Bei Trumps Wahlkampfveranstaltung in Pennsylvania starb ein Veranstaltungsteilnehmer, drei weitere Personen wurden verletzt. Der Schütze, der als der 20-jährige Thomas Matthew Crooks aus Bethel Park, Pennsylvania, identifiziert wurde, wurde im Anschluss von den Sicherheitskräften getötet. Während die Motivation für den Anschlag noch unklar ist, behandeln die Bundesbehörden den Vorfall als Mordanschlag.
Im Anschluss auf das Attentat wurden die Social-Media-Plattformen von Verschwörungstheorien geflutet. Die Anhänger Trumps sehen eine Verschwörung des Deep States oder gar des US-Präsidenten Joe Biden, während die Gegner Trumps eine Inszenierung erschnüffelt haben wollen.
Hier folgen deshalb fünf Hirngespinste zu Trumps Attentat:
Das Argument geht wie folgt: Das Foto ist so gut, das Attentat kann nur von langer Hand geplant sein. Ergo: Trump liess sich aus Wahlkampfgründen anschiessen beziehungsweise wurde gar nicht getroffen.
Das ist natürlich Schwachsinn: Fotografen schiessen an Veranstaltungen Hunderte, teils Tausende Fotos und das auch oft unter Stress. Dass der Chef-Fotograf von AP ein solches Foto schiesst, liegt fast schon in seiner Berufsbezeichnung.
«Joe Biden hat die Befehle erteilt». Dies kommentierte, laut BBC, der republikanische Abgeordnete Mike Collins auf X bei einem Tweet zu Bidens Bullseye-Rede. Des Weiteren publizierte er das untenstehende Bild auf seinem Account und versah es mit dem Vermerk: «Sie haben versucht, die Gefahr zu neutralisieren.»
Auf dem Bild ist ein Zitat Bidens zu sehen. Übersetzt lautet es: «Donald Trump ist eine wahrhaftige Gefahr für diese Nation … Es ist Zeit, Trump ins Visier zu nehmen.»
They attempted to neutralize the threat. pic.twitter.com/aOHrVTrk0t
— Rep. Mike Collins (@RepMikeCollins) July 14, 2024
Nur hat Joe Biden die Aussage nicht öffentlich getätigt. «Es ist Zeit, Trump ins Visier zu nehmen», sagte Biden, laut Politico, in einem privaten Call mit demokratischen Abgeordneten. Zudem wurde die Aussage nicht im Kontext mit der Bezeichnung Trumps als «wahrhaftige Gefahr für die Nation» getätigt. Im Call ging es darum, die schlecht verlaufene Debatte mit Trump hinter sich zu lassen und nach vorne zu blicken.
Trump Assassination attempt questions:
— Kosher🎗🧡 (@KosherCockney) July 14, 2024
So the gunman was on a roof only about 150 meters from the stage where Trump was speaking.
That rooftop was in the direct line of sight of the Law enforcement snipers.
Why did the Secret Service not secure the rooftop prior to the… pic.twitter.com/C0TvPkPyb6
Der Attentäter konnte sich mit einem ziemlich grossen Gewehr samt Dreipunktstütze auf einem Dach in Nähe der Wahlkampfveranstaltung positionieren. Diese Tatsache wirft Fragen bezüglich der ausreichenden Sicherung der Veranstaltung auf. Zudem gibt es verschiedene Berichte, die darauf hindeuten, dass der Attentäter von einigen Zuschauern vor dem Attentat bemerkt wurde.
Ein Teil von Trumps Anhängern wittert deshalb eine Zusammenarbeit zwischen dem Secret Service und allenfalls anderen Regierungsmitarbeitern und dem Attentäter.
Eine Entkräftung des Arguments bietet laut dem Sozialwissenschaftler Marko Ković das sogenannte Hanlon’s Razor Sprichwort. Es besagt: «Schreibe nicht der Böswilligkeit zu, was durch Dummheit hinreichend zu erklären ist.»
