen die stärkste Kraft. Das freut den CDU-Ministerpräsidenten Hendrik Wüst.Bild: imago

CDU gewinnt in NRW, AfD dreht auf – 5 Punkte zur Wahl im wichtigen deutschen Bundesland

Die CDU gewinnt die Wahlen im bevölkerungsstärksten deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen deutlich. Auch die AfD gehört zu den Siegern, ihr gelingt ein deutlicher Sprung. Grüne und SPD verlieren Anteile.
14.09.2025, 21:3415.09.2025, 05:42
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Darum geht es

Die CDU bleibt bei der Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen klar die stärkste Kraft. Zu den Gewinnern im bevölkerungsreichsten Bundesland gehört aber auch die AfD, die ihr Ergebnis beinahe verdreifachen konnte. Damit landete sie in der bundesweit beachteten Wahl auf dem dritten Platz hinter der SPD. Die Grünen mussten erhebliche Einbussen hinnehmen.

Die Abstimmung in NRW galt als erster politischer Stimmungstest für die schwarz-rote Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz (CDU) nach der vorgezogenen Bundestagswahl im Februar.

Die Wahlergebnisse

Laut vorläufigem Landesergebnis erreichte die CDU in den Stadträten und Kreistagen 33,3 Prozent (2020: 34,3 Prozent). Die SPD kam auf 22,1 Prozent (2020: 24,3 Prozent), wie die Landeswahlleiterin im Internet mitteilte. Die AfD holte im bevölkerungsreichsten Bundesland 14,5 Prozent (2020: 5,1 Prozent), die Grünen bekamen 13,5 Prozent (2020: 20,0 Prozent). Schon bei der Bundestagswahl im Februar hatte die AfD in NRW die Grünen überholt.

Die Linke kam auf 5,6 Prozent (2020: 3,8 Prozent) und die FDP auf 3,7 Prozent (2020: 5,6 Prozent).

Die Wahlbeteiligung lag laut Landeswahlleiterin bei 56,8 Prozent und damit deutlich über der von 2020 (51,9 Prozent).

Die Reaktionen

Das Erstarken der AfD im Westen löste bei den anderen Parteien Sorge aus. NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) sagte:

«Dieses Ergebnis muss uns zu denken geben, kann uns auch nicht ruhig schlafen lassen. Selbst meine Partei nicht, die diese Wahl so klar gewonnen hat.»

Dass die AfD ihr Ergebnis im Vergleich zur vergangenen Kommunalwahl voraussichtlich beinahe verdreifacht habe, stelle alle demokratischen Parteien vor Herausforderungen. Alle müssten sich nun fragen: «Was sind die richtigen Antworten in Sachen Armutsmigration? Sind alle Teile unserer Sozialsysteme wirklich gerecht? Was ist mit Problemimmobilien?»

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CDU-Ministerpräsident Hendrik Wüst.Bild: imago

Die AfD gibt sich indes selbstbewusst nach dem starken Resultat. AfD-Landeschef Martin Vincentz erklärte:

«Die ersten Auszählungen zeigen es deutlich: NRW möchte weniger ‹Weiter so› und mehr AfD – viel mehr!»
AfD-Landeschef
Kommunalwahlkampf AfD in NRW am 05.09.2025 im Schloss Burgau in D
AfD-Landeschef Martin Vincentz.Bild: imago

Die Kommunalwahl sei mehr als eine reine Abstimmung über Bürgermeister, Stadträte und Kreistage. «Sie war eine Volksabstimmung über die Richtung unseres Landes. Und wer den Wählerwillen ignoriert, wird von den Wählern abgestraft.» Die AfD habe einen immer deutlicheren Anteil von wirklichen Stammwählern.

Die Gelsenkirchener AfD-Landtagsabgeordnete Enxhi Seli-Zacharias sagte im WDR:

«Wir haben unsere Wählerschaft zementiert. Es ist nicht mehr ein reines Frustwählen oder ein taktisches Wählen.»

SPD: Müssen aus Tief herauskommen

Enttäuscht reagierten die SPD-Vorsitzenden Bärbel Bas und Lars Klingbeil. «Es ist richtig, dass wir den Abwärtstrend nicht stoppen konnten», sagte die Duisburgerin Bas im WDR. Dennoch seien die Werte kein Desaster, wie es ihrer Partei zuvor prognostiziert wurde. «Wir müssen uns natürlich fragen, wie wir aus diesem Tief wieder rauskommen», sagte Bas. Das gute Ergebnis der AfD müsse allen demokratischen Parteien Sorge machen.

«Es ist richtig, dass wir den Abwärtstrend nicht stoppen konnten.»
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Die SPD-Vorsitzende Bärbel Bas.Bild: imago

Der Co-Vorsitzende und Vizekanzler Klingbeil sagte der Deutschen Presse-Agentur, die wirtschaftliche Lage habe die Wähler am stärksten umgetrieben. «Wir werden nicht nachlassen, wenn es um Wirtschaftswachstum und sichere Arbeitsplätze geht. Das hat für uns Priorität.»

Der SPD-Landesvorsitzende Achim Post sagte: «Die NRW SPD hat verstanden.» Ein «Weiter so» dürfe es jetzt mit der NRW-SPD nicht geben. Politik müsse so stattfinden, dass die Menschen sie verstünden: «Dass wir diskutieren, entscheiden und umsetzen, dass wir nicht uns verzetteln in irgendwelchen Nebendebatten.»

