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Warum die ehemalige Epstein-Freundin Ghislaine Maxwell auspacken könnte

Ghislaine Maxwell trial evidence Epstein appears with his arm around Ghislaine as he takes a phone call in this evidence photo - The prosecution in Maxwell s sex trafficking trial has submitted dozens ...
Jeffrey Epstein und Ghislaine Maxwell waren lange Jahre unzertrennlich, zuerst als Liebespaar, dann als Geschäftspartner. Dieses Foto stammt aus dem Jahr 2005.Bild: IMAGO / Capital Pictures

Warum die ehemalige Epstein-Freundin Ghislaine Maxwell nun auspacken könnte

Das Justizministerium von Präsident Donald Trump sucht das Gespräch mit einer engen Vertrauten von Jeffrey Epstein. Will sich Ghislaine Maxwell nachträglich aus der Verantwortung stehlen?
23.07.2025, 21:4523.07.2025, 21:45
Renzo Ruf / ch media
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Ihr Name fällt immer wieder, wenn die Rede auf Jeffrey Epstein kommt: Ghislaine Maxwell, langjährige Lebens- und Geschäftspartnerin des 2019 verstorbenen Vermögensverwalters. Über die Sexualverbrechen, die Epstein zur Last gelegt wurden, hat Maxwell aber nie öffentlich gesprochen.

Das soll sich nun ändern, wie am Dienstag der stellvertretende Justizminister Todd Blanche auf dem Internet-Dienst X bekannt gab. Sein Ministerium, das zur Regierung von Präsident Donald Trump gehört, habe Kontakt mit Maxwell aufgenommen, um direkt mit der heute 63-Jährigen zu reden. Blanche schrieb: «Erstmals» wende sich das Department of Justice an Maxwell, um ihr die Frage zu stellen: «Was wissen Sie?»

Maxwell-Anwalt ist Trump «dankbar»

Dieses Gespräch muss wohl in Tallahassee stattfinden. Denn seit drei Jahren sitzt Maxwell in der Hauptstadt von Florida in einem Bundesgefängnis, als Häftling mit der Nummer 02879-509. Kurz vor Jahresende 2021 war sie von zwölf Geschworenen an einem New Yorker Bundesgericht für schuldig befunden worden, Epstein als Zuhälterin von Kindern gedient zu haben, die dieser dann sexuell missbraucht habe. Dafür erhielt sie eine Gefängnisstrafe von 20 Jahren.

Maxwell kämpft seither gegen diese Verurteilung. Sie bezeichnet ihren Prozess als «unfair», und hofft aktuell auf eine Intervention des Supreme Court. Das neuerliche Interesse des Justizministeriums scheint Maxwell nun gelegen zu kommen. Ihr Anwalt David Oscar Markus jedenfalls schrieb auf X: «Wir sind Präsident Trump dankbar für sein Engagement, in diesem Fall die Wahrheit aufzudecken.»

Das ist eine seltsame Formulierung, passt aber zur Aussage von Todd Blanche. (Markus und Blanche sind befreundet.) Eigentlich ist spätestens seit der Anklage gegen Epstein (2019) und dem Prozess gegen Maxwell (2021) hinreichend bekannt, was die Tochter des verstorbenen britischen Medienbarons Robert Maxwell weiss: Sehr viel. Ghislaine und Jeffrey waren lange Jahre unzertrennlich, zuerst als Liebespaar, dann als Geschäftspartner.

Die Journalistin Julie Brown formulierte es in ihrem Buch «Perversion of Justice» folgendermassen: «Freunde sagten, Maxwell habe Epstein verehrt, der ihr finanzielle Sicherheit gewährte.» Maxwell wiederum habe Epstein «Connections» verschafft, zu den Reichen und Schönen dieser Welt. Sie war in England aufgewachsen und galt in London als Salonlöwin, bevor sie zu Beginn der Neunzigerjahren nach New York zog.

In ihrem Prozess verzichtete Maxwell aber darauf, auszusagen. Auch bezeichnete sie sich unschuldig im Sinne der Anklage. Eine Kooperation mit dem Justizministerium lehnte sie 2021 und 2022 ab.

Ihre Opfer befürchten nun, dass Ghislaine Maxwell nachträglich versuchen werde, sich aus der Verantwortung zu stehlen und eine niedrigere Gefängnisstrafe auszuhandeln. «Es wäre ein schrecklicher Schlag für alle Frauen, denen sie Schaden zugefügt hat», sagte Annie Farner der «New York Times». Farner hatte während des Prozesses gegen Maxwell vor Gericht gegen die Angeklagte ausgesagt.

Trump lenkt ab und beschimpft Obama

Trump scheint das Spektakel über eine allfällige erneute Einvernahme Ghislaine Maxwells willkommen zu sein. Er versucht seit Tagen, von seiner langjährigen Freundschaft mit Jeffrey Epstein abzulenken – nachdem seine Gefolgsleute zuletzt wütend über die mangelnden Transparenz-Bemühungen seiner Regierung waren.

Stattdessen drischt der Präsident nun wieder auf seinen politischen Lieblingsgegner ein, den Ex-Präsidenten Barack Obama. Zuletzt bezichtigte Trump den Demokraten des Landesverrats, und zwar im Zusammenhang mit der Präsidentenwahl 2016. Ein Sprecher von Obama wies diese Unterstellung scharf zurück: «Diese bizarren Vorwürfe sind lächerlich.» (aargauerzeitung.ch)

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quelle: instagram/ginamarie_xxo
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75 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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dmark
23.07.2025 22:16registriert Juli 2016
Die Vermutung liegt doch sehr nahe, dass Maxwell eine Aussage machen wird, welche Trump entlastet.
Und danach bekommt sie von ihm eine Begnadigung und wird auf freien Fuss gesetzt.

Dieser Termin dürfte die erste Trainingsstunde werden...
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TheLaenz
23.07.2025 21:54registriert März 2014
Ich tippe auf Begnadigung fürs Decken.
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Walter Sahli
23.07.2025 21:54registriert März 2014
Jede Wette, Maxwell wird behaupten, es gebe keine Kundenliste.
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