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Nach Chat-Leaks: Das sind die ersten Reaktionen der Trump-Regierung

Nach Chat-Leaks: Das sind die ersten Verleugnungen und Verhaspler der Trump-Regierung

26.03.2025, 21:4227.03.2025, 08:43
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Nachdem das US-Magazin «The Atlantic» am Montag einen Chat-Verlauf veröffentlicht hatte, der suggerierte, dass ranghohe US-Regierungsmitglieder nicht nur eine Attacke im Jemen in einem Signal-Chat geplant, sondern dabei auch noch – vermutlich versehentlich – einen Journalisten hatten mitlesen lassen, dachten die Beteiligten wohl, sie könnten sich rausreden.

Nach den Leaks vom Mittwoch dürfte das schwieriger werden. Das sind ihre ersten Reaktionen, Ausreden, Gegenangriffe.

Karoline Leavitt

Das Weisse Haus sieht auch nach Veröffentlichungen neuer Teile aus dem geheimen Gruppenchat über die App Signal keinen Grund zum Handeln. Auf die Frage nach möglichen personellen Konsequenzen sagte die Sprecherin des Weissen Hauses, Karoline Leavitt, Präsident Donald Trump habe weiter Vertrauen in sein Nationales Sicherheitsteam. Die Position von Trump sei unverändert.

White House press secretary Karoline Leavitt speaks during a briefing at the White House, Wednesday, March 26, 2025, in Washington. (AP Photo/Mark Schiefelbein)
Karoline Leavitt
Karoline Leavitt wurde in der Pressekonferenz fast nur nach der Chat-Affäre gefragt. Bild: keystone

Trump hatte sich am Vortag zufrieden mit den bisherigen Erklärungen seiner Kabinettsmitglieder zu dem Vorgang geäussert. Leavitt bestritt, dass in dem Chat über einen bevorstehenden Angriff auf die Huthi-Miliz im Jemen Kriegspläne diskutiert worden seien. «Es gab kein klassifiziertes Material», sagte sie.

Auf X schrieb Leavitt zu den neuen Enthüllungen, etwas weniger diplomatisch:

«The Atlantic hat eingeräumt: Dies waren KEINE ‹Kriegspläne›. Die gesamte Geschichte war ein weiterer Schwindel, verfasst von einem Trump-Hasser, der für seine sensationslüsterne Darstellung bekannt ist.»
X Post
Bild: Screenshot X

Das US-Magazin «The Atlantic» hatte am Dienstag «Kriegspläne» im Titel stehen, als es die Story veröffentlichte. Am Mittwoch passte es das Wording dann zu «Angriffspläne» an – für die Trump-Regierung ein gefundenes Fressen. Neben Leavitt wies auch der Verteidigungsminister Pete Hegseth in seiner Stellungnahme am Mittwoch darauf hin (siehe unten).

Michael Waltz

Als der nationale Sicherheitsberater Michael Waltz in einem Interview mit Fox News am Mittwoch gefragt wurde, welcher Mitarbeiter dafür verantwortlich sei, dass Jeff Goldberg, der Chefredaktor von «The Atlantic», zur Signal-Gruppe hinzugefügt wurde, sagte er:

«Ein Mitarbeiter war nicht verantwortlich. Ich übernehme die volle Verantwortung. Ich habe die Gruppe aufgebaut. Meine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass alles koordiniert wird.»

Wie Goldberg im Chat gelandet sei, könne er sich nicht erklären, sagte Waltz weiter und gab dann dem Journalisten selbst die Schuld, den er an anderer Stelle ausserdem als «Abschaum eines Journalisten» bezeichnete:

«Haben Sie jemals den Kontakt von jemandem gehabt, der seinen Namen anzeigt, und dann haben Sie dort die Nummer von jemand anderem? […] Natürlich habe ich diesen ‹Loser› nicht in der Gruppe gesehen. Es sah aus wie jemand anderes. Wir versuchen herauszufinden, ob er das absichtlich gemacht hat oder ob es auf eine andere technische Weise passiert ist.»

«Es ist peinlich, ja», sagte Waltz und versprach, der Sache auf den Grund zu gehen. Er berate sich diesbezüglich mit Elon Musk.

Pete Hegseth

US-Verteidigungsminister Pete Hegseth hat die neuen Enthüllungen rund um einen brisanten Geheimchat der Regierung als belanglos abgetan. Hegseth argumentierte vor Reportern am Mittwoch, er habe keinerlei «Kriegspläne» verbreitet. Die nun veröffentlichten Inhalte des Chats sähen nicht wie Kriegspläne aus, sagte der 44-Jährige.

