Nachdem das US-Magazin «The Atlantic» am Montag einen Chat-Verlauf veröffentlicht hatte, der suggerierte, dass ranghohe US-Regierungsmitglieder nicht nur eine Attacke im Jemen in einem Signal-Chat geplant, sondern dabei auch noch – vermutlich versehentlich – einen Journalisten hatten mitlesen lassen, dachten die Beteiligten wohl, sie könnten sich rausreden.
Nach den Leaks vom Mittwoch dürfte das schwieriger werden. Das sind ihre ersten Reaktionen, Ausreden, Gegenangriffe.
Das Weisse Haus sieht auch nach Veröffentlichungen neuer Teile aus dem geheimen Gruppenchat über die App Signal keinen Grund zum Handeln. Auf die Frage nach möglichen personellen Konsequenzen sagte die Sprecherin des Weissen Hauses, Karoline Leavitt, Präsident Donald Trump habe weiter Vertrauen in sein Nationales Sicherheitsteam. Die Position von Trump sei unverändert.
Trump hatte sich am Vortag zufrieden mit den bisherigen Erklärungen seiner Kabinettsmitglieder zu dem Vorgang geäussert. Leavitt bestritt, dass in dem Chat über einen bevorstehenden Angriff auf die Huthi-Miliz im Jemen Kriegspläne diskutiert worden seien. «Es gab kein klassifiziertes Material», sagte sie.
Auf X schrieb Leavitt zu den neuen Enthüllungen, etwas weniger diplomatisch:
Das US-Magazin «The Atlantic» hatte am Dienstag «Kriegspläne» im Titel stehen, als es die Story veröffentlichte. Am Mittwoch passte es das Wording dann zu «Angriffspläne» an – für die Trump-Regierung ein gefundenes Fressen. Neben Leavitt wies auch der Verteidigungsminister Pete Hegseth in seiner Stellungnahme am Mittwoch darauf hin (siehe unten).
Als der nationale Sicherheitsberater Michael Waltz in einem Interview mit Fox News am Mittwoch gefragt wurde, welcher Mitarbeiter dafür verantwortlich sei, dass Jeff Goldberg, der Chefredaktor von «The Atlantic», zur Signal-Gruppe hinzugefügt wurde, sagte er:
Wie Goldberg im Chat gelandet sei, könne er sich nicht erklären, sagte Waltz weiter und gab dann dem Journalisten selbst die Schuld, den er an anderer Stelle ausserdem als «Abschaum eines Journalisten» bezeichnete:
«Es ist peinlich, ja», sagte Waltz und versprach, der Sache auf den Grund zu gehen. Er berate sich diesbezüglich mit Elon Musk.
US-Verteidigungsminister Pete Hegseth hat die neuen Enthüllungen rund um einen brisanten Geheimchat der Regierung als belanglos abgetan. Hegseth argumentierte vor Reportern am Mittwoch, er habe keinerlei «Kriegspläne» verbreitet. Die nun veröffentlichten Inhalte des Chats sähen nicht wie Kriegspläne aus, sagte der 44-Jährige.
Pete Hegseth: "Nobody is texting war plans. Well I noticed this morning, out came something that doesn't look like war plans. And as a matter of fact, they even changed the title to 'attack plans,' because they know it's not war plans." pic.twitter.com/sJY3ZkIGsW
— Aaron Rupar (@atrupar) March 26, 2025
Er habe lediglich das Regierungsteam in Echtzeit informiert und auf dem Laufenden gehalten, sagte Hegseth, das sei sein Job.
Gegenüber dem demokratischen Abgeordneten Jim Himes sagte die Geheimdienstkoordinatorin Tulsi Gabbard bei einer Befragung am Mittwoch:
Gabbard: "My answer yesterday was based on my recollection or the lack thereof of the details that were posted there. What was shared today reflects the fact that I was not directly involved with that part of the Signal chat."
— Aaron Rupar (@atrupar) March 26, 2025
(Note that Jim Himes isn't buying it.) pic.twitter.com/588laIo49x
Je mehr Himes konfrontativ nachfragte, desto mehr schien Gabbard sich in ihren Antworten zu verheddern.
Gabbard: "The release of the screenshots that came from that chat group today were a refresher on what happened." pic.twitter.com/xTtPlmTuLU
— Aaron Rupar (@atrupar) March 26, 2025
Auch gegenüber dem demokratischen Abgeordneten Jason Crow musste sich Gabbard am Mittwoch verantworten, zusammen mit dem CIA-Chef John Ratcliffe. Crow ging dabei hart mit der Trump-Regierung ins Gericht:
An diesem Punkt entschied sich Fox News, das den Auftritt live übertrug, zurück ins Studio zu wechseln. Auf MSNBC wurde Crows ganzes Statement übertragen. Er fuhr fort:
Fox News cut away from the hearing just before Crow called for Hegseth's resignation pic.twitter.com/TRrbaiRMJp
— Aaron Rupar (@atrupar) March 26, 2025
Vonseiten der Demokraten hat der Vorfall Kritik und Spott ausgelöst. Mark Warner, der stellvertretende Vorsitzende des Geheimdienstausschusses des Senats, sagte am Dienstag, der Vorfall sei «ein weiteres Beispiel für die Art von schlampigem, nachlässigem und inkompetentem Verhalten, insbesondere im Hinblick auf geheime Informationen».
The Trump administration plays fast and loose with our most sensitive data. It’s a pattern of sloppy, careless incompetence that they bring to every aspect of governing.
— Mark Warner (@MarkWarner) March 26, 2025
Und dann würden sie auch noch lügen und versuchen, die Amerikaner mit ihren Aussagen hinters Licht zu führen, während sie vom Kongress zum Signal-Skandal befragt würden.
Members of the Trump administration lied when testifying before Congress about the Signal chat. First, they blast out our most sensitive national security data. Then they try and pull the wool over the eyes of Americans about it.
— Mark Warner (@MarkWarner) March 26, 2025
Chuck Schumer, der Minderheitsführer im US-Senat, bezeichnete den Vorfall laut dem britischen «Guardian» am Montag «als eine der verblüffendsten Verletzungen des militärischen Geheimdienstes», von denen er seit langem gelesen habe.
Und Chris Coons, Senator von Delaware, sagte laut dem «Guardian», jeder Beamte dieser Chat-Gruppe habe «ein Verbrechen begangen – wenn auch versehentlich».
(rbu/sda/lyn)