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Wie Trump versucht, vom Epstein-Skandal abzulenken

Partybilder werden zum Problem: Die Trumps im Jahr 2000 mit Sexualstraftäter Jeffrey Epstein und seiner Komplizin Ghislaine Maxwell.
Partybilder werden zum Problem: Die Trumps im Jahr 2000 mit Sexualstraftäter Jeffrey Epstein und seiner Komplizin Ghislaine Maxwell.Bild: Davidoff Studios Photography / Getty

«Verhaftet Obama»: Wie Trump versucht, vom Epstein-Skandal abzulenken

Der US-Präsident steht wegen seiner Beziehungen zum Sexualstraftäter Jeffrey Epstein massiv unter Druck – und probiert gerade alles, um die Affäre aus den Schlagzeilen zu verdrängen.
22.07.2025, 20:4622.07.2025, 20:46
Simon Maurer / Ch media
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Diesen Skandal wird Donald Trump einfach nicht los. Seit einer Woche dreht sich in den USA alles um den Fall Jeffrey Epstein. Der Präsident hatte in der Vergangenheit Kontakt zum verurteilten Sexualstraftäter, bestreitet aber jede Nähe. Doch viele seiner Anhänger glauben an eine Verschwörung: Sie sind überzeugt, dass es eine geheime Liste mit Namen prominenter Epstein-Kontakte gibt – und fordern, dass alle Ermittlungsakten endlich veröffentlicht werden. Anders als bei früheren Skandalen lassen sie sich selbst von Trump persönlich nicht umstimmen.

screenshot truth social trump
Donald Trump will seinen Vorgänger Obama verhaftet sehen, wie er mit diesem Post andeutet.Bild: screenshot

Das zeigt sich sogar auf Trumps eigener Social-Media-App Truth Social. Die «Wahrheit» (so werden Beiträge auf der App offiziell genannt, anstelle von Tweets) mit dem Hashtag #EpsteinsKlientenListe ist derzeit mit über 10'600 Beiträgen eines der meistgesuchten Stichwörter. Noch vor dem üblichen Lieblingsbegriff #Trump.

Obamas frühere Vizeparteipräsidentin will ihn jetzt verklagen

Trump und sein innerer Zirkel tun deshalb alles, um seine Anhänger vom leidigen Thema abzulenken. Er selbst behauptet nun etwa, sein ursprünglicher Vorgänger Barack Obama habe den ganzen Epstein-Skandal erfunden. Dieser gehöre verhaftet.

Diese Forderung wird nun ausgerechnet von Trumps Geheimdienstchefin Tulsi Gabbard unterstützt, die während Obamas Amtszeit von 2013 bis 2016 selbst Vizepräsidentin der Demokratischen Partei war – und erst kürzlich den Republikanern beitrat. Gabbard veröffentlichte am Wochenende eine Reihe von neuen Beweisen, die belegen sollen, dass Obama auch in den Wahlkampf 2016 eingegriffen habe, um Trump politisch zu schaden. «Ich werde alle Dokumente dem Justizdepartement übergeben, damit alle Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden», schrieb Gabbard in einem gerade erst veröffentlichten Statement.

epa12150599 United States Director of National Intelligence Tulsi Gabbard (R) looks on during her meeting with the Philippine president at Malacanang Palace in Manila, Philippines, 02 June 2025. Gabba ...
Gabbard veröffentlichte am Wochenende eine Reihe von neuen Beweisen, die belegen sollen, dass Obama auch in den Wahlkampf 2016 eingegriffen habe, um Trump politisch zu schaden.Bild: keystone

Der US-Präsident veröffentlichte auch ein KI-generiertes Drohvideo an die Adresse von Barack Obama, in dem der ehemalige Präsident im Weissen Haus verhaftet wird und danach in oranger Häftlingsmontur im Gefängnis sitzt.

Jetzt wird sogar ein alter Volksheld wieder hervorgeholt

Angriffe auf die bei den Republikanern verhassten Obamas und Clintons sind schon seit vielen Jahren genutzte Praktiken rechter US-Politiker, die mittlerweile allerdings kaum noch funktionieren. Trump griff deshalb – unterstützt von Geheimdienstchefin Tulsi Gabbard – zu einem weiteren Ablenkungstrick.

Statt der Epstein-Akten veröffentlichten seine Geheimdienste am Montagabend 6000 Dokumente mit über 230'000 Einzelseiten zum Mord am schwarzen Bürgerrechtler Martin Luther King. Der Pastor gilt in den USA als Volksheld und wird nicht nur von der progressiven Bewegung gefeiert. Um das Attentat auf ihn im Jahr 1968 ranken sich zahlreiche Mythen. Anhänger von Verschwörungstheorien behaupten, der Geheimdienst habe seine Hand bei der Ermordung des unbequemen Aktivisten im Spiel gehabt. In den neu veröffentlichten Akten könnte deshalb Brisantes stecken.

Zum jetzigen Stand sieht es allerdings nicht so aus, als würde das reichen, um den Epstein-Skandal aus dem öffentlichen Bewusstsein zu tilgen. Das «Wall Street Journal» hält bisher trotz Klage an seiner Veröffentlichung fest, dass Trump 2003 seinem «alten Freund» Epstein einen Brief mit der Zeichnung einer nackten Frau geschickt haben soll. Und die «New York Times» enthüllte, dass Trump für sich und Epstein persönlich in seinem Anwesen eine Party mit Models organisiert habe. Die beiden sollen die einzigen männlichen Teilnehmer gewesen sein.

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Donald Trump: Das Leben (und die Psyche) des US-Präsidenten in Bildern
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Donald Trump: Das Leben (und die Psyche) des US-Präsidenten in Bildern

Sicherlich hatte er bereits 1987 in seinem Trump Tower Office davon geträumt, dass er einmal die ganze Welt in Händen halten würde.

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Mokiert sich hier eine Königin über Trump?
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47 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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nullKOMMAnichts
22.07.2025 21:07registriert September 2023
Interessant, wie Trump Obama verhaften lassen will - laut Supreme Court (mit den von Trump ernannten Richtern!) sind Präsidenten doch bei Amtshandlungen immun. Ja was denn nun!?
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Sunny98
22.07.2025 20:59registriert Februar 2015
Ein Narzisst wie er im Buch steht und er glaubt wohl noch immer, dass ihm nichts und niemand was anhaben kann/wird. Er verzockt sich grade gründlich und wird hoffentlich genau so tief fallen, wie er die letzten sechs Monate geschwebt ist. Dass jetzt sogar der Mord an MLK als eines seiner Ablenkungsmanöver herhalten muss, ist an Zynismus kaum zu überbieten.
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Amadeus
22.07.2025 21:36registriert September 2015
Die Ablenkungsversuche sind so durchsichtig und lächerlich. Aber viele MAGA fans werden es schlucken.
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