«Niemand hat Kriegspläne per Textnachricht verschickt. Was heute Morgen veröffentlicht wurde, ist etwas, das nicht wie Kriegspläne aussieht. Und tatsächlich haben sie [The Atlantic] sogar den Titel in ‹Angriffspläne› geändert, weil sie wissen, dass es keine Kriegspläne sind. Es gibt keine Einheiten, keine Standorte, keine Routen, keine Flugwege, keine Quellen, keine Methoden, keine geheimen Informationen. Wissen Sie, wer Kriegspläne sieht? Ich sehe sie. Jeden einzelnen Tag. Ich habe mir heute Morgen welche angeschaut. Ich habe mir heute Morgen auch Angriffspläne angeschaut.»

Er habe lediglich das Regierungsteam in Echtzeit informiert und auf dem Laufenden gehalten, sagte Hegseth, das sei sein Job.

Tulsi Gabbard

Gegenüber dem demokratischen Abgeordneten Jim Himes sagte die Geheimdienstkoordinatorin Tulsi Gabbard bei einer Befragung am Mittwoch:

«Meine gestrige Antwort basierte auf meinen Erinnerungen oder fehlenden Erinnerungen der Details, die dort [im Signal-Chat] gepostet wurden. Was heute geteilt wurde, reflektiert die Tatsache, dass ich nicht direkt involviert war in diesen Teil des Signal-Chats.»

Je mehr Himes konfrontativ nachfragte, desto mehr schien Gabbard sich in ihren Antworten zu verheddern.

Jason Crow

Auch gegenüber dem demokratischen Abgeordneten Jason Crow musste sich Gabbard am Mittwoch verantworten, zusammen mit dem CIA-Chef John Ratcliffe. Crow ging dabei hart mit der Trump-Regierung ins Gericht:

«Verantwortung steht im Zentrum von Leadership. Man übernimmt Verantwortung, wenn etwas schiefläuft. Man gibt Fehler zu. Man setzt den Massstab von ganz oben. Es ist für mich völlig empörend, dass Regierungsbeamte heute ohne jegliche Konsequenzen vor uns erscheinen. Keine Übernahme von Verantwortung. Eine Ausrede folgt der nächsten. [...] Das ist empörend und ein Führungsversagen, und genau deshalb […]»

An diesem Punkt entschied sich Fox News, das den Auftritt live übertrug, zurück ins Studio zu wechseln. Auf MSNBC wurde Crows ganzes Statement übertragen. Er fuhr fort:

«Das ist empörend und ein Führungsversagen, und genau deshalb muss Secretary Hegseth – der zweifellos über diese Kommunikationskette geheime, sensible Einsatzinformationen weitergeleitet hat – unverzüglich zurücktreten.»

Mark Warner

Vonseiten der Demokraten hat der Vorfall Kritik und Spott ausgelöst. Mark Warner, der stellvertretende Vorsitzende des Geheimdienstausschusses des Senats, sagte am Dienstag, der Vorfall sei «ein weiteres Beispiel für die Art von schlampigem, nachlässigem und inkompetentem Verhalten, insbesondere im Hinblick auf geheime Informationen».

Und dann würden sie auch noch lügen und versuchen, die Amerikaner mit ihren Aussagen hinters Licht zu führen, während sie vom Kongress zum Signal-Skandal befragt würden.

Chuck Schumer

Chuck Schumer, der Minderheitsführer im US-Senat, bezeichnete den Vorfall laut dem britischen «Guardian» am Montag «als eine der verblüffendsten Verletzungen des militärischen Geheimdienstes», von denen er seit langem gelesen habe.

Chris Coons

Und Chris Coons, Senator von Delaware, sagte laut dem «Guardian», jeder Beamte dieser Chat-Gruppe habe «ein Verbrechen begangen – wenn auch versehentlich».

(rbu/sda/lyn)

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18 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Der Kerl da
26.03.2025 22:06registriert August 2018
Hat Pete Hegseth da etwa gerade gesagt, er habe am Morgen Kriegspläne gesehen? Wo will die USA denn Krieg spielen? Oder hat im Putin seine Pläne gezeigt? Bin sicher, dass das ein dummer Vergleich war, wenn nicht, wäre das gleich der nächste Verstoss gegen die Geheimhaltung. 😄
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1nestadler
26.03.2025 22:37registriert März 2020
Nieman hat die Absicht, eine Mauer zu bauen!
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Walter Sahli
26.03.2025 23:34registriert März 2014
Die Reps werden morgen wahrscheinlich beschliessen, dass der Tag, an dem die da gechattet haben, in der Zukunft liegt und von dem her noch überhaupt nichts passiert ist.
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