Diesen Skandal wird Donald Trump einfach nicht los. Seit einer Woche dreht sich in den USA alles um den Fall Jeffrey Epstein. Der Präsident hatte in der Vergangenheit Kontakt zum verurteilten Sexualstraftäter, bestreitet aber jede Nähe. Doch viele seiner Anhänger glauben an eine Verschwörung: Sie sind überzeugt, dass es eine geheime Liste mit Namen prominenter Epstein-Kontakte gibt – und fordern, dass alle Ermittlungsakten endlich veröffentlicht werden. Anders als bei früheren Skandalen lassen sie sich selbst von Trump persönlich nicht umstimmen.
Das zeigt sich sogar auf Trumps eigener Social-Media-App Truth Social. Die «Wahrheit» (so werden Beiträge auf der App offiziell genannt, anstelle von Tweets) mit dem Hashtag #EpsteinsKlientenListe ist derzeit mit über 10'600 Beiträgen eines der meistgesuchten Stichwörter. Noch vor dem üblichen Lieblingsbegriff #Trump.
Trump und sein innerer Zirkel tun deshalb alles, um seine Anhänger vom leidigen Thema abzulenken. Er selbst behauptet nun etwa, sein ursprünglicher Vorgänger Barack Obama habe den ganzen Epstein-Skandal erfunden. Dieser gehöre verhaftet.
Diese Forderung wird nun ausgerechnet von Trumps Geheimdienstchefin Tulsi Gabbard unterstützt, die während Obamas Amtszeit von 2013 bis 2016 selbst Vizepräsidentin der Demokratischen Partei war – und erst kürzlich den Republikanern beitrat. Gabbard veröffentlichte am Wochenende eine Reihe von neuen Beweisen, die belegen sollen, dass Obama auch in den Wahlkampf 2016 eingegriffen habe, um Trump politisch zu schaden. «Ich werde alle Dokumente dem Justizdepartement übergeben, damit alle Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden», schrieb Gabbard in einem gerade erst veröffentlichten Statement.
Der US-Präsident veröffentlichte auch ein KI-generiertes Drohvideo an die Adresse von Barack Obama, in dem der ehemalige Präsident im Weissen Haus verhaftet wird und danach in oranger Häftlingsmontur im Gefängnis sitzt.
Donald J. Trump Truth Social 07.20.25 06:47 PM EST pic.twitter.com/Xf5LYzkZiI
— Fan Donald J. Trump Posts From Truth Social (@TrumpDailyPosts) July 20, 2025
Angriffe auf die bei den Republikanern verhassten Obamas und Clintons sind schon seit vielen Jahren genutzte Praktiken rechter US-Politiker, die mittlerweile allerdings kaum noch funktionieren. Trump griff deshalb – unterstützt von Geheimdienstchefin Tulsi Gabbard – zu einem weiteren Ablenkungstrick.
Statt der Epstein-Akten veröffentlichten seine Geheimdienste am Montagabend 6000 Dokumente mit über 230'000 Einzelseiten zum Mord am schwarzen Bürgerrechtler Martin Luther King. Der Pastor gilt in den USA als Volksheld und wird nicht nur von der progressiven Bewegung gefeiert. Um das Attentat auf ihn im Jahr 1968 ranken sich zahlreiche Mythen. Anhänger von Verschwörungstheorien behaupten, der Geheimdienst habe seine Hand bei der Ermordung des unbequemen Aktivisten im Spiel gehabt. In den neu veröffentlichten Akten könnte deshalb Brisantes stecken.
Zum jetzigen Stand sieht es allerdings nicht so aus, als würde das reichen, um den Epstein-Skandal aus dem öffentlichen Bewusstsein zu tilgen. Das «Wall Street Journal» hält bisher trotz Klage an seiner Veröffentlichung fest, dass Trump 2003 seinem «alten Freund» Epstein einen Brief mit der Zeichnung einer nackten Frau geschickt haben soll. Und die «New York Times» enthüllte, dass Trump für sich und Epstein persönlich in seinem Anwesen eine Party mit Models organisiert habe. Die beiden sollen die einzigen männlichen Teilnehmer gewesen sein.