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Nach Tod von Streamer: Frankreich will Plattform «Kick» verklagen

Nach Tod von Live-Streamer: Frankreich knöpft sich Streaming-Plattform Kick vor

Die französische Justiz geht wegen des Todes von Streamer Raphaël Graven gegen die australische Live-Streaming-Plattform vor. Diese verspricht mit den Behörden zu kooperieren.
27.08.2025, 07:5427.08.2025, 08:54
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Frankreich will Kick verklagen, weil die Plattform nach Ansicht der Ermittler «nicht alles Mögliche getan hat, um die Verbreitung gefährlicher Inhalte zu verhindern». Damit sei ein Gesetz von 2004 zur Regulierung von Online-Inhalten verletzt worden, erklärte die französische Digitalministerin Clara Chappaz am Dienstag.

jean pormanove
Der französische Streamer Raphaël Graven verstarb während eines tagelangen Livestreams.Bild: jean pormanove

Die französische Staatsanwaltschaft teilte am selben Tag zudem mit, sie habe Ermittlungen gegen die Plattform eingeleitet. Es solle geprüft werden, ob Kick «wissentlich Videos vorsätzlicher Angriffe auf die persönliche Integrität» ausgestrahlt habe, sagte die Pariser Staatsanwältin Laure Beccuau.

Ermittler sollen zudem untersuchen, ob Kick sich an die Richtlinien des Gesetzes für digitale Dienste (Digital Services Act – DSA) der Europäischen Union hinsichtlich der Moderation von Online-Inhalten hält. Bei Missachtung drohen bis zu zehn Jahre Haft und eine Geldstrafe in Höhe von einer Million Euro.

«Wir verpflichten uns, vollständig mit den zuständigen Behörden bei allen laufenden Ermittlungen zusammenzuarbeiten.»
Mitteilung von Kick

Kick ist bekannt dafür, Inhalte weniger strikt zu regulieren wie Mitbewerber wie beispielsweise die für Gaming-Inhalte bekannte Plattform Twitch. Dadurch hat sich die Seite zu einem Hotspot für Darstellungen von Gewalt und anderen fragwürdigen Inhalten entwickelt.

Nach Dauer-Live-Stream gestorben

Für besondere Aufmerksamkeit im Zusammenhang mit Kick sorgte in Frankreich der kürzliche Tod des Streamers Raphaël Graven. Er verstarb während eines zwölftägigen Dauer-Livestreams vor laufender Kamera. Der 46-Jährige wurde unter seinem Pseudonym «Jean Pormanove» durch Gaming-Streams, später aber vor allem durch die Teilnahme an extremen Challenges bekannt. Er liess sich auf Kick vor laufender Kamera misshandeln und erniedrigen. Ob dies im späteren Verlauf seiner Streaming-Karriere noch freiwillig geschah, ist fraglich.

Kick gab in einer Stellungnahme auf X an, dass das Unternehmen mit den französischen Ermittlern kooperieren werde. «Wir prüfen diesen Fall derzeit, unter anderem zusammen mit unseren Rechtsberatern», hiess es.

Und weiter: «Unsere Priorität besteht darin, die Urheber zu schützen und eine sicherere Umgebung auf Kick zu gewährleisten». Alle Co-Streamer, die an Pormanoves Livestream teilgenommen hatten, seien bis zum Abschluss der Ermittlungen gesperrt worden.

Kick ist eine 2022 gegründete Live-Streaming-Plattform aus Melbourne in Australien, die als Konkurrenz zu Twitch auftritt. Sie lockt bekannte Streamer mit lukrativen Verträgen und wirbt mit deutlich höheren Einnahmeanteilen für Content-Ersteller, steht jedoch wegen ihrer Nähe zu Glücksspielanbietern und laxen Moderationsregeln in der Kritik.

(con/sda)

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