Kurz nach dem vereitelten Attentat auf Trump verbreitet sich online die Nachricht, dass ein bekanntes und extremistisches Antifa-Mitglied namens Mark Violets als Täter ausgemacht wurde.
Nur handelt es sich dabei um eine klassische Ente, denn Mark Violets gibt es nicht. Die erfundene Person basiert auf dem italienischen Journalisten Marco Violi, der zum Tatzeitpunkt in seiner Heimat in Italien war.
Der ebenfalls italienische X-Account @Moussolinho postete nach dem Attentat eine Meldung, dass die Polizei den Täter festgenommen und als Mark Violets identifiziert habe.
Come ampiamente prevedibile Moussolinho è saltato (o forse si è disattivato) e a sensazione questa volta non lo rivedremo per un bel pezzo, lascio qui a imperitura memoria il tweet della leggenda pic.twitter.com/n8HHXVajj6
— Don Friedkin (@Don_Friedkin) July 13, 2024
Diese falsche Nachricht verbreitete sich dank des X-Algorithmus und vorschneller Journalisten wie ein Lauffeuer. Der angebliche Attentäter Mark Violets wurde mit Violis Bild unter anderem in der spanischen Zeitung «El País» sowie in mehreren US-amerikanischen Fernsehsendungen erwähnt. Auch auf X berichteten einige Journalisten von Mark Violets. Etwa der Chef-Korrespondent von «Africa Today» im Weissen Haus.
Auf Instagram gab Marco Violi eine Erklärung ab, dass es sich bei @Moussolinho um einen von mehreren Hatern und Stalkern handle, die ihn seit 2018 belästigen. Es gebe ein laufendes Verfahren gegen die Person. Zudem gab Violi bekannt, dass er rechtlich gegen alle Medien vorgehen wird, die die Falschnachricht verbreitet hatten.
Reichlich absurd argumentiert X-User «Shadow of Ezra». Unter rechten Kreisen in Amerika wird gerne eine angeblich satanische und pädophile Elite, inklusive Juden, als sogenannter Deep State bezeichnet. Wenn es nach den Verschwörungserzählungen geht, ist diese Elite für so ziemlich alles Schlechte und Böse der Welt verantwortlich. So auch für den Mordanschlag auf Donald Trump.
Als Beweis dient «Shadow of Ezra» unter anderem ein Post des Sohnes von George Soros, Alex Soros. Dieser hat im vergangenen Januar einen Artikel des renommierten Magazins The Atlantic auf X gepostet. Dazu schrieb Soros die Einleitung des besagten Artikels: «Im vergangenen Jahr haben sich die Verbrechens- und Inflationskrise weitgehend verflüchtigt, ebenso wie die führenden Theorien über ihre Ursachen.»
Earlier this year, George Soros's son, Alexander Soros, tweeted what seemed like an assassination threat towards Donald Trump.
— Shadow of Ezra (@ShadowofEzra) July 14, 2024
On the left was an image of a bullet shattering a window. On the right was money adding up to $47.
The number 47 was an indication towards the 47th… pic.twitter.com/WxY1Y2B3kT
Diesen Post nimmt «Shadow of Ezra» als Anlass, einen Mordaufruf von Seiten der jüdischen Weltelite gegen Trump zu sehen. Denn: Auf dem Bild ist ein eingeschossenes Fenster und eine Hand mit 47 US-Dollar zu sehen. Würde Trump wiedergewählt werden, wäre er der 47. Präsident der USA. Bei dem Bild handelt es sich um die Titel-Illustration des Artikels.
Eins ist klar. Der unsinnige Post von «Shadow of Ezra» ist nur einer von vielen. Die Verschwörungstheorien werden in den kommenden Tagen weiter wuchern.
Unter den Aluhüten ists sicher seeeeehr heiss geworden, die letzten Tage 🙈🫣
#sosad