Enttäuschung bei den Grünen

Auch die NRW-Grünen reagierten enttäuscht angesichts des Absturzes ihrer Partei. «Bei der vergangenen Kommunalwahl hatten Zukunftsthemen Rückenwind, derzeit haben sie oft Gegenwind», teilten die Grünen-Landesvorsitzenden Yazgülü Zeybek und Tim Achtermeyer mit. 2020 hatten die Grünen mit 20 Prozent ihr bestes Ergebnis bei einer Kommunalwahl erzielt. Grünen-Bundeschef Felix Banaszak sieht das schwache Abschneiden bei den Kommunalwahlen als Folge einer grundsätzlichen politischen Verschiebung.

«Ökologische, progressive Politik hat es gerade schwer.»
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Grünen-Bundeschef Felix Banaszak.Bild: imago

Weshalb NRW besonders bedeutend ist

Nordrhein-Westfalen ist das bevölkerungsstärkste deutsche Bundesland und dementsprechend bedeutsam. Das zeigte sich auch im Wahlkampf: Kanzler Merz, Vizekanzler Klingbeil, Bundesarbeitsministerin Bas sowie weitere Spitzenvertreter der Bundesparteien traten in NRW mehrfach auf, was die bundespolitische Bedeutung der Kommunalwahlen unterstrich. Für Merz und Bas sowie weitere Bundespolitiker wie Bundestagsfraktionschef Jens Spahn und CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann ist NRW zudem das Heimatbundesland.

Der Ausgang der Kommunalwahlen mit dem Sieg der CDU gibt nach Einschätzung von Unions-Fraktionschef Jens Spahn der schwarz-roten Koalition im Bund Rückenwind. Das Ergebnis sei Ansporn für eine ruhige pragmatische Arbeit. Zugleich warnte Spahn:

«Der Zuwachs der extremen Rechten muss uns allen ein Weckruf sein: Armutsmigration, Sozialmissbrauch und zu oft gescheiterte Integration dürfen nicht tabuisiert werden.»
epa12096518 Christian Democrats (CDU) faction leader Jens Spahn attends a news conference before a faction meeting at the German Bundestag (Parliament) in Berlin, Germany, 13 May 2025. EPA/HANNIBAL HA ...
CDU-Fraktionschef Jens Spahn.Bild: keystone

Wahlen in den Städten

Gewählt wurden neben den Kommunalparlamenten auch Bürgermeister, Oberbürgermeister und Landräte. Viele Grossstädte wie Aachen, Bonn, Bochum, Bielefeld, Düsseldorf, Dortmund, Duisburg, Köln und Münster steuern auf Stichwahlen um die Oberbürgermeister-Posten am 28. September zu.

In der grössten NRW-Stadt Köln kommt es zu einer Stichwahl zwischen der Grünen-Landtagsvizepräsidentin Berivan Aymaz und dem SPD-Mann Torsten Burmester. In der Landeshauptstadt Düsseldorf lag Amtsinhaber Stephan Keller (CDU) vorn, muss aber in die Stichwahl gegen Clara Gerlach (Grüne).

In Bonn muss sich die grüne Oberbürgermeisterin Katja Dörner einer Stichwahl gegen den CDU-Kandidaten Guido Déus stellen, der im ersten Wahlgang die Nase vorn hatte.

In den Ruhrgebietsstädten Gelsenkirchen und Duisburg kamen AfD-Kandidaten in die Stichwahl, sie treten jeweils gegen SPD-Kandidaten an. In Hamm und Herne setzten sich die SPD-Amtsinhaber schon im ersten Wahlgang durch. In Bielefeld, Oberhausen, Bottrop und Mönchengladbach kommt es in zwei Wochen zu Stichwahlen zwischen SPD- und CDU-Kandidaten. Zwei CDU-Frauen konnten sich bei den Landratswahlen durchsetzen: Ina Laukötter gewann im Kreis Gütersloh und Bettina Warnecke im Kreis Mettmann. (sda/dpa/con)

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171 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Gefühlsschraube
14.09.2025 20:41registriert Oktober 2016
Das hat auch niemand erwartet. Etwas komischer Titel. Aber Fakt ist, das die AFD ihr Ergebnis verdreifacht hat. Wenn das schon in NRW möglich ist, dann viel Spass im Osten der Republik.
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Jaguar79
14.09.2025 20:29registriert März 2025
Warum sollte die AFD die Wahl gewinnen? Sie lagen in keiner Prognose vorne. Trotzdem sie sie die Gewinner und SPD die Verlierer.
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Füdlifingerfritz
14.09.2025 21:58registriert März 2018
Tja, die Erklärung von links für das AfD-Ergebnis wird wohl wieder sein, dass über Nacht Zigtausende Menschen zu Nazis geworden sind. In Wirklichkeit sind es Leute die vorher CDU, SPD, zum Teil sogar die Grünen gewählt haben aber halt merken mussten, dass diese Parteien gewisse Themen komplett ignorieren oder negieren. Und das lassen sich diese Menschen halt nicht mehr gefallen. Deswegen wählen sie die einzige Partei, welche dieses Thema wirklich angehen will. Und das im Wissen, dass eben diese Partei wohl wenig wirklich verbessern wird. Aber es reicht eben schon, es nicht totzuschweigen.
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