Kaum ein Mensch polarisiert derzeit wohl so stark wie Elon Musk. Vor allem seit seiner Übernahme von Twitter sorgt der Multi-Milliardär fast täglich für Aufsehen. Auf seiner Plattform provoziert Musk nicht nur mit umstrittenen Tweets, sondern auch Neuerungen auf Twitter, die nicht allen gefallen.
Anfang Woche gab es nun den nächsten Vorfall: Elon Musk legte sich mit dem britischen öffentlich-rechtlichen Sender BBC an. Der Konflikt gipfelte in gegenseitigen Anschuldigungen – so kam es dazu.
Vor einigen Tagen begann Twitter, einige Accounts von Unternehmen mit Labels zu versehen. Davon betroffen ist auch BBC: Auf dem Haupt-Profil des öffentlich-rechtlichen Senders, dem rund 2,2 Millionen Menschen folgen, prangert nun ein kleines Rednerpult. Daneben steht der Schriftzug «Government-funded Media» – also «staatsfinanziertes Medium».
Ziel dieses Labels ist es laut Twitter, «zusätzlichen Kontext für Accounts, die stark an Geopolitik und Diplomatie beteiligt sind» zu bieten. Unterschieden wird dabei zwischen «staatsnahen Medien», auf welche politischen Druck durch die Regierung ausgeübt wird, sowie «staatlich finanzierten Medien», die redaktionell unabhängig sind.
Das Verpassen des Accounts mit diesem Label stiess bei der BBC überhaupt nicht auf Anklang. Am Montag gab der britische Sender bekannt, man habe sich bei Twitter beklagt und gefordert, dieses Problem «so bald wie möglich» zu lösen. «BBC ist, und war schon immer, unabhängig», stellte das Medienunternehmen klar. Finanziert werde man nicht vom Staat, sondern von der britischen Gesellschaft.
Mit diesem Anliegen erreichte BBC dann auch Elon Musk. Dieser habe per E-Mail geantwortet und argumentiert, man suche die «maximale Genauigkeit und Transparenz». Dabei sei es entscheidend, zu zeigen, woher das Geld komme. Auch BBC solle nicht fälschlicherweise behaupten, man sei komplett jederzeit komplett unvoreingenommen. Gleichzeitig betonte Musk, er denke, BBC gehöre «zu den am wenigsten voreingenommenen».
Am Dienstagabend (Mittwochmorgen Schweizer Zeit) kam es schliesslich zur direkten Aussprache zwischen BBC und Musk. Der Milliardär erklärte auf Twitter, er habe dem Medienunternehmen angeboten, mit einem Vertreter in der Twitterzentrale in Kalifornien zu sprechen, was dieses «zu meiner Überraschung» angenommen habe.
I said BBC could come Twitter, then, to my surprise, a reporter shows up
— Elon Musk (@elonmusk) April 12, 2023
So erhielt er noch am selben Abend Besuch von James Clayton, BBC-Journalist mit Spezialgebiet Technik, der im kalifornischen San Francisco lebt. Dieser konnte, wie er später in einem Bericht schrieb, bis kurz vor Beginn des Interviews nicht ganz glauben, dass es wirklich zum Gespräch kommen würde. «Ich war mir nicht ganz sicher, ob er es ernst meinte», so Clayton. Musk meine es tatsächlich Ernst – unter der Bedingung, dass er das Interview live auf der Twitter-Audiostreamingplattform Spaces übertragen darf. Clayton willigte darauf ein.
So bekam das Live-Publikum – laut Musks Team mehr als 3 Millionen Menschen – mit, wie der Multi-Milliardär in der Label-Frage doch noch einlenkte. «Wir werden das Label in öffentlich finanziert› ändern», erklärte Musk.
Dies, obwohl der 51-Jährige zugab, ein schwieriges Verhältnis zu den Medien zu haben. Als «Hassliebe – aber vermutlich mit mehr Hass», beschrieb er dieses lachend. So würden ihn die Medien der USA und Grossbritanniens «regelmässig fertigmachen». Gleichzeitig betonte er die Wichtigkeit einer freien Presse. In gewissen Ländern sei es nicht erlaubt, dass «Medien gemeine Dinge über mächtige Menschen sagen», was nicht gut sei.
Nur harmonisch war das Gespräch zwischen Musk und Clayton allerdings nicht. Als ihn der Journalist fragte, warum Hassrede auf Twitter seit seiner Übernahme zugenommen habe, wollte Musk ein konkretes Beispiel hören. Als Clayton nicht sofort ein solches bringen konnte, sagte der Milliardär: «Du kannst mir keinen einzigen Inhalt mit Hass nennen, keinen einzigen Tweet. Gleichzeitig sagst du, Hassrede habe zugenommen. Das ist falsch, du hast gerade gelogen.»
Zudem drehte Musk im Interview teilweise den Spiess um und begann, selbst Fragen an Clayton zu stellen. Es fühlte sich teilweise so an, als wolle er mich interviewen, schrieb der Journalist später. Dabei wollte er von Clayton unter anderem wissen, was er von der angeblichen «Fehlinformation» der BBC über die Corona-Pandemie halte.
Nach dem Interview zelebrierte Musk seine Aussagen auf Twitter weiter. So teilte er den Tweet einer Userin, in welchem das Gespräch über Hassrede zu hören ist, und schrieb dazu, er «penetriert tief und hart».
Penetrating deep & hard with @BBC https://t.co/3UXiHB6DAl
— Elon Musk (@elonmusk) April 12, 2023
Clayton selbst berichtete von einem zwiespältigen Eindruck des Interviews. Einerseits schrieb er, Musk schien Spass daran zu haben, ihn unter Druck zu setzen und selbst Fragen zu stellen. Zudem habe er teilweise absurde Antworten gegeben – etwa, dass sein Hund derzeit CEO von Twitter sei. Andererseits schreibt Clayton, Musk habe ihm zu zahlreichen Themen eine Antwort gegeben und sich 90 Minuten statt die geplanten 30 Minuten Zeit genommen.
(dab)
Der Typ ist doch ein Skrull.
Ist Trump absichtlich in dieser Story?
Damit liegt er noch weiter daneben wie mit seiner Einstufung öffentlich-rechtlicher TV-Sender und Medienanstalten. Niemand ist ein Universal-Genie, aber Musk wird allmählich zum Universal-Blender mit Zusatzfunktion als Abrissbirne.