International
Digital

Twitter: Der Zoff zwischen Elon Musk und BBC in 6 Punkten

Der Zoff zwischen Elon Musk und der BBC in 6 Punkten

12.04.2023, 18:2913.04.2023, 09:04
Mehr «International»

Kaum ein Mensch polarisiert derzeit wohl so stark wie Elon Musk. Vor allem seit seiner Übernahme von Twitter sorgt der Multi-Milliardär fast täglich für Aufsehen. Auf seiner Plattform provoziert Musk nicht nur mit umstrittenen Tweets, sondern auch Neuerungen auf Twitter, die nicht allen gefallen.

FILE - Elon Musk departs the Phillip Burton Federal Building and United States Court House in San Francisco on Jan. 24, 2023. Billionaire Elon Musk has told the BBC that running Twitter has been ?quit ...
Elon Musk steht einmal mehr in den Schlagzeilen.Bild: keystone

Anfang Woche gab es nun den nächsten Vorfall: Elon Musk legte sich mit dem britischen öffentlich-rechtlichen Sender BBC an. Der Konflikt gipfelte in gegenseitigen Anschuldigungen – so kam es dazu.

Ein folgenschweres Label

Vor einigen Tagen begann Twitter, einige Accounts von Unternehmen mit Labels zu versehen. Davon betroffen ist auch BBC: Auf dem Haupt-Profil des öffentlich-rechtlichen Senders, dem rund 2,2 Millionen Menschen folgen, prangert nun ein kleines Rednerpult. Daneben steht der Schriftzug «Government-funded Media» – also «staatsfinanziertes Medium».

Dieses neue Label erregt die Gemüter.
Dieses neue Label erregt die Gemüter.screenshot: twitter/bbc

Ziel dieses Labels ist es laut Twitter, «zusätzlichen Kontext für Accounts, die stark an Geopolitik und Diplomatie beteiligt sind» zu bieten. Unterschieden wird dabei zwischen «staatsnahen Medien», auf welche politischen Druck durch die Regierung ausgeübt wird, sowie «staatlich finanzierten Medien», die redaktionell unabhängig sind.

BBC beschwert sich bei Twitter

Das Verpassen des Accounts mit diesem Label stiess bei der BBC überhaupt nicht auf Anklang. Am Montag gab der britische Sender bekannt, man habe sich bei Twitter beklagt und gefordert, dieses Problem «so bald wie möglich» zu lösen. «BBC ist, und war schon immer, unabhängig», stellte das Medienunternehmen klar. Finanziert werde man nicht vom Staat, sondern von der britischen Gesellschaft.

Die erste Antwort von Musk

Mit diesem Anliegen erreichte BBC dann auch Elon Musk. Dieser habe per E-Mail geantwortet und argumentiert, man suche die «maximale Genauigkeit und Transparenz». Dabei sei es entscheidend, zu zeigen, woher das Geld komme. Auch BBC solle nicht fälschlicherweise behaupten, man sei komplett jederzeit komplett unvoreingenommen. Gleichzeitig betonte Musk, er denke, BBC gehöre «zu den am wenigsten voreingenommenen».

Ein spontanes Interview

Am Dienstagabend (Mittwochmorgen Schweizer Zeit) kam es schliesslich zur direkten Aussprache zwischen BBC und Musk. Der Milliardär erklärte auf Twitter, er habe dem Medienunternehmen angeboten, mit einem Vertreter in der Twitterzentrale in Kalifornien zu sprechen, was dieses «zu meiner Überraschung» angenommen habe.

So erhielt er noch am selben Abend Besuch von James Clayton, BBC-Journalist mit Spezialgebiet Technik, der im kalifornischen San Francisco lebt. Dieser konnte, wie er später in einem Bericht schrieb, bis kurz vor Beginn des Interviews nicht ganz glauben, dass es wirklich zum Gespräch kommen würde. «Ich war mir nicht ganz sicher, ob er es ernst meinte», so Clayton. Musk meine es tatsächlich Ernst – unter der Bedingung, dass er das Interview live auf der Twitter-Audiostreamingplattform Spaces übertragen darf. Clayton willigte darauf ein.

Einigung in der Label-Frage

So bekam das Live-Publikum – laut Musks Team mehr als 3 Millionen Menschen – mit, wie der Multi-Milliardär in der Label-Frage doch noch einlenkte. «Wir werden das Label in öffentlich finanziert› ändern», erklärte Musk.

Musk und Clayton im Gespräch.
Musk und Clayton im Gespräch.Bild: twitter/ben_derico

Dies, obwohl der 51-Jährige zugab, ein schwieriges Verhältnis zu den Medien zu haben. Als «Hassliebe – aber vermutlich mit mehr Hass», beschrieb er dieses lachend. So würden ihn die Medien der USA und Grossbritanniens «regelmässig fertigmachen». Gleichzeitig betonte er die Wichtigkeit einer freien Presse. In gewissen Ländern sei es nicht erlaubt, dass «Medien gemeine Dinge über mächtige Menschen sagen», was nicht gut sei.

Musk dreht den Spiess um

Nur harmonisch war das Gespräch zwischen Musk und Clayton allerdings nicht. Als ihn der Journalist fragte, warum Hassrede auf Twitter seit seiner Übernahme zugenommen habe, wollte Musk ein konkretes Beispiel hören. Als Clayton nicht sofort ein solches bringen konnte, sagte der Milliardär: «Du kannst mir keinen einzigen Inhalt mit Hass nennen, keinen einzigen Tweet. Gleichzeitig sagst du, Hassrede habe zugenommen. Das ist falsch, du hast gerade gelogen.»

Zudem drehte Musk im Interview teilweise den Spiess um und begann, selbst Fragen an Clayton zu stellen. Es fühlte sich teilweise so an, als wolle er mich interviewen, schrieb der Journalist später. Dabei wollte er von Clayton unter anderem wissen, was er von der angeblichen «Fehlinformation» der BBC über die Corona-Pandemie halte.

Nach dem Interview zelebrierte Musk seine Aussagen auf Twitter weiter. So teilte er den Tweet einer Userin, in welchem das Gespräch über Hassrede zu hören ist, und schrieb dazu, er «penetriert tief und hart».

Clayton selbst berichtete von einem zwiespältigen Eindruck des Interviews. Einerseits schrieb er, Musk schien Spass daran zu haben, ihn unter Druck zu setzen und selbst Fragen zu stellen. Zudem habe er teilweise absurde Antworten gegeben – etwa, dass sein Hund derzeit CEO von Twitter sei. Andererseits schreibt Clayton, Musk habe ihm zu zahlreichen Themen eine Antwort gegeben und sich 90 Minuten statt die geplanten 30 Minuten Zeit genommen.

(dab)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
38 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Unicron
12.04.2023 19:36registriert November 2016
Können wir bitte den Pre-Covid Elon zurück halten?
Der Typ ist doch ein Skrull.
6034
Melden
Zum Kommentar
avatar
TheRabbit
12.04.2023 20:07registriert Mai 2014
Anfang Woche gab es nun den nächsten Vorfall: Donald Trump legte sich mit dem britischen öffentlich-rechtlichen Sender BBC an. Der Konflikt gipfelte in gegenseitigen Anschuldigungen – so kam es dazu

Ist Trump absichtlich in dieser Story?
237
Melden
Zum Kommentar
avatar
Magnum
12.04.2023 19:53registriert Februar 2015
Nur schon die Entsperrung vom Account von Andrew Anglin, berüchtigter Neonazi und Gründer vom Daily Stormer, hätte als Beispiel für mehr Hate Speech in Folge von Musks verfehlter Konzeption von Free Speech ohne jede Einschränkung ausgereicht. Und nun meint Musk, dass ihm in dieser Hinsicht nichts vorzuwerfen sein.

Damit liegt er noch weiter daneben wie mit seiner Einstufung öffentlich-rechtlicher TV-Sender und Medienanstalten. Niemand ist ein Universal-Genie, aber Musk wird allmählich zum Universal-Blender mit Zusatzfunktion als Abrissbirne.
2413
Melden
Zum Kommentar
38
    100 Tage (erneut) mit Trump waren super*, wie diese 21+ Karikaturen beweisen
    *Kann Spuren von Ironie enthalten. Das aktuelle Weltgeschehen im Spiegel der Karikaturistinnen und Karikaturisten.

    Wichtig, geschätzte watson-Userin, geschätzter -User: In diesem «Tweeticle» werden keine Tweets geladen. Darum kannst du (hoffentlich munter) drauflos scrollen und die Bluesky-Inhalte ohne unseren IT-Support geniessen. 😉

    Zur Story